Rheinland-Pfalz/Saarland

Nach Überschwemmungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland: Das Hochwasser und seine Folgen

Hochwasser - Rheinland-Pfalz -  Mosel
20.05.2024, Rheinland-Pfalz, Koblenz: Feuerwehrleute reinigen im Koblenzer Stadtteil Güls die die Straßen vom Schlamm, den das Moselhochwasser zurückgelassen hat. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mit Sandsäcken und Mülltonnen gegen den Schlamm: Am Pfingstmontag sind nach dem Hochwasser am Wochenende viele Menschen im Saarland und in Rheinland-Pfalz mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Dauer- und Starkregen hatte in beiden Ländern zu Überschwemmungen und Hochwasser geführt, im Saarland starb eine Frau. Über Verletzte war zunächst nichts bekannt. Doch noch ist die Gefahr nicht gebannt.

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Ab Dienstag soll es erneut regnen. Mit Blick auf die Wettervorhersagen liefen fast stündliche Berechnungen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Das Ministerium sei im ständigen Austausch mit den Unteren Katastrophenschutzbehörden.

Erneuter Regen vorhergesagt

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) könne es im Süden des Saarlands und von Rheinland-Pfalz am Dienstag bereits vormittags schauerartigen und teils länger andauernden Regen geben. Im Verlauf des Tages weite sich der Regen weiter nach Norden aus. Der Wetterdienst schrieb von einem mehrstündigen Stark- oder Dauerregen mit Hochwassergefahr an Bächen und Flüssen. „Der Schwerpunkt liegt diesmal voraussichtlich nicht im Saarland und südlichen Rheinland-Pfalz, sondern etwas weiter im Norden, im Gebiet von der Eifel über Mittelhessen, bis nach Südostbayern“, sagte Meteorologe Nico Bauer vom DWD. In den Hochwassergebieten werde es dann etwas geringere Mengen Regen geben.

Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz teilte am Montag mit, dass die Wasserstände an Mosel, Saar und Sauer voraussichtlich bis Dienstagvormittag weiter fallen werden. „Für Dienstag werden im französischen Moseleinzugsgebiet sowie an der Saar wieder höhere Regenmengen vorhergesagt“, heißt es weiter. Im deutschen Teil sei am Dienstag mit zum Teil schweren Gewittern mit Starkregen zu rechnen. „Infolgedessen werden die Wasserstände in der Mosel ab Dienstag wieder ansteigen.“

Rückblick: Enorme Regenmengen hatten in den beiden Ländern bereits am Freitag und in der Nacht zu Samstag für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt. Am Sonntag hatte sich die Lage zunächst entspannt, später am Tag kam es teils wieder zu Starkregen. Bei der Hochwasserlage kam eine 67-Jährige ums Leben. Die Frau war bei einem Rettungseinsatz in Saarbrücken am Freitag von einem Einsatzfahrzeug erfasst worden und starb am Sonntagabend in einer Klinik an den Folgen, wie die Stadt mitteilte. Am Pfingstmontag gab es für die Einsatzkräfte sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im Saarland eine kleine Pause. Das Aufräumen begann.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Innenminister Michael Ebling (SPD) und Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) besuchten am Samstag betroffene Gebiete in Rheinland-Pfalz, etwa entlang der Mosel. Im Kreis Cochem-Zell war an vielen Orten landunter, zum Beispiel in Cochem oder auch in Zell, wo die Altstadt voll Wasser lief: Bereits am Samstagabend schwappte es gegen 20.30 Uhr über die Hochwasserschutzmauern.

In etlichen Kommunen entlang des Flusses stand über Pfingsten Wasser auf den Straßen, im Erdgeschoss von Häusern, Keller waren geflutet. Das Landesamt für Umwelt meldete für Cochem einen Pegelhöchststand von 820 Zentimetern, was einem zwei- bis zehnjährigen Hochwasser entspricht. Feuerwehren waren im Dauereinsatz.

Das große Aufräumen nach dem Hochwasser

Der Pfingstmontag stand dann allenthalben im Zeichen des Aufräumens: Schlamm schippen und Müll entsorgen waren angesagt. Die Feuerwehren bauten die Hochwasserstege in den Kommunen entlang der Mosel wieder ab, darunter auch in manchen Stadteilen von Koblenz. In der Stadt an Rhein und Mosel blieb es alles in allem entspannt.

Aufräumen hieß es am Montag auch etwa für den Kreis Birkenfeld und die Verbandsgemeinde Kirner Land: Zunächst waren die Unwetter halbwegs glimpflich ausgegangen, sodass zahlreiche Einsatzkräfte ins nahe Saarland beordert wurden, um dort zu helfen. Allein aus dem Kreis Birkenfeld waren demnach 100 Kräfte ausgerückt, um im Nachbarland zu helfen. Doch dann brachte der Pfingstmontag auch im eigenen Betritt großes Chaos, vor allem das Kirner Land hat es richtig heftig getroffen: Unwetter und Starkregen sorgten für Erdrutsche, über die Ufer getretene Bäche und mit Schlammwasser überspülte Straßen. Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW waren im Einsatz. Bisherige Bilanz: Rund 60 bis 100 Häuser wurden beschädigt.

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Ausmaß der Schäden noch nicht absehbar

Welche Schäden das Pfingsthochwasser in Rheinland-Pfalz und dem Saarland genau angerichtet hat, ist unterdessen noch unklar. Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach in einer Mitteilung von Sonntag von einem „großen und flächendeckenden Hochwasser“. Ihre saarländische Amtskollegin Anke Rehlinger (SPD) sprach am Montag von ersten Einschätzungen, nach denen das Hochwasser im Saarland Schäden „weit in den Millionenbereich hinein“ angerichtet habe. Das Ausmaß der Schäden werde man erst richtig sehen können, wenn das Wasser ganz zurückgegangen sei.

„Schon heute ist allerdings klar, dass wir es mit massiven Schäden an privatem Eigentum, aber auch an Infrastruktur wie Straßen, Brücken oder auch Kitas zu tun haben werden“, sagte Rehlinger. „Wir kämpfen seit wenigen Tagen gegen Wassermassen, werden aber sicherlich Jahre mit den Folgen kämpfen müssen.“ Dabei sei klar: „Der Staat wird helfen müssen, dort, wo große Schäden entstanden sind und Menschen damit überfordert sind“, sagte Rehlinger.

Nach dem Hochwasser haben, wie hier in Cochem, am Montag in vielen Orten entlang der Mosel die Aufräumarbeiten begonnen.

Tom Esser

Nach dem Hochwasser haben, wie hier in Cochem, am Montag in vielen Orten entlang der Mosel die Aufräumarbeiten begonnen.

Tom Esser

Nach dem Hochwasser haben, wie hier in Cochem, am Montag in vielen Orten entlang der Mosel die Aufräumarbeiten begonnen.

Tom Esser

Nach dem Hochwasser haben, wie hier in Cochem, am Montag in vielen Orten entlang der Mosel die Aufräumarbeiten begonnen.

Tom Esser

Auch in Koblenz kehrt nach dem Hochwasser allmählich wieder der Normalzustand zurück.

Albrecht Kahl

Auch in Koblenz kehrt nach dem Hochwasser allmählich wieder der Normalzustand zurück.

Albrecht Kahl

Großes Aufräumen war an Pfingstmontag in Pünderich angesagt.

Winfried Simon

Die Landesregierung des Saarlands habe bereits den Weg für finanzielle Hilfen frei gemacht, „damit die Menschen nicht im Regen stehen“. Die Menschen sollten „jetzt schnell Sicherheit haben, welche Unterstützung sie bekommen“, sagte die Regierungschefin. Sicher werde es auch Gespräche mit dem Bund darüber geben.

Die Einsatzkräfte hätten bei mehr als 4000 Einsätzen „Unfassbares“ geleistet, sagte Rehlinger. Hinzu kommen mehr als 10.000 Helfer plus Tausende Bürger in Nachbarschaftshilfe. Die SPD-Politikerin sprach von einem „unglaublichen Kraftakt“.

Kanzler verspricht Solidarität

Bundeskanzler Olaf Scholz war am Samstag gemeinsam mit Rehlinger im Saarland vor Ort. Der SPD-Politiker sagte in Kleinblittersdorf, es stehe nun die akute Hilfe im Vordergrund. Wenn die unmittelbare Not- und Gefahrenlage zurückgegangen sei, werde es dann darum gehen, dass man miteinander verabrede, was konkret zu tun sei, um denjenigen, die in Not geraten seien, zu helfen. „Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität“, sagte der Kanzler.

Aktivisten und Aktivistinnen von Fridays for Future sammelten sich am Montag für eine Aktion in Saarbrücken. Eine Sprecherin sagte, man habe sich mit Gummistiefeln in die Saar gestellt. „Wir fordern, dass die Klimakrise nicht ausgeblendet wird und dass nicht fahrlässig gehandelt wird“, sagte sie. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland forderte ein Sofortprogramm gegen Klimakrise und Starkregen, wie die Ortsgruppe Saarbrücken mitteilte. „Das Starkregenereignis am vergangenen Wochenende war kein Warnschuss mehr, sondern der erste Teil einer dramatischen Klimakrise im Saarland“, sagte Ronald Maltha, Sprecher des BUND Saarbrücken.

Solche Starkregenlagen kommen dem DWD-Meteorologen Bauer zufolge durch den Klimawandel häufiger vor. Er sagt: „Die werden häufiger und intensiver, einfach aus dem Grund, dass eine wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und dadurch die Niederschläge heftiger ausfallen.“ dpa, ame