Schräg und sparsam – Test: Renault Arkana

Von Holger Holzer, SP-X
Der Renault Arkana trägt nun auch das neue Markenlogo der Franzosen
Der Renault Arkana trägt nun auch das neue Markenlogo der Franzosen Foto: Renault

Crossover-Coupés kennt man normalerweise von Premium-Herstellern. Renault hat eine günstige Alternative.

Lesezeit: 3 Minuten
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SP-X/Köln. Für ein ausgewachsenes Crossover-Coupé müssen Autokäufer normalerweise tief in die Tasche greifen. Renault bietet mit dem gerade frisch gelifteten Arkana eine günstige Variante, die dank Hybridtechnik auch im Betrieb wenig Geld kostet. Ein paar kleine Schwächen müssen Interessenten aber in Kauf nehmen.

Der Renault Arkana trägt nun auch das neue Markenlogo der Franzosen
Der Renault Arkana trägt nun auch das neue Markenlogo der Franzosen
Foto: Renault

Auch wenn der Arkana mit 4,57 Metern Länge klar im kompakten SUV-Segment unterwegs ist, findet sich unterm Blech des in Südkorea gebauten Modells günstige Kleinwagentechnik. Nächster Verwandter im Renault Portfolio sind der Crossover Captur und der Kleinwagen Clio. Äußerlich ist das allerdings nicht zu erahnen: Die erhöhte Bodenfreiheit, eine hohe Schulterlinie und das dynamische Fließheck lassen den Arkana mindestens eine Klasse größer und teurer wirken als seine zwei Verwandten.

Für ein ausgewachsenes Crossover-Coupé müssen Autokäufer normalerweise tief in die Tasche greifen
Für ein ausgewachsenes Crossover-Coupé müssen Autokäufer normalerweise tief in die Tasche greifen
Foto: Renault

Der Eindruck bleibt nach dem Einsteigen erhalten: Die Einrichtung wirkt durchaus wertig, viele Verkleidungen sind hinterschäumt, lediglich an selten berührten Stellen findet sich kostenoptimiertes Hartplastik. Selbst für ein Kompaktauto ist der Renault in der ersten Reihe sehr luftig geschnitten, während in Reihe zwei eher Kleinwagenverhältnisse herrschen, auch wenn die Kopffreiheit trotz des schrägen Daches in Ordnung geht. Der Kofferraum ist wieder sehr groß; vor allem in der Tiefe übertrifft er Kompaktklassen-Standards. Ungewöhnlich für ein Quasi-Coupé: Die Heckklappe lässt sich auch gegen Aufpreis nicht elektrisch betätigen. Zudem ist der Griff zum Öffnen direkt über dem Kennzeichenhalter angebracht, wodurch er schnell verschmutzt und dem Benutzer die Finger verdreckt.

Die Hybrid-Variante überzeugt mit Sparsamkeit
Die Hybrid-Variante überzeugt mit Sparsamkeit
Foto: Renault

Im Alltag gefallen der rückenfreundliche Einstieg und die weit verstellbaren, bequemen Sitze. Im Fond sitzt es sich auf den etwa zu weichen und kurzen Flächen nicht ganz so kommod. Zudem mangelt es hinten ein wenig an Ablagen, während das Angebot vorne durchaus ok ist. Der Fahrer leidet allerdings unter dem unübersichtlichen Karosseriezuschnitt. Vor allem die Sicht nach hinten und schräg hinten ist sehr schlecht.

Der Hochkant-Monitor prägt das Cockpit
Der Hochkant-Monitor prägt das Cockpit
Foto: Renault

Auf der Straße schlägt sich der Arkana ansonsten ordentlich. Das Stahlfahrwerk bietet auch ohne Verstelldämpfer oder ähnliche Upgrades ein ordentliches Komfortniveau. Vor allem bei Reisegeschwindigkeit filtert es Unregelmäßigkeiten gut heraus, bei langsamer Fahrt wirkt es hingegen etwas steifbeinig. Dabei ist gerade das Fahren im Stadtverkehr die Paradedisziplin des 105 kW/143 PS starken Vollhybridantriebs. Dort kommt er mit deutlich weniger als 5 Litern Sprit aus, treibt den Crossover einen großen Teil der Zeit rein elektrisch an.

Hinten wird es über dem Scheitel nur für sehr groß gewachsene Insassen eng
Hinten wird es über dem Scheitel nur für sehr groß gewachsene Insassen eng
Foto: Renault

Die Kombination aus 1,5-Liter-Benziner (69 kW/94 PS), verstärktem Startergenerator und kleinem E-Motor (36 kW/49 PS) bietet dabei aus dem Stand heraus eine flotte und harmonische Kraftentwicklung, die dem großen Auto eine überraschende Agilität verleiht. Allerdings lässt der Durchzug bei höheren Geschwindigkeiten außerorts bereits deutlich nach, bei Zwischenspurts benötigt der Renault ein wenig Bedenkzeit, bevor alle Antriebspartner wissen, was verlangt wird. Auf der Autobahn kommt das System dann oberhalb der Richtgeschwindigkeit generell an seine Beschleunigungsgrenzen. Das ist auch zu hören: Arbeitet der Vierzylinder bei mäßigem Leistungsbedarf noch sehr ruhig und harmonisch, tendiert er unter Last zum Dröhnen.

Sportliches Fahren ist trotz der schnittigen Karosserie also nicht die Kompetenz des Arkana. Aber der flotte Antritt in Kombination mit dem geringen Gesamtverbrauch von 5,5 Litern kann sich im Gegenzug sehen lassen. Wer sparen will, muss aber zunächst einmal investieren: Der Vollhybrid – bei Renault „E-Tech Full Hybrid“ genannt – kostet mindestens 34.900 Euro. Die normalen Benziner – wegen ihrer milden E-Unterstützung ebenfalls „Hybrid“ genannt – starten rund 5.000 Euro darunter. Immerhin stimmt die Ausstattung: Neben dem Üblichen sind beim Vollhybriden auch Komfort-Extras wie eine Handy-Ladeschale, Rückfahrkamera und Infotainmentsystem mit Navigation an Bord.

Trotz Kleinwagenbasis tritt der Arkana insgesamt wie ein Großer auf. Das Coupé-Fließheck lassen sich andere Hersteller teurer bezahlen, kombinieren es aber meist auch mit stärkeren Fahrleistungen. Wer aber sowieso entspannt unterwegs ist, findet in dem schicken Renault einen sehr sparsamen und ziemlich praktischen Begleiter.

Technische Daten – Renault Arkana E-Tech:

Kompaktes Crossover-Coupé, Länge: 4,57 Meter, Breite: 1,80 Meter (2,03 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,57 Meter, Radstand: 2,72 Meter, Kofferraumvolumen: 480 bis 1.263 Liter

E-Tech Hybrid 145: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner, 69 kW/94 PS, Elektromotor: 36 kW/49 PS, Systemleistung: 105 kW/143 PS, maximales Drehmoment: k.A., stufenloses Getriebe, Frontantrieb, 0-100 km/h: 10,8 s, Vmax: 172 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,7 – 4,8 l, CO2-Ausstoß: 106 – 108 g/km, Testverbrauch: 5,5 l/100 km, Preis: ab 34.900 Euro.

Kurzcharakteristik:

Warum: sparsamer Antrieb, ordentliches Platzangebot, gute Ausstattung

Warum nicht: mäßige Fahrleistungen, unübersichtliche Karosserie

Was sonst: Subaru Crosstrek, Kia XCeed, Toyota C-HR

Holger Holzer/SP-X