Bilanz der RZ-Hilfsaktion
„Wir sind oft schnell zur Stelle“
Die Erste Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer mit ihrem HELFT-UNS-LEBEN-Team (von links): Gerd Becker (Kassenprüfer), Maximilian Eckhardt (Schriftführer), Simon Schülter (Kassierer), Lars Hennemann (Stellvertretender Vorsitzender), Marko Süsterhenn (Geschäftsführer), Stephan Paffrath (Beisitzer) sowie Evangelos Botinos (Stellvertretender Geschäftsführer).
Jens Weber

Hilfe, die dort ankommt, wo sie dringend benötigt wird - unbürokratisch, unkompliziert und vor allem schnell: Dafür steht HELFT UNS LEBEN, die Hilfsinitiative unserer Zeitung. Manuela Lewentz-Twer zieht Bilanz über ein besonderes Jahr.

Mika Pauli wohnt mit seinen Eltern im Koblenzer Stadtteil Metternich. Der Zehnjährige ist aufgrund eines seltenen genetisch bedingten Krankheitsbildes (MECP2-Duplikationssyndrom) in seiner Entwicklung beeinträchtigt und kann nur über ein spezielles Tablet, auf dem bunte Symbole zu sehen sind, mit seiner Umwelt kommunizieren. Auch ermüdet er sehr rasch und ist sehr anfällig für Infektionen.

Aber dennoch liebt auch er Dinge, die alle Jungen in seinem Alter gern tun: Musik hören, mit Freunden spielen oder eine Reittherapie bei den Koppelkids in Neuwied. Und Fahrradfahren mit der Familie. Dabei ist er jedoch auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen. Und diese wiederum hatten sich an HELFT UNS LEBEN, die Benefizaktion der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben, mit der Bitte um Unterstützung bei der Anschaffung eines für Mika geeigneten Rades gewandt.

Manuela Lewentz-Twer ist Vorsitzende der Initiative HELFT UNS LEBEN.
privat

Der Vorstand ließ sich nicht lange bitten und fand seinerseits Unterstützung bei den Experten von Fahrrad XXL, die das Spezialrad im Wert von 11.200 Euro besorgten. Geschäftsführer Alexander Schäfer unterstützte das Vorhaben selbst mit einer Spende von 1000 Euro, die weiteren Mittel kamen aus dem Spendentopf von HELFT UNS LEBEN.

„Es sind Menschen wie Familie Pauli, um die wir uns kümmern und denen wir uns verpflichtet fühlen. Wer unverschuldet in Not geraten oder von einem Schicksalsschlag getroffen worden ist, der findet in HELFT UNS LEBEN einen Ansprechpartner“, sagt Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer. Wie alle übrigen Vorstandsmitglieder engagiert sie sich ehrenamtlich und kann auf ein mit Terminen und Themen reichlich gefülltes Jahr 2024 zurückschauen, in dem HELFT UNS LEBEN im nördlichen Rheinland-Pfalz dank zahlreicher Spenderinnen und Spender vielfach Unterstützung gewähren konnte.

„Es sind treue Freunde wie das Heeresmusikkorps, die uns unsere Arbeit ermöglichen.“
Manuela Lewentz-Twer

Das Jahr begann mit einer Besonderheit: 2024 fand das beliebte Benefizkonzert mit dem Heeresmusikkorps Koblenz nicht einmal, sondern zwei Mal statt. Im Januar nämlich wurde in der ausverkauften Rhein-Mosel-Halle in Koblenz das wenige Wochen zuvor wegen eines Lüftungsschadens ausgefallene 2023er Konzert nachgeholt. Mehr als 10.000 Euro Erlös kamen dabei zustande. Und Anfang November, als das Korps dann unter seinem neuen Dirigenten Hauptmann Holger Kolodziej erneut konzertierte, fand dies ebenfalls vor vollständig gefüllten Sitzreihen statt. Das Spendenergebnis wurde sogar nochmals getoppt, es kamen mehr als 12.000 Euro Reinerlös zustande.

„Es sind treue Freunde wie das Heeresmusikkorps, die uns unsere Arbeit ermöglichen“, betont Manuela Lewentz-Twer. Auf diesem Fundament konnte HELFT UNS LEBEN über das gesamte Jahr hinweg in der Region tätig sein – und wurde es. So zum Beispiel in Attenhausen (Rhein-Lahn-Kreis) bei Thomas Loschinski und seinen vier Kindern. Mutter und Ehefrau Yvonne verstarb im Februar während eines Krankenhausaufenthaltes völlig unerwartet. HELFT UNS LEBEN unterstützte die Familie sofort mit dem, was sie am nötigsten brauchte: ein Auto, in dem gemeinsame Fahrten unternommen werden konnten.

Für Familie Pauli in Koblenz bedeutet das neue Fahrrad eine ganze Menge. Bei der Übergabe (von links): Evangelos Botinos, Saskia Pauli, Mika Pauli, Lars Hennemann, Erik Pauli und Alexander Schäfer.
Kevin Ruehle

Die Kita „Villa Kunterbunt“ in Lohrheim wiederum erhielt über HELFT UNS LEBEN einen Elektro-Bollerwagen, mit dem die Kinder bei Ausflügen sicher transportiert werden können. Auch ein Sonnensegel auf dem Spielplatz der Kita wurde angeschafft. Die Rheuma-Liga in Bad Ems wiederum erhielt für ihre wichtige Arbeit ein neues Fahrzeug im Wert von 37.000 Euro, um Betroffene verlässlich von A nach B bringen zu können.

Über ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug freute sich auch Familie Maxein aus Neuwied. Der 18-jährige, an einer Muskelschwäche leidende Sohn Julian meldet sich nach der ersten Probefahrt begeistert beim HELFT UNS LEBEN-Vorstand: genug Platz, gute Sicht nach allen Seiten, dennoch nah genug an seinen Eltern – ein in jeder Hinsicht vielfach verbessertes Lebens- und Fahrgefühl für die gesamte Familie.

Regional verankert, keine Verwaltungsausgaben

Mit 10.000 Euro hat HELFT UNS LEBEN die Familie der 15-jährigen Lorena Mäurer aus Obernhof unterstützt. Lorena ist an einer äußerst seltenen Form von Krebs erkrankt, der sie sehr schwächt. Die Erkrankung verlangt der gesamten Familie psychisch und – wegen notwendiger Umbauten des Hauses – finanziell alles ab. Als Manuela Lewentz-Twer von diesem Schicksal erfuhr, stand für sie sofort fest, dass man Familie Mäurer helfen müsse: „Auch das zeichnet HELFT UNS LEBEN aus. Wir sind regional verankert und deshalb oft schnell zur Stelle. Wir haben außerdem keine Verwaltungsausgaben, bei uns kommt jeder Euro dort an, wo er gebraucht wird“, betont die Vorsitzende.

Die Benefizkonzert des Heeresmusikkorps in Koblenz sind Jahr für Jahr Publikumsmagnete. Hauptmann Holger Kolodziej leitete die Neuauflage im ablaufenden Kalenderjahr mit viel Esprit.
Kevin Ruehle

Oft sind es Kinder und junge Familien, um die sich HELFT UNS LEBEN kümmert. Also diejenigen, deren Leben noch an einem Anfang steht. Aber auch denjenigen, für die leider der Abschied naht, steht die Aktion bei. Konkret wurde dies 2024 in Nassau, wo ein neues Hospiz kurz vor seiner Fertigstellung steht. HELFT UNS LEBEN unterstützt das Haus mit insgesamt 62.000 Euro und wird auch Pate eines der Zimmer, in denen die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner untergebracht sein werden.

Mitunter ist aber auch HELFT UNS LEBEN auf die Mithilfe anderer angewiesen. So im Fall von Loren Kram aus Simmern im Westerwald, die für ihren erkrankten Mann, ihren Sohn und sich selbst dringend eine neue Wohnung sucht. Nachdem es damit zunächst ganz gut aussah, hat sich in den zurückliegenden Monaten dann aber leider doch noch keine neue Möglichkeit ergeben. „Aber unsere Zusage, den Umzug mit 40.000 Euro zu unterstützen, gilt weiterhin. Wir halten unser Wort“, so Lewentz-Twer, die mit Familie Kram weiterhin hofft.

Unterstützung für die Tafeln in der Region

Auf seiner jüngsten Sitzung im Dezember beschloss der Vorstand, wie bereits im Vorjahr die Tafeln in der Region mit insgesamt 45.000 Euro zu unterstützen. Jeweils 5000 Euro gehen an die Tafeln in Bad Kreuznach, Bad Ems, Cochem, Idar-Oberstein, Koblenz, Mayen, Neuwied, Linz und im Rhein-Hunsrück-Kreis. „Auch dort wird eine immens wichtige Arbeit geleistet, bei der wir gern unterstützen“, betont die Vorsitzende. Ebenfalls im Dezember fasste der Vorstand den Beschluss, Familie Liebel aus Bendorf mit einem rollstuhlgerechten Fahrzeug im Wert von etwa 35.000 Euro zu unterstützen, weil Sohn Rafael ebenfalls wegen eines Gendefekts an den Rollstuhl gebunden ist. Auch die zusätzlichen Umbaukosten für das Auto wird HELFT UNS LEBEN übernehmen (ausführlicher Bericht folgt).

Übergabe des Fahrzeugs an Familie Maxein bei Ford Foerster in Koblenz mit (von links) Evangelos Botinos, Xaver, Anja und Julian Maxein, Lars Hennemann sowie Verkaufsberater Stephan Kern.
Kevin Ruehle

HELFT UNS LEBEN hat 2024 noch in einer Vielzahl weiterer Fälle geholfen. Taxigutscheine, Lebensmittelgutscheine, Geschenke für Kinder alleinerziehender Mütter, ein Urlaub für eine schwer erkrankte junge Frau – der Vorstand prüft alles im Einzelfall, handelt aber vor allem immer unkompliziert. Denn für alle ist es die schönste Belohnung, wenn es am Ende so ausgeht wie bei dem kleinen Mika Pauli. Er kann aufgrund seiner Beeinträchtigung nicht sprechen. Aber er strahlte, als er sein neues Fortbewegungsmittel sah. Und hörte gar nicht mehr auf, immer wieder ein Symbol auf seinem Tablet zu drücken: das mit dem Fahrrad.

„Solche Momente sind unser schönster Dank“, sagt Manuela Lewentz-Twer. Und: „Ich danke unsererseits allen Spenderinnen und Spendern für ihre Treue und Verbundenheit. Ohne sie wäre unsere Arbeit nicht möglich.“

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