Rheinland-Pfalz

Was wird aus dem Cyberbunker in Traben-Trarbach? Besondere Immobilie steht zum Verkauf

Von Birgit Reichert
Was wird aus dem Cyberbunker?
Versteckt und verlassen im Wald einer Anhöhe liegt die Anlage des sogenannten Cyberbunkers, in dem Kriminelle über Jahre ein illegales Rechenzentrum betrieben haben. Im Herbst 2019 war der Bunker als illegales Rechenzentrum für millionenschwere kriminelle Geschäfte aufgeflogen. Foto: Harald Tittel/dpa

Die Zukunft des Cyberbunkers in Traben-Trarbach an der Mosel ist weiter ungewiss. Nach der zwischenzeitlichen Absage der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die Anlage zu übernehmen, suche das Land Rheinland-Pfalz als Eigentümer nun nach einem Käufer, teilte das zuständige Landesamt für Steuern in Koblenz mit. Bislang hätten sich mehrere Kaufinteressenten unverbindlich gemeldet. Favorisierte potenzielle Käufer gebe es aktuell nicht, teilte das Amt mit.

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Im Herbst 2019 war der rund 5500 Quadratmeter große Bunker als illegales Rechenzentrum für millionenschwere kriminelle Geschäfte im Darknet aufgeflogen. In einem der bundesweit größten Prozesse gegen Cybercrime wurden die Betreiber des Bunkers verurteilt.

Der Cyberbunker war zunächst von der Generalstaatsanwaltschaft beschlagnahmt worden. Seit September vergangenen Jahres ist das Land Eigentümer des insgesamt 13 Hektar großen Geländes, zu der neben der Bunkeranlage über fünf Ebenen auch zwei überirdische Gebäude gehören.

Verkaufspreis noch unklar

Dieser Klarstellung der Besitzverhältnisse war eine juristische Auseinandersetzung vorausgegangen: Die ehemaligen Besitzer, ein Niederländer beziehungsweise die niederländische Stiftung „Wasteland“, der er vorstand, hatten sich rechtlich gegen die Beschlagnahmung gewehrt und wollten die Bunkeranlage zurückhaben. Das Landgericht Trier gab einem entsprechenden Antrag nicht statt, das Oberlandesgericht Koblenz bestätigte die Entscheidung später.

Was den nun angestrebten Verkauf angeht: Ziel sei es, die gesamte Anlage „zum vollen Wert“ zu verkaufen, sagte die Sprecherin des Amtes. Den Zuschlag bekomme grundsätzlich der, der das beste Kaufangebot unterbreite. Wie hoch die Verkaufssumme sein soll, sei aber noch unklar. Die Bewertung einer solchen „Spezialimmobilie“ wie der Bunkeranlage, die aus einer militärischen Vornutzung stamme, sei schwierig und müsse mit einem noch zu erstellenden Gesamtnutzungskonzept erfolgen.

Was wird aus dem Cyberbunker?
Verwaist: Die Zufahrt zum sogenannten Cyberbunker ist zurzeit außer Betrieb.
Foto: Harald Tittel/dpa

Der Verkauf solle „in enger Abstimmung“ mit der Kommune ablaufen. Es sei wünschenswert, „dass eine Anschlussnutzung des Bunkers, samt Anlage mit Gebäuden, auch dem Interesse der Stadt sowie der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach entspricht“, teilte das Amt mit. Gut wäre es zudem, wenn ein neuer Eigentümer dazu beitrage, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und so die regionale Wirtschaft zu fördern.

Nach früheren Angaben der Stadt hatte es zuvor bereits Anfragen für die Nutzung des Bunkers gegeben: Sie reichten von einem Käselager über ein Weindepot bis zu einem Bunkerhotel. Angestrebt werde „eine zeitnahe Veräußerung der Immobilie“, teilte das Amt mit. Zu dem Zeitfenster könne derzeit keine Aussage gemacht werden.

Die zwei Gebäude auf dem Gelände seien teils stark sanierungsbedürftig und im aktuellen Zustand nicht nutzbar. Im Bunker werde dafür gesorgt, dass die Feuchtigkeit herausgepumpt werde. Zudem werde derzeit die Elektroinstallation erneuert.

Fast 250.000 Straftaten abgewickelt

Früher war in dem unterirdischen Schutzbau, der auf dem Bergrücken Mont Royal oberhalb von Traben-Trarbach liegt, das Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr untergebracht. Aufgearbeitete Daten, unter anderem zum Wetter an den Einsatzorten, gingen dann von dort an die Verbände, auch ins Ausland. Ende 2012 war Schluss mit dem Amt. Und Ende 2013 kaufte der Rädelsführer der Cyberbunkerbande den alten Bundeswehr-Bunker für 450.000 Euro.

Die Bande hatte Hunderte Server betrieben, über die fast 250.000 Straftaten abgewickelt wurden – Drogendeals, Datenhehlerei, Computerangriffe und Falschgeldgeschäfte. Ende 2021 wurden sieben Männer und eine Frau vom Landgericht Trier wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt. Sie erhielten Haftstrafen zwischen einem Jahr auf Bewährung bis hin zu fünf Jahren und neun Monaten.

Auf die kriminellen Machenschaften im Bunker war seinerzeit auch die US-amerikanische Medienplattform Netflix aufmerksam geworden und hatte dem Cyberbunker eine Dokumentation namens „Cyberbunker – Darknet in Deutschland“ gewidmet. Die Doku zeigt, wie sich die Truppe um den niederländischen Rädelsführer an der idyllischen Mosel einnistet und von dort aus weltweit unzählige Straftaten wie Drogen- sowie Waffenhandel und Pornografie ermöglichte. dpa