Rheinland-Pfalz

Frauen und Senioren sind verstärkt betroffen: Rund 500.000 Rheinland-Pfälzer an Depressionen erkrankt

Von Johannes Kirsch, red
Befragung: Jeder vierte Erwachsene fühlt sich sehr einsam
Depressionen gehören damit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen Deutschlands. Foto: Jonas Walzberg/picture alliance/dpa

Die Liste an potenziellen Risikofaktoren ist lang: Beziehungskrisen, Todesfälle, berufliche Enttäuschungen oder Traumata durch Gewalt, Krieg oder Missbrauch. Fast jeder Achte im Land leidet unter Depressionen – wenn man nur die tatsächlich diagnostizierten Fälle berücksichtigt. Neben der individuellen Einschränkung der Lebensqualität führt das auch zu einem großen volkswirtschaftlichen Schaden.

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Knapp 500.000 Rheinland-Pfälzer ab dem zehnten Lebensjahr waren im Jahr 2022 an einer Depression erkrankt. Dies geht aus dem aktuellen „Gesundheitsatlas Deutschland“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Depressionen gehörten zu den häufigsten psychischen Erkrankungen Deutschlands. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl der diagnostizierten Erkrankungen kontinuierlich gestiegen – insbesondere bei jüngeren Menschen zwischen 10 und 24 Jahren sowie bei älteren über 65 Jahre. In Rheinland-Pfalz liegt der Anteil mit 12,2 Prozent Erkrankten ein wenig unterhalb des bundesweiten Durchschnittswertes von 12,5 Prozent.

Der niedrigste Anteil an Personen mit Depressionen findet sich mit 10,2 Prozent im Rhein-Pfalz-Kreis. Koblenz und Landau in der Pfalz (jeweils 10,3 Prozent) folgen nahezu gleichauf. Am stärksten betroffen ist Zweibrücken. Dort liegen bei 15,7 Prozent der Bevölkerung Depressionen vor. Auch im Norden des Landes liegen mit den Landkreisen Vulkaneifel (15,1 Prozent), Ahrweiler (14,5 Prozent) und Cochem-Zell (14,1 Prozent) drei Regionen mit deutlich überdurchschnittlicher Erkrankungsrate.

Mehr Fälle durch Corona-Pandemie

Während 2017 noch 11,7 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner von Rheinland-Pfalz ab zehn Jahren eine ärztlich diagnostizierte Depression hatten, waren es im Jahr 2022 bereits 12,2 Prozent. „Wir sehen, dass insgesamt verstärkt ältere Menschen von Depressionen betroffen sind. Einsamkeit ist ein entscheidender Risikofaktor für das Entstehen von Depressionen. Gerade in Pandemiezeiten waren besonders Menschen in hohem Alter häufig allein und isoliert“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, laut einer Pressemitteilung.

Bei Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren kommen Depressionen mit rund zwei Prozent noch selten vor. Mit zunehmendem Alter zeigt sich jedoch ein deutlicher Anstieg der Depressionshäufigkeit. In allen Altersgruppen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei den 60- bis 64-Jährigen leidet mehr als jede fünfte Frau und fast jeder sechste Mann an Depressionen. In den Altersklassen zwischen 65 und 74 Jahren ist dann ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Nach diesem „Knick“ steigt die Kurve jedoch weiter deutlich an. Der Höhepunkt wird bei den 80- bis 84-jährigen Frauen mit 27,3 Prozent erreicht. Bei den Männern wird die höchste Prävalenz mit 17 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren gemessen. Im Schnitt sind 15,2 Prozent der Frauen betroffen, während bei den Männern 9,1 Prozent an Depressionen leiden.

Großer volkswirtschaftlicher Schaden

Die Relevanz der Erkrankung zeigt sich auch bei den volkswirtschaftlichen Kosten, die im Gesundheitsatlas Deutschland analysiert werden. So entfielen nach der letzten vorliegenden Krankheitskosten-Statistik des Statistischen Bundesamtes 9,5 Milliarden Euro auf Depressionen. Dies entspricht 2,2 Prozent aller Krankheitskosten. Zusätzlich zu den direkten Krankheitskosten entstehen indirekte Kosten durch krankheitsbedingte Fehltage.

Die Ausfalltage wegen Depression belegen mit durchschnittlich 43 Tagen je Fall einen Spitzenplatz unter den Erkrankungen, die eine Arbeitsunfähigkeit auslösen. Auf die 34,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2022 hochgerechnet ergeben sich daraus 53,8 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und Produktionsausfallkosten in Höhe von etwa 6,9 Milliarden Euro. Der Anteil der Depressionen an den gesamten volkswirtschaftlichen Kosten durch Arbeitsunfähigkeit beläuft sich somit auf 7,7 Prozent.