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Schwollen/Leisel

Überraschender Rückzug: Sprudelbetriebe verzichten auf Probebohrungen im Nationalpark

Von Kurt Knaudt
Die Proteste gegen die geplanten Probebohrungen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald wurden zunehmend lauter und gipfelten schließlich in einem Demonstrationszug in Richtung Sprudelbetriebe (Foto) und der Gründung einer Bürgerinitiative.  Foto: Reiner Drumm
Die Proteste gegen die geplanten Probebohrungen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald wurden zunehmend lauter und gipfelten schließlich in einem Demonstrationszug in Richtung Sprudelbetriebe (Foto) und der Gründung einer Bürgerinitiative. Foto: Reiner Drumm

Überraschender Paukenschlag im Streit um die sieben geplanten Probebohrungen in und um den Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Nachdem die Schwollener Sprudelbetriebe jüngst bereits bei den drei in der Kernzone des Premiumschutzgebiets geplanten Bohrungen einen Rückzieher gemacht hatten, verzichten sie jetzt auch auf die weiteren vier.

Lesezeit: 3 Minuten
Die erklärten der Geschäftsführer von Hochwald Sprudel, Sven-Olaf Jensen, und der Geschäftsführende Gesellschafter von Schwollener Sprudel, Tim Frühauf, im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie führen dafür vor allem betriebswirtschaftliche Gründe an. Zugleich weisen sie den von Kritikern erhobenen Vorwurf zurück, wonach die Firmen sozusagen in Wildwest-Manier ihre Interessen durchsetzen wollten. ...
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BI: „Froh, aber nicht euphorisch“

Schwollen/Leisel. Mit Freude und Erleichterung, aber dennoch unterschiedlich kommentieren das Umweltministerium, das Nationalparkamt, der BUND und die Bürgerinitiative „Wasser ist Leben“ die Entscheidung der Sprudelbetriebe.

„Rheinland-Pfalz ist Sprudelland und das Umweltministerium unterstützt den Ansatz Wasser aus der Region für die Region ausdrücklich. Dennoch begrüßen wir den Schritt der Sprudelbetriebe, auf die Probebohrungen im Nationalpark zu verzichten und das Leitbild des Premiumschutzgebiets ,Natur Natur sein lassen’, abseits rechtlicher Ansprüche zu achten“: So bewertet Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) den Rückzieher. Diese Entscheidung spreche für einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser. Auch dass man die Bedenken vor Ort in den Kommunen gehört und ernst genommen habe, spricht laut Eder „für ein verantwortungsvolles Miteinander“.

„Ich zolle ihnen dafür großen Respekt“, betont Harald Egidi, der Leiter des Nationalparkamts, der von einem „starken Signal der Unternehmen an die Region und den Naturschutz“ spricht. „Sie haben betriebliche Interessen gegenüber einer übergeordneten Zielsetzung, die sich aus der Gründung des Nationalparks ergibt, zurückgestellt.“

Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Region, wozu auch Wasser aus der Region für die Region gehöre, eröffne das einen guten Weg. Bohrungen in der Kernzone des Premiumschutzgebiets wären „ein massives Problem gewesen“, betont der Nationalparkchef. Das hätte den Slogan „Natur Natur sein lassen“ und damit auch die Glaubwürdigkeit des Nationalparkkonzepts infrage gestellt.

Für den BUND-Kreisvorsitzenden Winfried Werle kam der Rückzieher, den er als Fortschritt bewertet, sehr überraschend. Er sieht darin „einen Erfolg unseres Verbandes und des Einsatzes von allen, die sich gewehrt haben“.

Das Reizthema Probebohrungen habe gezeigt, dass es angesichts einer negativen Wasserbilanz notwendig sei, grundsätzlich eine tiefer gehende Ursachenforschung zu betreiben: Wer entnimmt wo Wasser und profitiert wie von den schwindenden Vorräten?, laute dabei die Kernfrage. Aus Naturschutzsicht müsse dabei berücksichtigt werden, „dass in bedeutenden schützenswerten Naturräumen zunehmend Wasser fehlt“.

„Wir sind froh, aber nicht euphorisch“: So beschreibt Wolfgang Schüssler die Stimmungslage in der Bürgerinitiative (BI) „Wasser ist Leben“. Man hätte sich die Einsicht gewünscht, dass der Verzicht auf die Bohrungen, wozu vielleicht auch die BI ihren Teil beigetragen habe, nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus ökologischen Gründen geboten sei. Für eine vollständige Entwarnung sieht die Initiative keinen Grund: Man werde weiter wachsam bleiben und beobachten, was mittel- und langfristig geschehe, kündigt der BI-Sprecher an.

„Ein solches Kommunikationsdesaster seitens der Betriebe und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord darf es jedenfalls nicht noch einmal geben“, fordert der frühere Bürgermeister der Ortsgemeinde Leisel, deren Bürger eine Gefährdung der Wasserversorgung aus den eigenen Quellen befürchteten. kuk

Nahe-Zeitung
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