In Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Verein möchten wir Sie mitnehmen auf vier kleine Touren durch bemerkenswerte Bauten und Anlagen der vergangenen 100 Jahre. Heute: Die 70er bis 90er-Jahre.
Lesezeit: 3 Minuten
Nichts ist so gewiss wie der Wandel: Was als wohlfeile Weisheit für alle möglichen Themengebiete taugt, ist für den Gang der Baugeschichte schon lange gut. Wobei Wandel – wie wir bei den ersten drei Spaziergängen zur Koblenzer Architektur des vergangenen Jahrhunderts immer wieder feststellen konnten – gern auch den Rückgriff ...
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Zwischen Einfügen und einem neuen Selbstbewusstsein
Ein Kulturspaziergang mit sechs besonderen Bauten:
1 Ecke St.-Josef-Straße/ Hohenzollernstraße
Die Hohenzollernstraße in der Südlichen Vorstadt ist allein schon eine eigene Führung wert: Viergeschossig in die Höhe strebend, wechseln sich in der Bauphase der sehnsüchtig erwarteten Erweiterung der Stadt gründerzeitliche Ziegelbauten mit späthistoristischen Fassaden, Rokokoformen und Jugendstilvisionen ab. Eine geniale Eingliederung in diese Tradition hat rund 100 Jahre später der Bau an der Ecke St.-Josef-Straße/Hohenzollernstraße gewagt: Trotz seines beachtlichen Volumens und der – in direkter Referenz zu umliegenden Eckhäusern stehenden – turmartig überhöhten Ecke gliedert sich der markante Bau beinahe unauffällig ein. Ästhetischer Clou ist die schmale Fuge zwischen den Balkonbrüstungen und der Wand.
2 Kreishaus
„Einpassen“ könnte auch eine der Zielvorgaben des 1980 errichteten Kreishauses (Bahnhofstraße 9) gewesen sein. Wie eine „Stadtreparatur“ im Sinne des Schließens von Lücken wurde für das Verwaltungsgebäude auf altbewährte Materialien zurückgegriffen: Das moderne Betonskelett ist wie umliegende historische Bauten auch verkleidet mit Tuffstein und (Kunst-)Schiefer.
3 HWK-Akademie
Noch deutlicher als beim nahe gelegenen Kreishaus wird beim 1983 vollendeten Anbau an den repräsentativen Bau der Handwerkskammer (HWK) von 1924/25 das Prinzip des „ablesbaren Einfügens“ sichtbar. Völlig als Bau der 80er-Jahre zu erkennen, passt sich die Akademie des Handwerks am Friedrich-Ebert-Ring 33 perfekt in die Häuserzeile ein. Mitsamt der bemerkenswerten Innenausstattung ein heißer Denkmalkandidat – allerdings mit ungewisser Zukunft, da es auch die Verwaltung der Handwerkskammer in den im Industriegebiet im Bau befindlichen ambitionierten HWK-Campus zieht. Die Zukunft der historischen Gebäude ist noch unklar.
4 Löhr-Center
Nördlich an die Herz-Jesu-Kirche schließt eines der ersten deutschen innerstädtischen Einkaufszentren an: Das Löhr-Center wurde 1984 eröffnet. Wo einst eine Eisenbahnkaserne stand, von der nur ein Magazingebäude den Krieg überstanden hatte, war nach dessen Brand und Abriss ein großer Parkplatz entstanden. Eine Brache inmitten eines Areals, das auch nach dem Überbau mit dem großflächigen Löhr-Center erkennen lässt, wie seit den 60ern städtische Planungen vor allem um automobile Erreichbarkeit kreisten. Das neue Center mit seinen urbanen Motiven versuchte, diese Stelle zu heilen.
5 Wohnen mit Holz
Das Wohnhaus Mainzer Straße 114 ist ein formal anspruchsvoller Bau, das zeigt schon die ausgeklügelt-konsequente Verwendung der Vielecke. Die schön gealterte Holzschindelverkleidung ist ein Hinweis auf eine Entwicklung in den 70ern und 80ern, bei der wieder mehr mit Holz gebaut wurde.
6 Kurt-Esser-Haus
Die Jugendbegegnungsstätte am Markenbildchenweg 38 wurde 1983 eröffnet. Vielecke prägen seine Backsteinfassade vor allem in den interessanten Fenstern und im teilverglasten Treppenturm. Der terrassierte Vorplatz sorgt für besondere Aufenthaltsqualität.