Chicago

US-Wahlkampf

Drei Engel für Harris: Die Obamas und ein Ehemann

Von dpa
Wahlkampf in den USA - Parteitag der Demokraten
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama und die ehemalige First Lady Michelle Obama während der Democratic National Convention. (zu dpa: «Drei Engel für Harris: Die Obamas und ein Ehemann») Foto: Erin Hooley/DPA

Barack und Michelle Obama haben viel Einfluss bei den Demokraten. Nun geben sie Kamala Harris auf großer Bühne ihren Segen – und einen bewährten Schlachtruf mit auf den Weg. Und dann ist da noch wer.

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Chicago (dpa). Der frühere US-Präsident Barack Obama und dessen Frau Michelle setzen ihr volles politisches Gewicht ein, um die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris im Wahlkampf zu unterstützen. Das frühere Präsidentenpaar pries Harris beim Parteitag der Demokraten als eine Kämpferin für alle Amerikaner und griff deren republikanischen Kontrahenten Donald Trump ungewöhnlich scharf an. Der Ex-Präsident und die ehemalige First Lady mahnten zugleich beide, dass das Rennen zwischen Harris und Trump sehr knapp werde. Neben den beiden politisch bedeutsamen Unterstützern trat noch ein besonderer Fan der neuen Demokraten-Frontfrau auf, ihr Ehemann Doug Emhoff.

Die drei Fürsprecher und ihre Botschaften:

Der beliebte Ex-Präsident: «Kamala Harris ist bereit für den Job»

Wahlkampf in den USA – Parteitag der Demokraten
Douglas Emhoff spricht während der Democratic National Convention. (zu dpa: «Drei Engel für Harris: Die Obamas und ein Ehemann»)
Foto: Paul Sancya/DPA

Barack Obama war von 2009 bis 2017 Präsident und wurde damals von Trump im Weißen Haus abgelöst. Er ist bis heute einer der einflussreichsten US-Demokraten und wird mitunter wie ein Popstar gefeiert. Vielen gilt Obama als Inbegriff der Lässigkeit. Nach wie vor weiß er das zu inszenieren. Das tat er auch beim Parteitag in Chicago, wo Harris noch mal in einem zeremoniellen Votum als Präsidentschaftskandidatin bestätigt wurde.

Obama gab der Demokratin auf großer Bühne seinen Segen – und trat ihr sogar seinen früheren Slogan ab. «Yes, she can!» (Deutsch: Ja, sie kann es), rief der Demokrat unter dem Jubel der mehreren Tausend Delegierten in Anspielung auf seinen früheren Wahlkampf-Schlachtruf «Yes, we can!». Damit löste er sofort Sprechchöre in der Halle aus. Auch später wurde seine Rede erneut mit «Yes, she can!»-Rufen unterbrochen.

Der 63-Jährige betonte: «Kamala Harris ist bereit für den Job.» Sie werde sich für jeden Amerikaner einsetzen, während sich Trump nur für sich interessiere. Obama nannte Trump einen 78 Jahre alten Milliardär, der nicht aufhöre, über seine eigenen Probleme zu jammern. Das Land brauche nicht noch mal vier Jahre «Getöse, Stümperei und Chaos» mit Trump. «Amerika ist bereit für eine bessere Geschichte.» Das Rennen zwischen Harris und Trump werde jedoch sehr eng, warnte er. Die Partei müsse deshalb arbeiten wie nie zuvor.

Die heimliche Wunsch-Präsidentin: Es liegt Hoffnung in der Luft

Obama und seine Frau Michelle bildeten einst das berühmteste Power-Paar der Welt, brachten Glamour ins Weiße Haus. Inzwischen sind sie erfolgreiche Geschäftsleute und füllen Theatersäle und Konzerthallen, wenn sie etwa ihre Bücher bewerben. Auch Michelle Obama ist in den USA sehr beliebt. Viele Demokraten wünschen sich insgeheim, dass sie eines Tages selbst als Präsidentin antreten wird. Doch die frühere First Lady hat mehrfach klargemacht, dass sie keinerlei politische Ambitionen hat. Stattdessen macht sie nun Wahlkampf für Harris – und gegen Trump.

Die 60-Jährige lobte Harris als «eine der qualifiziertesten Personen, die sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben haben». Michelle Obama sagte, es liege Hoffnung in der Luft. Sie mahnte aber auch: «Egal, wie gut wir uns heute Abend oder morgen oder übermorgen fühlen, es wird ein harter Kampf werden.» Sie ging Trump ungewöhnlich scharf an und warf ihm unter anderem vor, er verbreite «hässliche, frauenfeindliche und rassistische Lügen als Ersatz für echte Ideen und Lösungen».

Der mögliche erste First Gentleman der US-Geschichte: «Ich liebe dich so sehr»

Doug Emhoff ist der erste Mann in der Geschichte des Landes, der die Rolle des Second Gentleman übernahm, als Harris Vizepräsidentin wurde. Er ist auch der erste jüdische Vizepräsidenten-Partner in der US-Geschichte. Falls Harris es als erste Frau ins Präsidentenamt schaffen sollte, wäre er der erste First Gentleman Amerikas. Der 59-Jährige gab seinen Job als Anwalt auf, um sich ganz seinen repräsentativen Pflichten an der Seite von Harris zu widmen. In Chicago konzentrierte er sich aufs Menschelnde: eine Liebeserklärung an Harris und Anekdoten aus ihrer Beziehung.

«Ich liebe dich so sehr und ich bin so stolz darauf, wie du dich für uns alle einsetzt», sagte der 59-Jährige an seine Frau gerichtet, die allerdings gar nicht anwesend war, sondern Wahlkampf im angrenzenden Bundesstaat Wisconsin machte. «Wann immer sie gebraucht wird, wie auch immer sie gebraucht wird, Kamala stellt sich der Situation.» Das gelte auch jetzt, da das Land sie brauche. «Sie läuft nie vor einem Kampf davon.»

Die 59-jährige Harris und Emhoff hatten sich erst später im Leben kennengelernt. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date, im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe – sie nennen Harris «Momala». Emhoff erzählte davon, wie er Harris kennengelernt hat. Er habe ihr damals eine Sprachnachricht auf dem Telefon hinterlassen. Harris habe die Nachricht aufbewahrt und spiele sie ihm jedes Jahr zum Hochzeitstag vor. Das stehe ihm auch am Donnerstag bevor: ihrem zehnten Hochzeitstag – genau dann, wenn Harris zum Abschluss des Parteitages ihre große Rede hält.

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