Mainz
Polizeiuniformen werden uniformer: Drei Länder, eine Farbe

Mainz (dpa) - Die Vielfalt deutscher Polizeiuniformen wird kleiner, verschwindet aber nicht ganz: 26.000 Polizisten in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland tragen künftig einheitliche blaue Uniformen.

Die Bildkombo zeigt die neuen einheitlichen Polizeimützen mit dem jeweiligen Polizeiwappen der Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz... Foto: dpa

... und Saarland. Foto: dpa

Polizeibeamte aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland präsentieren vor dem Innenministerium in Mainz ihre neue Dienstkleidung. Foto: dpa 

Rund 26.000 Polizisten in Hessen, Rheinland-Pfalz, und dem Saarland tragen künftig einheitliche blaue Uniformen. Foto: dpa 

Die seit Herbst 1976 bundesweit eingeführte Kombination des Designers Oestergaard aus grünem Gehrock, beige-brauner Hose und Khaki-Diensthemd stand bei den Polizisten schon lange in der Kritik.

Ein Polizeibeamter trägt im Juni 2009 in Mainz einen Karton mit seiner neue Uniform. Die rheinland-pfälzischen Polizeibeamten bekommen ihre neuen blauen Uniformen. Unter anderem in der Kleiderkammer der Bereitschaftspolizei Mainz wurden laut Innenministerium die ersten Jacken und Hosen ausgegeben. Foto: dpa

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Bayern hält als einziges Land vorerst an Grün fest. Nördliche Länder haben ein dunkleres Blau gewählt, wie der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montag in Mainz mitteilte. „Das erscheint uns etwas martialisch.“ Wieder eine andere blaue Uniform tragen die Polizisten in Baden-Württemberg.

Lewentz, Saar-Innenministerin Monika Bachmann (CDU) und Hessens Landespolizeipräsident Udo Münch betonten angesichts der Schuldenbremse, die Beschaffung gemeinsamer Uniformen könne preiswerter und effizienter sein. Wie hoch die Ersparnis sei, lasse sich noch nicht beziffern.

Neue Uniformen sind “attraktiver und praktischer"

Lewentz sagte, die 1972 in den Ländern eingeführten grün-beigen Polizeiuniformen seien in die Jahre gekommen. Laut Münch gab es dabei nur Männerschnitte – „ohne das zu vertiefen“. Lewentz ergänzte, die neuen Uniformen seien – angeregt vom Polizeiblau anderer EU-Staaten – attraktiver und praktischer: „Sie verbinden Eleganz und Tragekomfort.“ Eine moderne Bürgerpolizei sollte nicht in altbackener Kleidung unterwegs sein.

Die einheitlichen Uniformen basieren laut Münch auf einer Zusammenführung der jeweils besseren bisherigen Lösungen in Hessen und Rheinland-Pfalz. So sollen etwa die neuen Mützen keine schweißtreibenden Kunststoffe mehr enthalten. Die Landeswappen werden einfach mit einem Klettverschluss befestigt.

Umstellung kommt nach und nach

In Hessen und Rheinland-Pfalz, wo Polizisten nach einem Beschluss der Innenministerkonferenz bereits in blau Streife gehen, kommt die Umstellung nach und nach, etwa wenn neue Kollegen ihren Dienst antreten oder eine alte Uniform zerschlissen ist. Das Saarland, das bislang noch auf grün-beige setzt, will die blauen Uniformen dagegen auf einen Schlag bis Mitte 2015 anschaffen.

Die Mainzer Bereitschaftspolizistin Charlotte Steinseifer ist von der neuen Lösung angetan: „Die Mütze hält gut auf dem Kopf. Das Hemd ist besser geschnitten und kürzer – ich muss nicht mehr zehn Kilo Hemd in die Hose stopfen.“

In Bayern als letzter grüner Polizeibastion sollen von August an rund 500 Beamte neue Uniformen testen. Über ein Dreivierteljahr sollen sie laut dem Innenministerium des Freistaats ausprobieren, wie sich die Modelle bei Hitze, Nässe und Kälte tragen. Die Wahl der Farbe – blau oder Grün – werde erst am Ende entschieden.

Blaue Uniformen bei der Polizei in Rheinland-Pfalz sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts: Die Polizei hatte bereits bis etwa 1950 blaue Uniformen in der französischen Besatzungszeit – hier in Koblenz an der Herz-Jesu-Kirche links noch einmal demonstriert . Dann wurden sie  ausgetauscht und machten einer ersten Variante der grünen Uniform Platz, rechts im Bild.

Sammlung Joachim Weger

Bei der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz war die Polizei auch in preußischer Uniform zu sehen. Im Ersten Weltkrieg gehörte zur Uniform noch eine Pickelhaube, die danach dieser Mütze Platz machte.

Sammlung Joachim Weger

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg trug die Polizei umgefärbte Wehrmachtsuniformen. Offiziell wurden sie durch den Ärmelaufnehmer der französischen Verwaltung und das Abzeichen für die – bunt zusammengewürfelten – Mützen. RBC steht für Regierungsbezirk Koblenz

Sammlung Joachim Weger

1947 war das Ende der provisorischen Uniformen gekommen, die Polizei im Land bekam blaue Uniformen mit einer Dienstnummer, die Bürgern die Möglichkeit zur Beschwerde geben sollte.

Unmittelbar nach dem Zweiten Krieg trug die Polizei umgefärbte Wehrmachtsuniformen. Offiziell wurden sie durch den Ärmelaufnehmer der französischen Verwaltung und das Abzeichen für die – bunt zusammengewürfelten – Mützen. RBC steht für Regierungsbezirk Koblenz.

Sammlung Joachim Weger

Frisch ausstaffiert: Angehörige der Verkehrspolizei vor dem alten Polizeipräsidium Koblenz um 1950 in der Bahnhofstraße in Regenmänteln.

Sammlung Joachim Weger

Angehörige der Polizei Betzdorf um 1970 am Polizeigebäude mit Ford und Volkswagen. Sie tragen die Sommergarnitur.

Sammlung Joachim Weger

Beim Rheinland-Pfalz-Tag 1985 in Trier präsentierte sich die Verkehrspolizei in ihren weißen Jacken – intern „Kellnerjacken“ genannt und oft verflucht, weil sie sehr leicht schmutzig wurden.

Sammlung Joachim Weger

2010 beginnt der Abschied von den Ende der 70er-Jahre eingeführten grünen Uniformen – und Joachim Weger, der unserer Zeitung dieses Foto zur Verfügung stellte, verabschiedete sich aus dem Polizeidienst. Im Westerwaldmuseum für Motorrad und Technik in Steinebach/Sieg  hat er auch eine historische Polizeiwache zusammengestellt.

Sammlung Joachim Weger
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