Mainz
Nach 74 Jahren SPD: Parteiloser Nino Haase ist Oberbürgermeister von Mainz
Nino Haase, unabhängiger Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl in Mainz, steht während der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Mainz auf seiner Wahlparty mit seiner Frau Mandy Haase zusammen. Der parteilose Haase ist im zweiten Anlauf zum Mainzer Oberbürgermeister gewählt worden.
picture alliance/dpa | Sebastian

Mit dem neuen Oberbürgermeister beginnt in Mainz eine neue Ära: Nach vielen Jahrzehnten steht ein parteiloser Kandidat an der Spitze der Landeshauptstadt.

Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz hat seit 1949 zum ersten Mal wieder einen parteilosen Oberbürgermeister. Der 39 Jahre alte Nino Haase kam bei der Stichwahl am Sonntag nach Angaben aus dem Rathaus auf 63,6 Prozent der Stimmen.

Für seinen Konkurrenten von den Grünen, Christian Viering, stimmten nur 36,4 Prozent der Mainzer. Rund 162.000 Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,1 Prozent.

Nachfolger von Michael Ebling

Die Stichwahl ist eine Zäsur für die größte Stadt in Rheinland-Pfalz. Seit 1949 hat die SPD den Oberbürgermeister gestellt. Die Wahl war notwendig geworden, weil der Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) an die Spitze des Innenministeriums gerückt war.

Der neue Oberbürgermeister Haase beginnt seine achtjährige Amtszeit in einer komfortablen Situation. Vor allem dank der Steuereinnahmen von Biontech gehört das lange schwer verschuldete Mainz inzwischen zu den reichsten Städten der Republik.

Nino Haase, unabhängiger Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl in Mainz, freut sich während der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Mainz auf seiner Wahlparty. Der parteilose Haase ist im zweiten Anlauf zum Mainzer Oberbürgermeister gewählt worden.
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Haase war aus dem ersten Wahlgang am 12. Februar bereits deutlich als Favorit hervorgegangen. Er hatte 40,2 Prozent der Stimmen erhalten und seine sechs Mitbewerber deutlich hinter sich gelassen. Für Viering hatten 21,5 Prozent der Wähler gestimmt.

Der 39 Jahre alte Haase war in der Landeshauptstadt der bekannteste Kandidat. Der Diplom-Chemiker und Unternehmer hatte sich 2019 in der Stichwahl als Kandidat der CDU gegen Ebling geschlagen geben müssen, aber beachtliche 44,8 Prozent geholt.

Anfänge in Bürgerinitiative

Bei den Mainzern bekannt wurde Haase als Sprecher einer Bürgerinitiative, die 2018 mit einem Bürgerentscheid den Bibelturm-Entwurf für einen Neubau des Gutenberg-Museums gekippt hatte. Nach der Niederlage 2019 war er allerdings kommunalpolitisch nicht mehr besonders aufgefallen.

„Haase ist zwar kein Rot-Grün-Gelber, aber erscheint im Wahlkampf pragmatisch und kompromissfähig“, sagte Politikwissenschaftler Uwe Jun von der Universität Trier. Im Stadtparlament hat eine Ampel-Regierung die Mehrheit. „Er hat inhaltliche Angebote an Rot und Grün gemacht und ist von den Gelben eh nicht so weit entfernt.“

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