Vianden/München (dpa) – Es ist eine Begegnung voller Trauer und Groll, aber auch Vertrautheit und Liebe, die die Luxemburgerin Désirée Nosbusch als Regie-Debüt am 30. Januar in die Kinos bringt. Der Spielfilm «Poison – Eine Liebesgeschichte» zeigt zwei Menschen, die unterschiedlich trauern. Das Thema habe sie lange im Kopf gehabt, sagt Nosbusch.
«Poison – Eine Liebesgeschichte» erzählt von Edith und Lucas. Vor zehn Jahren haben die beiden ihren Sohn bei einem Autounfall verloren. Ihre Beziehung zerbrach. Nun treffen sie sich erstmals wieder, auf dem Friedhof, auf dem ihr Sohn begraben ist.
Warum sich Nosbusch dieses Thema ausgesucht hat
Es ist kein Zufall, dass sich die Moderatorin und Schauspielerin Nosbusch diese Geschichte für ihren ersten Spielfilm als Regisseurin ausgesucht hat. «Es hat mich einfach gepackt, tief in meinem Bauch», sagt sie. «Ich dachte: Diese Geschichte hat alles, was eine gute Geschichte braucht: Verlust, Trauer, Sucht, Einsamkeit, Liebe, Schuld, Rache, Hingabe, Hoffnung und Erlösung – all die großen Fragen, die wir im Leben haben.»
Bei Edith, gespielt von der dänischen Schauspielerin Trine Dyrholm, ist die Zeit quasi seit dem Tod des Sohnes stehengeblieben. «Ich vermisse ihn furchtbar, wie damals. (...) Bei mir hat sich nichts aufgelöst», sagt sie auf dem Friedhof.
Lucas (Tim Roth) dagegen ist ein Neuanfang gelungen. Er singt jetzt, schreibt ein Buch und hat eine neue Freundin, die schwanger ist – wie im Gespräch zwischen beiden herauskommt. Der Neustart heiße aber nicht, dass er nicht mehr um seinen Sohn trauere: «Ich denke immer noch jeden Tag an ihn», sagt er.
Nosbusch: «Wusste immer, dass mir etwas fehlte»
Mehrere Jahre habe sie die Idee zu «Poison» mit sich herum getragen. «Aber es war klar: Das wird mein erster Film!», sagt Nosbusch, die gerade 60 Jahre alt geworden ist. Bei dem Film handelt es sich um eine Adaption von Lot Vekemans gefeiertem Theaterstück von 2009. Gedreht wurde im luxemburgischen Vianden.
Mit dem neuen Spielfilm erklimmt Nosbusch eine weitere Stufe in ihrer vielfältigen Karriere. Als Jugendliche moderierte das im südluxemburgischen Esch an der Alzette geborene Sprachtalent bei Radio Luxemburg, später machte sie als Fernsehmoderatorin Karriere. «Aber ich wusste immer, dass mir etwas fehlte», sagte sie. «Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für Filme und die Schauspielerei.»
In New York folgte eine Schauspielausbildung, später studierte sie Regie in Los Angeles. Großen Erfolg feierte sie als Schauspielerin in der deutsch-luxemburgischen TV-Serie «Bad Banks» (ZDF/Arte): Für die Hauptrolle als Investmentchefin wurde sie 2019 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Ihren ersten Kurzfilm («Ice Cream Sundae») hat Nosbusch schon vor über 20 Jahren inszeniert.
Spielfilm ist «Herzensprojekt»
Der Film «Poison» sei für sei «ein Herzensprojekt» gewesen, sagte Nosbusch. Und zwar eines, dessen Thema sie beim Dreh emotional aufwühlte. «Das war kein Stoff, den man abends vor der Tür lassen und nach Hause gehen konnte.»
So sieht man das frühere Paar Edith und Lucas immer wieder verzweifelt im Kampf mit der Trauer und dem Schmerz, mit der Frage, wie das Leben weitergehen kann. Zwischen gegenseitigen Vorwürfen und Verletzungen flackern auch immer wieder schöne Erinnerungen auf, an das, was beide einst verbunden hat.
«Du hattest dieses Grübchen», sagt Lucas. Er erinnere sich, wie sehr er ihr Lächeln geliebt habe. Der Film zeigt auch, dass es Versöhnung geben kann. «Ich will dich nicht so zurücklassen», sagt er und nimmt sie am Ende in den Arm. Sie weint. Am Himmel ziehen die Kraniche über sie hinweg.
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