Acht Gründe: Deshalb hat Koblenz das Barcamp gebraucht
Koblenz
Acht Gründe: Deshalb hat Koblenz das Barcamp gebraucht
Koblenz. Ein Barcamp? Was für Koblenzer Ohren noch fremd oder nach Theke klingt, hat am Wochenende 200 Menschen fasziniert. Nach der Resonanz wird es eine Wiederholung geben, haben die Veranstalter beschlossen, die Koblenzer Social-Media-Agentur 247Grad, das Kompetenzzentrum für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation und die Rhein-Zeitung. Acht Gründe, wieso ein Barcamp in Koblenz überfällig war.
Aktualisiert am 18. März 2016 19:53 Uhr
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Von unserem Redakteur Lars Wienand
1 – Weil es ein Wunder ist: Die Veranstalter stellen für 20 Euro Teilnahmegebühr Räume, Technik und Getränke und Essen, alles andere findet sich: Es gibt kein Programm vorab. Das Konzept ging auch in Koblenz auf. Binnen einer Stunde stellen sich die Teilnehmer in drei Schlagworten vor, einige schlagen ihre Themen vor. Und dabei kamen 50 Sessions an zwei Tagen heraus.
2 – Weil es klüger macht: „Barcamps sind Bildungsveranstaltungen“, sagt Stefan Evertz, Digitalberater aus Köln. Er war bei mehr als 80 Barcamps und hat 30 mitorganisiert – „und ich bin auf so vielen, weil ich da vieles lerne. Ich nehme immer etwas mit.“ In Koblenz war es für ihn etwa der Austausch über Snapchat oder Vortrag und Live-Demonstration von 3D-Druck. Das sahen auch andere so:
3 – Weil es Werbung für Koblenz ist: Schon kurz nach Beginn rückte das Barcamp überregional in den Blickpunkt: Als es losging, wurde auf Twitter in Deutschland über kein Thema mehr geschrieben als über das „#bcko15“ – das Erkennungswort, unter dem fast 4000 Kurznachrichten geschrieben wurden. Mit-Initiator und -Organisator Sascha Böhr meinte: „Koblenz ist positiv aufgefallen und für viele auf der digitalen Landkarte gelandet.“ Der Ruf vom digitalen Koblenz kann auch Firmen nutzen. Ein Ausfall war die Koblenz Touristik: Keine Resonanz auf Böhrs Bitte um Stadtpläne.
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4 – Weil es wie ein Klassentreffen ist: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer waren zum ersten Mal auf einem Barcamp – und kannten dennoch oft schon viele Teilnehmer. Man folgt sich auf Twitter, auf Instagram, liest die Blogs. „Barcamps sind eine äußerst gelungene Verlängerung von Twitter und Facebook“, sagt Barcamp-Dauergast Evertz. Christian de Vries, Leiter Online des Medienhauses „Der neue Tag“ (Weiden/Oberpfalz), stimmt zu: „Es entstehen stabile Beziehungen für ein gutes Netzwerk.
5 – Weil es zum Mitmachen ermuntert: Reisebloggerin Jana Zieseniß (sonneundwolken.de) aus Rengsdorf erzählte anderen von ihrem Umgang mit dem Fotonetzwerk Instagram – und war dann schnell überredet, dazu selbst eine Session anzubieten. So spontan war auch Christian Bell, Oberstleutnant beim Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr in Mayen. „Ohne Absprache“ mit Vorgesetzten lud er nach seinen Eindrücken vom Freitag am Samstag zu einer Session „Bundeswehr: Ein bisschen Lügen wird man doch dürfen?“ Er bestritt die These und umriss, wie er als Direktor einer Arbeitsgruppe von 28 Nationen um Konzepte für moderne Kommunikation ringt. „Wenn Ihr Zitate aus dem Kontext reißt, könnte mich ein Verfahren wegen Dienstpflichtverletzung erwarten.“
6 – Weil das Klima so positiv ist: Bells Hinweis verstanden alle Teilnehmer richtig, folgten teils sehr kritisch, aber gespannt – und gingen mit Tweets zum Vortrag sehr zurückhaltend um. Böse oder gehässige Reaktionen blieben bei dem Barcamp völlig aus. Es wird sich grundsätzlich geduzt, jeder spricht jeden an, wenn er eine Frage hat. Und die Sessions sind so angelegt, dass sich keiner vor einer Wortmeldung scheut. Bundeswehr-Offizier Bell lernte auch Leute kennen, die er zu einer Social-Media-Tagung des Militärs einladen will. Und dann gab es sogar eine Session, in der die Teilnehmer Gags zu schreiben lernen konnten. Und fürs Gruppenfoto einer Drohne zu winken – auch ein Spaß.
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7 – Weil es neue Impulse bringt: Julia Groß, Leiterin des Multikanalmanagements bei der Westerwald Bank, war gekommen, um sich „Ideen für neue innovative Services“ zu holen. Bekam sie. Als sie dann als Zuhörerin in einer Session von einer Studie der Bank unter jungen Leuten und deren Verhältnis zu Sicherheit berichtete („wir haben lange auf die falschen Produkte gesetzt, jungen Leuten kommt es nicht auf Bequemlichkeit an“), meldeten sich bei ihr andere Unternehmen, um auch von den Erkenntnissen zu profitieren.
8 – Weil es Vorurteile abbaut: Kompetenzzentrum-Leiter Christoph Krause war von der Idee des Barcamps sofort begeistert, im Umfeld hatte es aber Sorge gegeben, „was für Leute da kommen“ ins mit teurer Technik gespickte Zentrum. Völlig unbegründet, aber selbst Krause war dann noch überrascht, “wie ernsthaft hier alle bei der Sache sind„. Umgekehrt staunten viele, beim Handwerks auf so viel Zukunftsorientierung zu stoßen. Krause selbst faszinierte in zwei Sessions als Experte für 3D-Druck – und stellte fest: Die vermeintlich nerdigen Gäste staunten wie sonst die Zuhörer auch.
Hier sammeln wir die Berichterstattung von Teilnehmern: