Auch nach tiefer gehenden medizinischen Untersuchungen gibt es laut Behörde keine Hinweise auf ein Fremdverschulden am Tod von Gregor S. Das sogenannte Todesermittlungsverfahren sei daher abgeschlossen worden, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.
Der Mann war am 18. April tot in seinem Zimmer im Krankenhaus des Maßregelvollzugs gefunden worden. Er befand sich laut Staatsanwaltschaft zu dem Zeitpunkt im Hungerstreik. Gregor S. war nach Medienberichten mit seiner Unterbringung im Maßregelvollzug wegen seiner attestierten psychischen Störung nicht einverstanden und wollte in einem regulären Gefängnis seine Strafe verbüßen.
Laut den Untersuchungen dürfte die Mangelernährung den Tod begünstigt haben, hieß es. Bei einer feingeweblichen Untersuchung habe es aber vor allem Hinweise auf eine Lungenentzündung gegeben, die todesursächlich gewesen sei. Zudem habe er eine Lebererkrankung gehabt, die ebenfalls auf eine Mangelernährung und dadurch bedingte Stoffwechselstörungen zurückzuführen sei.
Verurteilung im Sommer 2020
Gregor S. war im Sommer 2020 wegen Mordes an dem Mediziner und versuchten Mordes an einem Polizisten zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zudem ordnete das Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Als Motiv sah die Staatsanwaltschaft Hass auf die Familie des Getöteten, insbesondere auf dessen Vater, den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1920–2015).
Der jüngste Weizsäcker-Sohn, Fritz von Weizsäcker, hielt am 19. November 2019 einen Vortrag in der Schlossparkklinik Berlin. Gegen Ende stürmte Gregor S. aus den Zuhörerreihen nach vorn und stach dem Professor ein Messer in den Hals. Ein Polizeibeamter, der privat die Veranstaltung besucht hatte, griff ein, woraufhin der Täter auch auf ihn einstach. Der Beamte wurde schwer verletzt.
Ein Gutachten bescheinigte Gregor S. eine psychische Störung. Seine Steuerungsfähigkeit sei erheblich vermindert gewesen. Deswegen wurde er nicht, wie bei Mord üblich, zu lebenslanger Haft verurteilt. Vor Gericht erklärte der damals 57-Jährige: „Es war mir klar, dass man mich für krank erklären würde, schon aus Gründen der Staatsräson. Immerhin habe ich den Sohn des einstigen Bundespräsidenten getötet.“ dpa/red