Koblenz. Dass am Rhein genau vor einem Jahr extremes Niedrigwasser herrschte, das kann man sich im Moment überhaupt nicht vorstellen. Das Wasser ist am Wochenende noch weiter gestiegen – aber Panik macht das keine: Die allermeisten Menschen an Rhein und Mosel wissen ja, wie es läuft, auch wenn es seit 2011 kein größeres Hochwasser mehr gegeben hat.
Ihren ersten Einsatz hat die neue Hochwasserschutzwand für Lützel, Neuendorf und Wallersheim. Dass sie die Fluten wirklich von den rund 700 Häusern abhält, davon hat sich am Sonntagmittag Umweltministerin Ulrike Höfken ein Bild gemacht. Und auch viele Spaziergänger besuchen die neue Schutzeinrichtung. Dass sie 100-prozentig funktioniert, stellen manche noch infrage: „Viele, die an unserem Bürgertelefon anrufen, haben Bedenken, dass die Wand undicht ist, weil an kleinen Stellen ein Wasserstrahl durchkommt“, sagt Manfred Morschhäuser von der Berufsfeuerwehr. Aber ganz 100-prozentig dicht bekommt man die Wand nicht an den Stellen, an denen Platten aneinanderstoßen, und entsprechend gibt es auch Pumpen, die das Wasser dann absaugen. Alles im grünen Bereich, auch wenn noch zu viele Menschen auf der Wand herumklettern oder ihre Autos in abgesperrte Bereiche stellen.
Seit Sonntag ist Meik Maxeiner, Chef der Feuerwehr, auch wieder entspannter. Zuvor hießen die Prognosen immer „steigend“, aber jetzt kommt auch das Wort „fallend“ wieder vor. Der Scheitel des Hochwassers wird nun für den heutigen Montag erwartet, das Wasser soll wohl kaum höher als 8 Meter werden – das ist für die neue Schutzwand, die erst 2015 fertig geworden ist, kein Problem. Auch in den Stadtteilen, für die es keine Schutzwand gibt, wird alles getan, um den Menschen das Leben zu erleichtern. Stege werden aufgebaut, die Feuerwehr ist – gemeinsam mit vielen Kräften der Freiwilligen Wehren – in den Stadtteilen ansprechbar, um Fragen sofort zu klären.
Eine der Abschnittsleitungen ist am Florinsmarkt eingerichtet. „Die meisten, die vorbeikommen, wollen wissen, wie hoch das Wasser kommt“, sagt ein Mitglied der Arzheimer Wehr und lacht. „Das wissen wir natürlich auch nicht.“ 99 Prozent der Altstädter seien aber „alte Hochwasser-Hasen“ – sie wissen genau, was zu tun ist.
So auch die Männer der Freiwilligen Feuerwehren, die am Sonntagmorgen Stege in der unteren Kornportstraße aufstellen. Bevor es losgeht, legen sie noch Schwimmwesten um den Hals. Denn ins Hochwasser zu steigen, ist gefährlich. Nicht nur wegen der starken Strömung, sondern auch wegen der Wathosen, die ja eigentlich zum Schutz da sind. Wenn man aber stolpert oder in einen gelösten Gulli tritt, dann laufen diese Hosen sofort voll erzählt ein Feuerwehrmann. Und dann könnte man tatsächlich leicht ertrinken. Viele Feuerwehrleute nehmen deshalb auch ein Messer mit, um die Hose notfalls aufzuschneiden.
Von unserer Redakteurin Doris Schneider