Montabaur

Problematische Wegwerfmode: Einmal um die Welt und dann nur im Schrank

Von red/bp
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Sachbuchautor Frank Herrmann berichtete den Schülern in der BBS in Montabaur über die Praktiken der Kleidungsherstellung in den Niedriglohnländern. Foto: Janine Kraft/BBS Montabaur

„Ultra Fast Fashion. Schluss mit der Wegwerfmode!“: So lautete das Thema, mit dem sich Schüler der Berufsbildenden Schule (BBS) und des Mons Tabor Gymnasiums in Montabaur bei einem Vortrag von Autor Frank Herrmann auseinandergesetzt haben.

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In immer kürzeren Abständen werfe die Modebranche neue Billigkleidung auf den Markt und nutze verstärkt die Sozialen Netzwerke als Vertriebskanal, erläuterte Autor Frank Herrmann. Doch für den Ultra-Fast-Fashion-Kaufrausch zahlt unser Planet einen hohen Preis. Um dem genauer auf den Grund zu gehen, nahmen rund 150 Schüler an dem Vortrag teil, erfuhren etwas über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter, neuartige Vertriebskanäle sowie die Auswirkungen der Industrie mit der „schnellen Mode“ auf Mensch und Umwelt. Auch die große Anzahl an Retourensendungen, deren Wege und Verbleib oft kaum nachzuvollziehen sind, sei zur Sprache, gekommen, so eine Pressmitteilung der BBS.

Es macht mich traurig, dass die Menschen so ausgebeutet werden und die großen Firmen sich noch damit bereichern.

Eine Schülerin äußert sich nach dem Vortrag

Viele Textilarbeiter kommen trotz Mindestlöhnen kaum über die Runden. Die Lebensbedingungen dieser Arbeiter sind oft prekär und menschenunwürdig. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach billiger, sofort verfügbarer Mode weiterhin an, denn neue Vertriebswege über Soziale Medien und Computerspiele sprechen gezielt junge Konsumenten an und verleiten zum schnellen Kauf per Klick.

Die Produktionsbedingungen der dahinterstehenden Industrie und die Auswirkungen bleiben meist im Dunkeln. Dass eine herkömmliche Jeans den Globus bereits einmal umrundet hat, bevor sie in unserem Kleiderschrank hängt und dass in Deutschland jährlich Hunderte Millionen Pakete retourniert werden, beeindruckte das junge Publikum, berichten die Veranstalter weiter. Ebenso die Tatsache, dass unsere aussortierte Kleidung, die oft gedankenlos im Container entsorgt wird, häufig in Afrika auf Märkten wieder auftaucht und dort riesige Müllberge anwachsen lässt.

Kleider aus Plastikfasern landen im Müll

Denn während früher die örtlichen Händler oft noch brauchbare Textilien in den Kleiderspenden zum Wiederverkauf finden konnten, sind es heutzutage mehrheitlich minderwertige Kleidungsstücke aus Plastikfasern, die entsorgt werden müssen. Nachhaltigkeitsexperte Frank Herrmann zeigte eindrücklich die Schattenseiten des modernen Modekonsums, eröffnete aber gleichzeitig neue Perspektiven, wie Verbraucher durch bewusstere Kaufentscheidungen Einfluss nehmen können, indem sie den Fokus auf Qualität statt Quantität legen und Kleidung erwerben, die lange hält und bei der sich das Flicken lohnt. Wer ohnehin zu viele Stücke im eigenen Kleiderschrank hat, kann auch einfach tauschen oder vermieten.

Ich werde doch mein Kaufverhalten etwas ändern.

Eine Teilnehmerin der Veranstaltung

Das Ziel der Veranstaltung, junge Menschen zu informieren und sensibilisieren, sei erreicht worden, wie die Reaktionen auf den Vortrag zeigten. „Mir hat dieser Vortrag die Augen geöffnet und ich werde doch mein Kaufverhalten etwas ändern“, sagte eine Schülerin nach dem Vortrag. „Mir war nicht klar, unter welchen Bedingungen, die Menschen arbeiten und auch leben müssen.“ Käufer bekämen immer nur das Schöne gezeigt und freuten sich, dass sie billig an Kleidung kämen. Was dahinterstecke, sei so gar nicht zu sehen, so die Teilnehmerin.

„Es macht mich traurig, dass die Menschen so ausgebeutet werden und die großen Firmen sich noch damit bereichern. Auch dass viele Sachen einfach nach der Rücksendung vernichtet werden, war mir nie klar“, sagte eine andere Schülerin. Viele äußerten sich zudem motiviert, etwas zu ändern. Dass dies ein langer und schwieriger Weg wird, den nicht nur die junge Generation allein gehen muss, wurde mehrfach betont.

Wissenswertes zum Autor Frank Hermann

Autor Frank Herrmann hat rund 20 Jahre in Lateinamerika gelebt, wo er als Entwicklungsexperte und Reiseleiter tätig war. In dieser Zeit entstanden unter anderem Stefan- Loose-Reisehandbücher. Seine Erfahrungen vor Ort bildeten die Grundlagen für den Einkaufsratgeber „Fair einkaufen – aber wie?“ und das mit dem ITB Award ausgezeichnete „FAIRreisen – Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen“. Der Betriebswirt ist begeisterter Radfahrer und Erfinder der Fairen Biketour, einer Kombination aus Fahrradtour, Vorträgen zu nachhaltigen Themen und Spendenaktion.