Gackenbach-Dies

Erfolgsgeschichte in Gackenbach: Vom Sägewerk zum Öko-Hausbau

Kappler Holzbau in Gackenbach-Dies feiert im August 100-jähriges Bestehen. Vom Sägewerk entwickelte sich der Betrieb zum modernen Kompletthaushersteller.
Kappler Holzbau in Gackenbach-Dies feiert im August 100-jähriges Bestehen. Vom Sägewerk entwickelte sich der Betrieb zum modernen Kompletthaushersteller. Foto: Holger Kappler

Im idyllischen Gelbachtal feiert die Traditionsfirma Holzbau Kappler im August ihr 100-jähriges Bestehen. Was 1924 mit dem Erwerb eines Elektrizitäts- und Sägewerks durch Otto Kappler begann, hat sich über ein Jahrhundert hinweg zu einem Vorreiter im Bereich des nachhaltigen Holzbaus entwickelt.

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Die Familie Kappler blicke stolz auf eine Erfolgsgeschichte zurück, die von Innovation, Umweltbewusstsein und handwerklicher Exzellenz geprägt ist, heißt es in einer Pressemitteilung zum Firmenjubiläum. Die Reise von Holzbau Kappler begann also 1924, als Otto Kappler im Gackenbacher Ortsteil Dies mit Wasserkraft Holz schnitt und zugleich für die umliegenden Dörfer Strom produzierte.

Firmengründer machte Ausbildung in Heidelberg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann Sohn Manfred Kappler 1945 zunächst eine Schreinerausbildung in Heidelberg. Schnell sei klar gewesen, dass er in Dies den Betrieb würde übernehmen müssen. Drei Tage vor der Währungsreform, am 21. Juni 1948, zog Manfred nach Dies, absolvierte im Rekordtempo Zimmererlehre und Meisterausbildung. Neben dem Sägewerk weitete er die Zimmerei aus und legte damit den Grundstein für die spätere Entwicklung des Unternehmens zum Kompletthausanbieter.

Seit 2001 schlüsselfertige Holzhäuser im Portfolio

1999 trat Holger Kappler nach seinem Architekturstudium in die Firma ein und leitet das Unternehmen seit 25 Jahren in dritter Generation. Unter seiner Führung erlebte Holzbau Kappler die stärkste Entwicklung seiner Geschichte. Wichtige Bausteine dieses Erfolgs waren Zuversicht und die frühe Erkenntnis, dass der Bau guter Holzgebäude ein erfahrenes Team aus Handwerkern verschiedenster Gewerke, Architekten und Technikern benötigt, die wie Zahnräder in einem Uhrwerk ineinandergreifen und den Erfolg garantieren.

Schon sehr bald nach der Übernahme baute Kappler ab 2001 die ersten schlüsselfertigen Holzgebäude. Diese Projekte markierten den Beginn einer neuen Ära für das Unternehmen und festigten seinen Ruf als ein führender Anbieter im Bereich des handwerklichen Holzfertigbaus – mit aktuell 50 Beschäftigten. Gern weist er darauf hin, dass auch mehrgeschossige Bauten problemlos aus Holz errichtet werden können.

Zukunftssichere Lösung am Standort

Der Betriebssitz von Holzbau Kappler befindet sich in Dies im Gelbachtal, das nur etwas mehr als 60 Einwohner zählt. Diese landschaftlich reizvolle Lage stellt für einen wachsenden Handwerksbetrieb jedoch eine große Herausforderung dar. „Aus rein ökonomischer Sicht hätten wir spätestens 2012 aussiedeln müssen“, sagt Holger Kappler. Doch die Möglichkeit, die alte Dieser Mühle nach längerem Leerstand zu kaufen, habe eine zukunftssichere Lösung am Standort geboten.

Das frühere landwirtschaftliche Anwesen habe schnell saniert und in moderne Büros umgewandelt werden können. Die alte Mühlentechnik wurde museal im Besprechungsraum konserviert, was dem Standort einzigartigen Charme verleihe. Kürzlich wurde mit dem Bau einer weiteren Fertigungshalle der dritte Standort in Gackenbach-Dies eröffnet.

Nachhaltigkeit und Effizienz

Holzbau Kappler sei heute besonders bekannt für seine Expertise im Bereich nachhaltiger und energieeffizienter Gebäude. Anfang der 2000er-Jahre habe das Unternehmen bereits Maßstäbe gesetzt mit zahlreichen Passivhäusern, gefolgt von KfW-40-Plus-Gebäuden. Holger Kappler, der sich schon während seines Architekturstudiums mit Klimaschutz und Ressourcenmanagement auseinandersetzte, habe seine Expertise kontinuierlich ausgebaut. Er vertiefte sie als Effizienzhausexperte der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und wurde in diesem Jahr auch Nachhaltigkeitsauditor.

Diese Qualifikationen seien Voraussetzungen, um Gebäude mit dem höchsten Ökosiegel, dem KfW-40-QNG (Qualitätsnachweis Nachhaltiges Gebäude), zu errichten. „Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Trend, sondern eine Verantwortung, die wir ernst nehmen. Unser Ziel ist es, Gebäude zu schaffen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch zukunftsfähig sind“, erklärt der Unternehmenschef.

Vor Kurzem wurde Kappler zu seinem 25-jährigen Jubiläum als Firmenchef mit einer Überraschungsparty geehrt. Sichtlich bewegt zeigte er sich über die große Wertschätzung seiner Belegschaft. „Es ist überwältigend, wie sehr unser Team zusammenhält und mich unterstützt. Das motiviert mich, weiterhin mein Bestes für die Firma zu geben“, sagte er laut Pressemitteilung. Wesentlichen Anteil daran habe auch seine Ehefrau Anja Kappler, die ebenfalls im Unternehmen tätig ist.

Tradition und Fortschritt: Vierte Generation in Startlöchern

Ein weiteres Highlight des Jubiläumsjahres ist die Auszeichnung Manfred Kapplers, der vor 70 Jahren seine Urkunde als Zimmermeister erhielt. „Meine Eltern haben das Fundament gelegt, auf dem wir heute stehen. Es ist mir eine Freude, dafür zu danken und meinen Vater für seine lebenslange Hingabe zum Handwerk zu ehren“, betont Sohn Holger. Holzbau Kappler will auch in Zukunft auf Innovation und Nachhaltigkeit setzen, heißt es. Mit neuen Projekten im Bereich des mehrgeschossigen Holzbaus und der sogenannten Seriellen Sanierung möchte der Betrieb weiterhin Maßstäbe setzen.

Das Unternehmen blickt auf ein Jahrhundert Tradition und Fortschritt zurück und sei bereit, die Zukunft mit derselben Leidenschaft und Hingabe zu gestalten, die es zu einem Eckpfeiler der Region gemacht haben. Ein Vorteil dabei: Die vierte Kappler-Generation ist bereits dabei, fachlich im Unternehmen Fuß zu fassen.

Firmenchef Holger Kappler im Gespräch mit unserer Zeitung

Was hat Sie motiviert, den von den Eltern eingeschlagenen Weg weiter zu gehen?

Letztlich sind es immer besondere Umstände und Meilensteine, die einen Weg bestimmen. Eine Erziehung, in der ich von meiner Mutter kaufmännisches Verständnis und von meinem Vater handwerkliche Hingabe gelernt habe. Mit Dies ein Dorf, in dem ich Miteinander und nicht Gegeneinander erfahren habe.

Holger Kappler
Holger Kappler
Foto: Jelena Bandlow
Kompetenzen, die mich im Hochschulstudium immer wieder schön geerdet haben und mich letztlich auch bewogen haben, den Betrieb entgegen dem Rat der Eltern zu übernehmen. Ich denke, dass auch so etwas wie Verantwortung eine wesentliche Rolle spielt. Für die Familie an erster Stelle, aber selbstverständlich auch für Freunde, Mitarbeiter und in meinem Umfeld. Wie sagte „Kloppo“ so schön, als er zu einem der erfolgreichsten Fußballtrainer wurde: „You never walk alone!“

Als Chef sind Sie rund um den Holzbau auch vielfach ehrenamtlich tätig.

Ja klar, im Handwerk und besonders als Unternehmer ist Vernetzung und der Blick über den eigenen Laden hinaus wichtig, das ist auch mit der Übernahme ehrenamtlicher Funktionen verbunden. Bei mir sind das die Tätigkeiten als Präsident der Zimmermeisterhaus-Gruppe auf Bundesebene, stellvertretender Vorsitzender im Landesbeirat Holz sowie der Fachgruppe der Zimmerer in der rheinland-pfälzischen Bauwirtschaft. Dazu kommen regionale Projekte, wie aktuell der Einsatz für den Fortbestand des Wildparks in Gackenbach.

Gibt es besondere Projekte, die über den Westerwald hinaus von Bedeutung waren?

Da ist beispielsweise zu nennen, dass wir Ende 2015 die Wohnsituation von 200 Geflüchteten auf dem Flughafen Hahn verbessern konnten. Als Modellprojekt durften wir im Auftrag des Landes mit vorgefertigten Holzmodulen eine Unterkunft entwickeln und bauen. Diese Gruppenunterkunft wurde in Rekordzeit gebaut und diente als Modell für andere Projekte.

Arbeiten Sie auch mit anderen Unternehmen zusammen?

Wir sind eine sehr vielseitige Truppe von verschiedenen Handwerkern, können aber natürlich rund ums Haus nicht alles selbst machen. Um Leistungen abzudecken, die wir nicht selbst ausführen können, arbeiten wir eng mit anderen Betrieben aus der Region zusammen, wir stimmen Termine und Arbeitsgänge untereinander ab. Oft arbeiten bei Hausprojekten Holzbauer, Maurer, Verputzer, Elektriker und Dachdecker Hand in Hand.

Das Interview führte Uli Schmidt

Ministerpräsident: Branche ist wichtig für CO2-Ziel

Der neue Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat zum Beginn seiner Amtszeit ein Holzbauunternehmen in der Pfalz besucht und sich über die Branche geäußert: „Holz ist einer der Baustoffe der Zukunft und spielt eine ganz wichtige Rolle für das Ziel der Landesregierung, bis spätestens 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Wirksamer Klimaschutz kann nur gelingen, wenn alle mitmachen. Es ist deshalb gut, dass insbesondere in den waldreichen Regionen wie hier im Pfälzer Wald (oder dem Westerwald, d.Red.) mit Unterstützung von Landesforsten und der anwendungsorientierten Forschung regionale Netzwerke entstanden sind, die den innovativen Holzbau vorantreiben.“ Ob Schweitzer auch mal den Weg ins Gelbachtal findet?