Welch ein zündender Start ins Michelsmarkt-Wochenende: Die 25. Auflage des Nassauer Michelrock füllte das Festzelt mit Fans der rockigen Töne und jeder Menge guter Laune. Kein Wunder, zum Silbernen Jubiläum hatte der Verein die Gruppen Rauhbein, Pfund und Saftwerk an die Lahn geholt. Richtig zum Brodeln brachten dann Lokalmatadoren von einst das Zelt am Freibad.
Die Band Pfund startet die Jubiläumsausgabe der Michelsmarkt-Eröffnung. Die Jungs hauen nicht nur die bekanntesten rockigen Hits der vergangenen Jahrzehnte raus – ihr mitreißender Sound und die Nähe zum Publikum ist eine Klasse für sich und bringt die Menge von Null auf 100 ins rhythmische Rocken und Jubeln. Ursprünglich als Opener geplant, mussten sich Rockliebhaber auf die Newcomer der deutschen Folk-Rock-Band Rauhbein aufgrund von Verkehrsproblemen gedulden.
Newcomer?
Das mag man kaum glauben. In Nassau wird schnell klar, warum es die Hessen ein Jahr nach Erscheinen ihres ersten Albums zu Chartstürmern und einem umjubelten Auftritt beim Wacken-Festival schafften. Frontman Henry M. Rauhbein – eine Mischung aus Bud Spencer und Meat Loaf – hält mit Songs und Stimme, was sein Körper verspricht: eine Power, die vom ersten Ton an fesselt. Authentisch schwappen da beruhigende wie raue Meereswellen in Balladen und schwärmerischen Rhythmen über die Rampe ins wogende Publikum. Authentisch und kraftvoll ist der Auftritt, versprüht mit seinen Folk-Harmonien eine ansteckende Portion Sehnsucht nach Freiheit und Frieden am Lahnufer.
Wondabrah feiert fulminantes Comeback
Lokalmatadore sorgen am Abend darauf für die Krönung des rockigen Partywochenendes. Die fünf Musiker von Wondabrah reisten für ihr Comeback der besonderen Art von Köln bis Ludwigshafen an. Es ist eine Reunion der Extra-Klasse. Die allesamt einst oder noch im Nassauer Land beheimateten Rockmusiker haben sich 17 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Auftritt dort wiedergefunden, wo sie der Eröffnung des Michelsmarktes beim ersten Michelrock vor 25 Jahren auf die Sprünge halfen. Den Rock tragen sie noch immer im Herzen. „Wir haben uns selbst gewundert, wie toll das bei der ersten Probe noch funktioniert hat“, sagt Schlagzeuger Steffen.
Kaum zu glauben, dass nur Lead-Gittarist Olaf und Bassist Wenny nebenbei noch Musik machen. Frontmann Matthias gibt eine Rampensau par excellence und treibt das Publikum außer Rand und Band. Viele tragen Fan-T-Shirts. „Sind das noch die von damals?“ Nein, es sind neue. Mit den Jahren verändert sich manche Figur. Die Stimmung dagegen ist Generationen übergreifend hoch temperiert. Es brodelt im Zelt, als die jung gebliebenen Männer es mit Gassenhauern wie „Rockin' in the free world“, „The roof is on fire“ oder „Video killed the Radio Star“ tüchtig krachen lassen. „Das ist ja wie früher“, schwärmt eine Nassauerin.
Wir treten nie wieder auf.
Sänger Matthias von der Band Wondabrah
Aber es ist nicht einst, sondern Michelsmarkt 2023, der die mitreißende Stimmung erzeugt. „Es hat riesigen Spaß gemacht“, ruft Sänger Matthias dem Partyvolk zu, um dann zu beteuern: „Wir treten nie wieder auf.“ Doch das haben die Rolling Stones ja auch schon mehrfach angekündigt. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer: Mick Jagger hat am gleichen Tag Geburtstag wie der Leadsänger von Wondabrah. Die Band Saftwerk knüpft nahtlos an, hält die Stimmung im prall gefüllten Zelt aufrecht und bringt das Publikum mit deutschsprachigem Rock bis zum späten Abend zum Singen, Tanzen und Spaßhaben.