Lange hat die neue Koalition ja nicht gehalten, witzelte ein Stadtrat. Tatsächlich: In geheimer Wahl scheinen sich nicht alle von CDU, SPD oder ULL an die Absprachen gehalten zu haben, sonst sind die relativ vielen Gegenstimmen für Jochen Sachsenhauser und Sebastian Seifert bei der Wahl der Beigeordneten nicht zu erklären. Die Gewählten sollten es gelassen nehmen – morgen schon interessiert sich niemand mehr für derlei taktisches Geplänkel.
Labontes Stellvertreter sind eine gute Wahl. Adalbert Dornbusch ist ein erfahrener und allgemein geschätzter Bürgermeister, Seifert hat seinen Job als bisher Zweiter Beigeordneter ebenfalls gut gemacht. Und dass die SPD nach ihrem taktischen Desaster bei der Beigeordnetenwahl 2014 nun den Zweiten Beigeordneten stellt, entspricht dem Wählerwillen. Für Sachsenhauser, einem der wenigen Lahnsteiner Genossen mit Potenzial für künftige Wahlsiege, ist der Job als offizieller Repräsentant eine gute Gelegenheit, sich zu profilieren. Der SPD-Fraktion wird er mit seiner etwas unorthodoxen Art zweifellos fehlen, ein Gegenpol zur meinungsstarken Fraktionschefin fehlt nun komplett.
Apropos meinungsstark. Natürlich hat Jutta Niel mit ihrer Kritik recht: Die Absprache zwischen CDU, SPD und ULL zu den 14er-Ausschüssen war ein (nicht unübliches) taktisches Manöver, um die vermeintlich Kleinen auszubremsen: Die Grünen, mit 14,6 Prozent immerhin viertstärkste Kraft, haben nun „nur“ zwei Ausschusssitze, FBL und FDP gar nur einen. Die Behauptung, der Wählerwille sei verzerrt, schießt allerdings übers Ziel hinaus: Auch 14er-Ausschüsse spiegeln die Mehrheitsverhältnisse im Rat wider. Von Machtspielen und Steuergeldverschwendung zu sprechen, ist harter Tobak. Und: Wer die Moralkeule schwingt, sollte ein gutes Kurzzeitgedächtnis haben: Dank einer „Koalition“ von CDU, ULL und Grünen (siehe da!) wurde vor fünf Jahren die – eigentlich aus dem Rat gewählte – Beatrice Schnapke-Schmidt zur Dritten Beigeordneten gemacht. Wo blieb da eigentlich der Wählerwille ...?
Peter Labontes Appell kann ich nur teilen: Seien Sie aktiv, mutig und meinungsstark! Auch innerhalb der eigenen Fraktion – keine Scheu vor Konflikten. Gerade von den jüngeren Räten hatte ich mir in der letzten Legislaturperiode deutlich mehr Mut versprochen. Respekt vor „alten Hasen“ einer Fraktion gehört sich. Demut und falsch verstandene Loyalität sind unangebracht.