Neuwied

Ungewöhnliche Übung in Neuwied: Assistenzhunde lernen Rettungswagen lieben

Übung mit Testpatientin Claudia und ihrem Assistenzhund Evan: Die DRKler nehmen die Daten von Mensch und Hund auf.
Übung mit Testpatientin Claudia und ihrem Assistenzhund Evan: Die DRKler nehmen die Daten von Mensch und Hund auf. Foto: Marion Zickenheiner/DRK-Ortsverein Neuwied

Wenn Menschen in Not sind, sind die Helfer vom DRK gefragt. Doch wie sollen sie mit den Assistenzhunden der Betroffenen umgehen? Darum ging es jetzt in einer ungewöhnlichen Übung.

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Drei Sanitäter eilen zu einer Frau, die benommen auf dem Boden sitzt: Kreislaufprobleme. Ihre Hündin weicht ihr nicht von der Seite – an der Leine prangt die Aufschrift „Assistenzhund“. Die Frau muss ins Krankenhaus. Doch können die Helfer auch die Hündin sicher mitnehmen?

Die Szene ist zum Glück nur eine Übung. Der DRK-Ortsverein Neuwied, die Schnelleinsatzgruppe Betreuung des Kreises Neuwied und die Assistenzhunde „Helfende Pfoten“ gGmbh haben gemeinsam geprobt, wie medizinische Teams im Ernstfall Menschen mit Assistenzhund versorgen und mit dem Rettungswagen transportieren können. Die DRKler sammelten dabei wertvolle Praxiserfahrung im Umgang mit den Tieren, wie der DRK-Ortsverein Neuwied mitteilt.

Acht Teams machen mit

Acht Teams aus Mensch und Hund waren bei einem der wöchentlichen Dienstabende im Neuwieder DRK-Vereinsheim. In verschiedenen Übungen trainierten die Ehrenamtlichen der Schnelleinsatzgruppe Betreuung, wie sie Menschen mit einem Assistenzhund ansprechen und versorgen und wie sie das Tier in die Rettung einbinden und sogar im Rettungswagen sicher mitnehmen können.

Verpflichtet sind die Sanitäter dazu nicht, doch Jürgen Häring, Bereitschaftsleiter beim DRK-Ortsverein, erklärt: „Getreu unserem obersten Grundsatz der Menschlichkeit sehen wir das als unsere Pflicht an.“ Die „Helfende Pfoten“-Geschäftsführerin Katharina Küsters ergänzt, dass eine Trennung vom Hund für die Betroffenen zusätzlich großer Stress sein kann.

Der Assistenzhund muss zum Menschen passen.

Katharina Küsters

Im Rettungswagen geht die Übung für Testpatientin Bettina und ihre vierjährige Mischlingshündin Elsa weiter. Während die Patientin schon sicher angeschnallt im Wagen sitzt, schlängeln die drei Sanitäter noch die Leine der Hündin Elsa durch eine Lasche am Sitz. Dann geht es los auf eine kurze Übungsfahrt durchs Gewerbegebiet Distelfeld. Elsa blickt durchweg ihr Frauchen an und zeigt sich selbst vom Martinshorn unbeeindruckt. Dafür gibt es ein Popcorn aus dem Snackbeutel.

Elsa hilft ihrem Frauchen im Alltag – zum Beispiel, indem sie Dinge vom Boden aufhebt oder Wäsche in die Waschmaschine räumt. „Jeder Hund ist für einen Menschen speziell ausgebildet“, sagt Katharina Küsters. Die Vierbeiner bringen in Notsituationen wichtige Medikamente herbei, legen sich schützend auf ihren Menschen oder sind ihnen eine psychische Stütze. Für das Training eignet sich nicht eine bestimmte Hunderasse. „Der Assistenzhund muss zum Menschen passen“, erklärt Küsters.

Bei Flutkatastrophe Menschen und Tiere gerettet

„Im Katastrophenschutz ist der Umgang mit Tieren für uns nicht außergewöhnlich“, sagt Bereitschaftsleiter Jürgen Häring. So rettete das DRK etwa bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 viele Menschen samt ihrer Haustiere aus ihren Häusern und brachte sie zu Betreuungsstellen.

Auch eine solche Situation übten die DRKler gemeinsam: Ein Helferteam nimmt die Daten der Testgeretteten Claudia und ihres zweieinhalbjährigen Berger-de-Brie-Rüden Evan auf. Danach helfen die Ehrenamtlichen den beiden in den Mannschaftswagen. Eine solche Registrierung von Verletzten und Betroffenen sei ein Kernaspekt der DRK-Arbeit im Katastrophenschutz, sagt Häring.

Das wird nicht die letzte Übung dieser Art für uns bleiben.

Jürgen Häring

Auch die Mensch-Hunde-Teams gewannen bei der Übung wertvolle Praxiserfahrung: Die Hundehalter erfuhren, welche Informationen über sich und ihren Hund für die Sanitäter wichtig sein können. Die Hunde sollen sich an die Helfer in der grellen Uniform und die Fahrt im Rettungswagen gewöhnen. So ist die ungewohnte Situation in einem echten Notfall nicht mehr fremd – für Patienten, Sanitäter und Vierbeiner. „Das wird nicht die letzte Übung dieser Art für uns bleiben“, kündigt Bereitschaftsleiter Jürgen Häring nach dem erfolgreichen Training an. red