Kreis Neuwied

Klatsche für Innenstädte: Neuwied reagiert auf FOC-Ausbau in Montabaur

Das Outlet Montabaur soll laut Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Obere Planungsbehörde langfristig erweitert werden. Das stößt in vielen umliegenden Kommunen, wie in Neuwied, auf Widerstand.  Foto: Andreas Egenolf
Das Outlet Montabaur soll laut Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Obere Planungsbehörde langfristig erweitert werden. Das stößt in vielen umliegenden Kommunen, wie in Neuwied, auf Widerstand. Foto: Andreas Egenolf

Nicht nur für die Stadt Neuwied sind die Erweiterungspläne, und letztendlich das OK der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Obere Planungsbehörde, ein Schlag ins Gesicht – auch andere Kommunen sind wenig begeistert. Gemeinsam hatten sie versucht, die Pläne zu verhindern.

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Vor wenigen Tagen hat unsere Zeitung darüber berichtet, dass das Factory Outlet Center Montabaur (FOC) seine Verkaufsfläche verdoppeln darf. Diese Nachricht sorgt nun in Neuwied für Irritation. „Warum wird ein Konsumtempel erweitert, der niemals den Charme eines Stadtbummels haben wird?“, fragen sich die Verantwortlichen im Rathaus. Durch den komfortablen Onlinehandel gehe es beim Shoppingtrip heutzutage mehr um das Erlebnis als nur um Konsum und Handel, befindet die Stadt in einem Presseschreiben.

Verwaltungen geben sich Mühe zur Verschönerung der City

„Allerorten werden Innenstädte modernisiert, um diesem Wandel Rechnung zu tragen“, hebt die Verwaltung weiter hervor. Große städtebauliche Projekte zielten darauf ab, die Innenstadt wieder zum Ort für emotionale Erlebnisse werden zu lassen. So werde in der Deichstadt der Marktplatz neugestaltet, bemerkt die Stadt. Zudem sei kürzlich der Raum zwischen Rhein und Deich für Bürger erschlossen worden. Diese Maßnahmen kommen gut an – aber zum besonderen Erlebnis werde der Ausflug auch dank der italienischen Eisdiele, der Kunstwerke im Artothek-Schaufenster und der zufälligen Begegnung mit einem alten Klassenkameraden. „Diesen Charme zu erhalten und zu stärken, darum bemühen wir uns gemeinsam mit dem ortsansässigen Handel und vielen engagierten Akteuren in unserer Innenstadt“, wird Oberbürgermeister Jan Einig zitiert. Denn zu einer attraktiven City gehöre auch ein attraktives Einkaufsangebot, ist er überzeugt.

Warum wird ein Konsumtempel erweitert, der niemals den Charme eines Stadtbummels haben wird?

Das fragt sich die Stadt Neuwied in einer Pressemitteilung.

Enttäuscht ist man im Rathaus, weil die Erweiterung des FOC den Bemühungen der vergangenen Jahre entgegenwirkt. Einig beschreibt es als den sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen. „Es kann doch nicht sein, dass wir überall darum kämpfen, unsere Innenstädte zu retten, während andere alles daransetzen, noch mehr Umsatz vom bedrohten lokalen Einzelhandel abzuziehen“, sagt er. „Die großen Player profitieren davon, dass sie die Mittel haben, riesige Shoppingzentren zu errichten, während die Innenstädte als Einkaufsort veröden.“

Innenstadt soll Ort der Begegnung sein: Handel sei Baustein

Das veränderte Kaufverhalten durch die Verlockungen des Onlinehandels sei eine Herausforderung, der man in den Städten mit kreativen Konzepten begegne, betont Neuwieds Oberbürgermeister. So habe die Deichstadt bereits viel für eine hohe Aufenthaltsqualität in der Innenstadt getan und über diverse Förderprogramme innovative Projekte ermöglicht. „Wir möchten, dass die Innenstadt ein Ort der Begegnung ist“, so Einig. „Ein Baustein dafür ist der lokale Handel, den wir nach Kräften unterstützen. Klar ist aber auch: Der Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Und wer ihn im Outlet Center ausgibt, kann ihn nicht in der Innenstadt ausgeben. Dabei ist dort jeder Umsatz viel mehr wert – denn eine Innenstadt ist mehr als Konsum, sie ist bestenfalls das gemeinsame Wohnzimmer unserer Bürgerinnen und Bürger.“

Darum habe Neuwied sich nach Bekanntwerden der FOC-Pläne gemeinsam mit anderen Kommunen dafür eingesetzt, die Erweiterung zu stoppen. Vergebens, wie sich nun zeigt – denn die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat zugunsten des Outlet-Riesen entschieden.