Bendorf/Neuwied

Ein Computer spricht für den jungen Vater: Wie eine Familie aus Neuwied gegen eine plötzliche Krankheit kämpft

Jan Lohrum und seine Frau Katja vor dem Sprachcomputer: Sie kämpfen weiter, damit der Mittdreißiger wieder fit wird. Foto: Peter Meuer
Jan Lohrum und seine Frau Katja vor dem Sprachcomputer: Sie kämpfen weiter, damit der Mittdreißiger wieder fit wird. Foto: Peter Meuer

Die ersten Symptome kamen plötzlich, nach der dritten Coronaimpfung, auch wenn die Behörden keinen Zusammenhang bestätigen: Heute kann Jan Lohrum aus Neuwied, bekannt auch als Fußballer beim SC Bendorf-Sayn, nicht mehr sprechen, sich kaum mehr bewegen. Im Gespräch mit der Rhein-Zeitung berichten Jan und Katja Lohrum von ihrem schwierigen Schicksal, wie sie sich dagegen stemmen – und was ihnen hilft.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Jan Lohrum spricht mit den Augen. Das ist keine romantische Metapher, sondern wortwörtlich gemeint und möglich dank moderner Technik. Mit seinen Blicken bedient er einen speziellen Computer. Seine Worte und Gedanken erscheinen auf einem Display. „Es ist ein Auf und Ab“, ist dann da beispielsweise zu lesen. Oder: „Bei den Krankenkassen dauert Einiges sehr lange.“ Der Computer gibt dem Mittdreißiger ein Stück seiner Freiheit zurück. „Er kann sich damit ausdrücken, auch zum Beispiel E-Mails oder Whats-App-Nachrichten schreiben“, sagt Jan Lohrums Frau Katja. „Das hilft ihm sehr“.

Junge Zwillinge

Jan und Katja Lohrum wohnen mit ihren noch sehr jungen Zwillingen – die noch keine zwei Jahre alt sind – im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis. Man tut der Familie wohl kein Unrecht mit der Feststellung, dass sie schwere Zeiten durchleben. Jan Lohrum leidet unter einem Krankheitsbild, das noch immer nicht final definiert ist, aber seinen Körper enorm schwächt. Die Lohrums vermuten einen Impfschaden nach seiner dritten Coronaimpfung als Auslöser – aus dem sportlichen Familienvater wurde ein Pflegefall.

Das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung hat den Antrag der Familie auf eine entsprechende Entschädigung dennoch im vergangenen Jahr abgelehnt. In der Begründung ist unter anderem die Rede davon, dass sich in Jans Fall die „Nachweise für eine über das übliche Maß hinausgehende gesundheitliche Schädigung nicht erbringen“ lassen.

Die zeitliche Nähe ist dennoch mehr als auffällig: Jan Lohrum, ein kräftiger, vitaler Mann, fühlt wenige Tage nach seiner Impfung Ende 2021, die ein Arzt in einem Fitnessstudio vornimmt, die ersten Symptome. Im Impfarm, dem rechten, beginnen Muskelzuckungen. Sein Bein fühlt sich fremd an. Bald hat er erste Lähmungserscheinungen, kann nicht mehr laufen. Er geht zum Hausarzt, neurologische Untersuchungen folgen. In einer Fachklinik dann die erschütternde Diagnose: ALS. Die Nervenkrankheit gilt als unheilbar und geht mit Muskelschwund einher.

Die Lohrums glauben dem Befund nicht, sie vermuten weiter – und das bis heute – einen Impfschaden. Hoffnung schöpfen sie, als sie auf Elfriede Leniger-Follert treffen. Die Hagener Ärztin behandelt Patienten mit Impfschäden und Long-Covid-Symptomen mit einer speziellen Magnesium-Sauerstofftherapie. Aber diese schlägt nicht wie erhofft an.

Zustand wird schlechter und schlechter

Der Zustand des Familienvaters wird schlechter und schlechter. Im Juli 2024 kann er sich quasi nicht mehr alleine bewegen und kaum noch sprechen. „Der Computer und ein spezieller Rollstuhl sind eine große Hilfe“, sagt Katja Lohrum. Aber es dauere eben oft lange, bis die Krankenkasse Mittel bereitstellt, um die notwendigen Geräte zu kaufen oder zu leihen. Mit Anträgen kennt man sich im Hause Lohrum mittlerweile aus. Dennoch ist die finanzielle Lage angespannt, zumal die Familie erst vor wenigen Jahren in ein neues Häuschen gezogen ist, in dem Jan Lohrum eigentlich auch so manches in Eigenarbeit fertigmachen wollte.

Zum Glück gibt es viele Unterstützer, die die junge Familie nicht aufgeben. Dazu gehören nicht nur Familie und Freunde, sondern auch das halbe Fußballrheinland. Immer wieder gibt es Spendenaktionen, die von den Vereinen, in denen Jan Lohrum früher spielte, weithin in die Fußballszene ausstrahlen. Unter dem Motto „AllForJan“ (zu Deutsch: Alle für Jan) spielten der SC Bendorf-Sayn und der SV Niederwerth im vergangenen Jahr einen Benefizkick gegeneinander. Ob Trikotverkäufe oder Spendensammlungen – die Sportvereine dachten sich einiges aus, um der Familie finanziell unter die Arme zu greifen. Derzeit seien weitere Aktionen in Arbeit, berichtet Frank Feuerpeil vom SC Bendorf-Sayn. „Wir wissen, dass Jan und Katja weiterhin viel Unterstützung brauchen.“

Jan und Katja Lohrum mit Frank Feuerpeil (rechts)
Jan und Katja Lohrum mit Frank Feuerpeil (rechts)
Foto: Peter Meuer

Es geht um Hoffnung, Worte, Zeit – aber auch, ganz handfest, um Geld. Jan und Katja Lohrum benötigen ein Fahrzeug, das entsprechend ausgestattet und groß genug ist, um den Rollstuhl aufzunehmen. Und: Jan Lohrum hat vor einigen Wochen eine neue Behandlung begonnen. Er hat sich in die Hände der Experten des Börner Lebenswerkes in Tübingen begeben. Das Zentrum für integrative Medizin vereine alternative und schulmedizinische Behandlungsmethoden, sagt Katja Lohrum.

Ihr Mann wurde dort gründlich durchgecheckt, offenbar entgiftet sein Körper nicht mehr wie er sollte. „Da muss man jetzt ran“, sagt Katja Lohrum. Deswegen geht es für sie und ihren Mann nun regelmäßig nach Württemberg. Erste Besserungen seien eingetreten, sagt Katja Lohrum. Doch dann sind da die Kosten: Jede Behandlungswoche kostet einige Tausend Euro.

Die Rhein-Zeitung und ihre Leserinnen und Leser unterstützten Jan Lohrum über die RZ-Hilfsorganisation HELFT UNS LEBEN. Wer den Lohrums darüber hinaus helfen möchte, erreicht sie über die E-Mail-Adresse janlohrum@gmx.de, die auch mit dem Spendenkonto über Paypal verknüpft ist.