Schulbücher, Kleidung oder die ersten Zigaretten: Früher spielte sich ein ganzes Leben zwischen den Geschäften im Ort ab – doch es werden immer weniger. „Leute, kauft lokal“, kommentiert RZ-Redakteurin Ulrike Platten-Wirtz.
Wenn die Buchhandlung in Cochem zum Jahresende schließt, heißt das: wieder ein Fachgeschäft weniger. Das wäre dann nach dem Aus von Faber und Mades in jüngster Zeit schon das dritte familiengeführte Unternehmen, das seine Pforten für immer schließt. Als ich 1976 als Fünftklässlerin in Cochem eingeschult wurde, war die Buchhandlung in dem kleinen Geschäft gegenüber dem heutigen Laden gerade neu eröffnet worden.
Alle für die Schule erforderlichen – aber auch private Bücher – wurden seither dort gekauft. Damals war die Auswahl an Einkaufsmöglichkeiten in der Kreisstadt noch deutlich größer als heute. Obst und Gemüse gab's bei Beth, gegenüber Parfüm, Nachtwäsche kaufte man bei Burkhard-Bauer, Schulbedarf bei Eifel am Markt.
Gefahr von Geisterstädten
Der Vater wurde bei Häbler ausgestattet, alles für den Haushalt kaufte die Mutter bei Servatius. Nicht zu vergessen das Porzellangeschäft von „Liebes“ Müller. Beim Seifenplatz gab's Drogerieartikel und im Tabaklädchen in der Oberbachstraße haben Schüler unter den kritischen Blicken der Besitzerin ihre ersten Zigaretten erworben. Moralpredigten inbegriffen. Das waren noch Zeiten. Heute kaufen die Leute lieber anonym im Internet.
Das ist zwar bequem, es birgt aber auch die Gefahr, dass unsere Städte langsam aussterben und zu regelrechten Geisterstädten werden. Das kann doch nicht im Interesse der Allgemeinheit sein. Also Leute, kauft wieder lokal, für mehr Vielfalt und Lebendigkeit in unseren Innenstädten.
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