„Wer so argumentiert, ignoriert den Unterschied zwischen Zuckerrüben und Trauben“, schreibt Winzer Reinhard Löwenstein, der sein Weingut Heymann-Löwenstein in Winningen an der Terrassenmosel betreibt auf unser Interview mit Professorin Simone Loose. Aus beidem könne man durch technischen Fortschritt „sehr gute“ Industrieprodukte herstellen.
Sehr gute Weine seien auch die, die von Trauben von Schwemmlandböden, aus Flachlagen oder dem Ausland – von Italien und Frankreich, bis hin zu Südafrika oder Südamerika – stammen. Da hätten die viel zu teuer produzierten Weine aus der Moselregion nur dann eine Chance, „wenn sich das Trinken von Moselwein zur patriotischen Pflicht entwickelt und/oder wenn noch höhere Subventionen gezahlt werden“, schreibt Löwenstein. Von beidem sei nicht auszugehen.
Der Unterschied zeige sich eben in den traditionellen Steillagen: „Hier können einzigartige Kulturgüter entstehen“, schreibt Löwenstein und erklärt: „Im Kontext eines mit Industrieweinen überschwemmten Markts können diese Weine dazu beitragen, die weltweit wachsende Sehnsucht nach Authentizität zu befriedigen.“ Löwenstein sieht drei Probleme: In Weinberg und Keller müsste ein Regelwerk befolgt werden, beispielsweise kein modernes Fooddesign, Wein müsste nachhaltig weltweit kommuniziert werden, und Steillagenweine dürften nicht mit Flachlagen in einen Marketingtopf geworfen werden. Entsprechend dürfte der Begriff „Mosel“ nicht für Flachlagenweine verwendet werden.
Doch Steillagen sind weit mehr als Produktionsflächen, sie seien kulturelles Erbe, Heimat, Identität, Tourismusressource und ökologische Nische. Was die Hitze anbelangt, sei man froh, „kontinuierlich reife Trauben zu ernten und damit das faszinierende Erlebnis Schiefer in jedem Jahr zu ermöglichen“. Des Weiteren reagiere man mit vielfältigen Maßnahmen wie Beschattung der Trauben und Humusaufbau. Und: „Sollte es in einigen Jahrzehnten tatsächlich zu heiß für den Riesling werden: Dann ist es an der Rhône zu heiß für den Syrah, und wir produzieren Côte Rôtie im Uhlen.“