Berlin/Mainz

Turbo-Abi spaltet Bildungspolitik – Sonderweg in Rheinland-Pfalz

Angesichts des Hin und Her zwischen acht- und neunjähriger Gymnasialzeit hat Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) an die Länder appelliert, länger an ihren Schulsystemen festzuhalten. Sie sollten sich nicht dem Druck der Eltern beugen, die inzwischen massiv eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium fordern.

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„In der Politik ist wichtig, dass man Stimmungen nicht ignoriert. Aber man muss auch in der Lage sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn sie richtig sind“, sagte die Ministerin der „Welt am Sonntag“. „Dafür muss man auch mal Gegenwind und Ärger aushalten.“

Vor gut zehn Jahren hatten die Kultusminister auf massiven Druck ihrer Länder-Regierungschefs die Schulzeit bis zum Abitur im Westen von 13 auf 12 Schuljahre verkürzt (Turbo-Abi). Bis heute haben sich die Proteste von Eltern, Schülern und Lehrern nicht gelegt. In vielen Ländern haben sie sich inzwischen eine Wahlmöglichkeit zwischen G 8 und G 9 erkämpft. Niedersachsen wird im Sommer 2015 als erstes Bundesland vollständig zum Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren.

Wanka warnte davor, über die Frage des acht- oder neunjährigen Gymnasiums einen ideologischen Kampf zu führen. Ob G 8 richtig oder falsch sei, müsse jedes Land für sich entscheiden. Sie sagte aber: „Ich bin Sächsin. Und in Sachsen funktioniert G 8 klasse.“ Das gilt auch für Rheinland-Pfalz.

Hier ging Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) von Anfang an einen eigenen Weg. Statt G 8 verpflichtend und flächendeckend einzuführen, setzte sie auf Mitbestimmung: „Nur dort, wo dieses Angebot von Eltern gewünscht und von den Schulen und ihren Schulträgern gewollt war, haben wir achtjährige Ganztagsgymnasien eingerichtet“, sagte die Ministerin gegenüber unserer Zeitung. Inzwischen gibt es landesweit 19 G8GTS-Gymnasien. Ahnen: „Den Wunsch nach einer Rückkehr zu G 9 habe ich aus noch keinem der G 8-Gymnasien gehört.“ pie/dpa