So machen's die Länder

Das klassische Abitur nach 13 Jahren erlebt im Westen Deutschlands eine Renaissance – zumindest dort, wo man den Eltern freie Wahl lässt. Niedersachsen wird im Sommer 2015 als erstes Bundesland vollständig zum Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren. Eine Übersicht über die Entwicklung in den Ländern:

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Baden-Württemberg hat 44 Modell-Gymnasien die Rückkehr zur 13. Klasse erlaubt. Die SPD verlangt, dass sogar 120 ganz oder teilweise zum alten Modell zurück dürfen, was die Grünen als Regierungspartner aber bislang vereitelt haben. Die 44 Gymnasien sind völlig überlaufen.

Bayern hat nach Elternprotesten ein „Flexibilisierungsjahr“ eingeführt: Gymnasiasten können in der Mittelstufe auf Wunsch ein zusätzliches Schuljahr einlegen. Das Angebot wird aber bisher kaum angenommen. Die Freien Wähler sammeln Unterschriften für einen Volksentscheid, damit Eltern Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 erhalten. Die erste Hürde ist bereits genommen.

Berlin und Bremen: Eltern, die 13 Schuljahre bis zum Abitur bevorzugen, können ihre Kinder an integrierten Schulformen anmelden. An den Gymnasien wird das Abitur nach zwölf Jahren abgelegt. In Berlin verzeichnen die integrierten Schulen inzwischen mehr Anmeldungen als die Gymnasien.

Hamburg hat eine ähnliche Regelung wie Berlin und Bremen. Eine Elterninitiative „G9-Jetzt-HH“ will auch an den Gymnasien zum Abitur nach 13 Jahren zurück und hat die dafür notwendige Volksinitiative bereits erfolgreich gestartet.

Hessen hat Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 eingeführt. Wegen der hohen Nachfrage der Eltern nach G9 wird Schätzungen zufolge bald nur noch jedes fünfte Gymnasium das Turbo-Abi anbieten.

Niedersachsen kehrt nach den Sommerferien 2015 als erstes Bundesland zum Abitur nach 13 Schuljahren zurück. Der erste Schuljahrgang dürfte voraussichtlich im Schuljahr 2020/21 sein Abitur nach 13 Jahren ablegen. Leistungsstärkeren Schülern wird aber die Möglichkeit eingeräumt, schon nach zwölf Jahren das Abitur zu machen.

Nordrhein-Westfalen hat 13 Gymnasien die Rückkehr zum Abitur nach neun Gymnasialjahren erlaubt – im Rahmen eines Modellversuchs. An den übrigen 614 Gymnasien ist das Abitur nach acht Jahren üblich. An Gesamtschulen, Sekundar- und Gemeinschaftsschulen und Berufskollegs wird das Abitur in der Regel nach 13 Schuljahren abgelegt.

Rheinland-Pfalz hat bei dem Streit als einziges West-Bundesland gut lachen, weil es auf den generellen G8-Zug nicht aufgesprungen ist. Schon immer gab es für gute Schüler die Möglichkeit, das Abitur nach 7,5 bis 8 Gymnasialjahren abzulegen. Die Regel sind aber 8,5 Jahre.

Das Saarland hat ein Zwei-Säulen-Modell: Am Gymnasium gibt es das Abitur nach zwölf Schuljahren, an der Gemeinschaftsschule nach 13 Jahren.

Schleswig-Holstein hat Wahlfreiheit für die Schulträger eingeführt. Das sind meist die Kommunen. In der Regel bieten die Gymnasien das Turbo-Abi an. Neun Gymnasien sind zum neunjährigen Bildungsgang zurückgekehrt, an vier Gymnasien kann zwischen G8 und G9 gewählt werden. An den Gemeinschaftsschulen sind 13 Jahre bis zum Abi üblich.

Neue Bundesländer: An den Gymnasien wird das Abitur in der Regel nach zwölf Schuljahren abgelegt.