Washington

Debatte über Alter

Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort

Von dpa
Sprecherin: Biden wird nicht wegen Parkinson behandelt
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, spricht, als sie während des täglichen Briefings im Weißen Haus wiederholt nach den Krankenakten von US-Präsident Biden gefragt wird. Ein Medienbericht über Besuche eines Spezialisten für Parkinson im Weißen Haus hat einen hitzigen Austausch zwischen der anwesenden Presse und der Sprecherin von US-Präsident Biden ausgelöst. (zu dpa: «Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort») Foto: Susan Walsh/DPA

Die «New York Times» schreibt von einem Parkinson-Spezialisten, der regelmäßig im Weißen Haus zu Besuch ist. Bidens Sprecherin will das nicht erklären. Nun versucht Bidens Arzt, Klarheit zu schaffen.

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Washington (dpa). Nach offenen Fragen zu Besuchen eines Spezialisten für Parkinson im Weißen Haus macht der Arzt von US-Präsident Joe Biden Details öffentlich. Dr. Kevin Cannard sei der neurologische Spezialist, der Präsident Biden für jede seiner jährlichen Routine-Gesundheitschecks untersuche, schrieb Bidens Leibarzt Arzt Kevin O'Connor in einem vom Weißen Haus veröffentlichten Brief. Cannard sei nicht ausgewählt worden, weil er ein Spezialist für Bewegungsstörungen sei, sondern weil er «ein hochqualifizierter und hoch angesehener Neurologe» sei. Sein «sehr breites Fachwissen» gebe ihm die Flexibilität, um eine Vielzahl von Patienten und Problemen zu bewerten.

Bidens Sprecherin wird bei Pressekonferenz in die Mangel genommen

Zuvor war es bei der täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus zu einer aufgeheizten Debatte zwischen den anwesenden Journalistinnen und Journalisten und Bidens Sprecherin, Karine Jean-Pierre, gekommen. Jean-Pierre weigerte sich, Angaben dazu zu machen, warum Cannard das Weiße Haus in den vergangenen Monaten regelmäßig besucht hatte. Die «New York Times» schrieb unter Berufung auf offizielle Besucherprotokolle, dass Cannard achtmal seit dem vergangenen Sommer in der Regierungszentrale gewesen sei. «Es spielt keine Rolle, wie sehr Sie mich drängen, es spielt keine Rolle, wie wütend Sie auf mich sind», sagte die Sprecherin auf mehrere Nachfragen zu den Besuchen. «Wir können die Namen der Spezialisten nicht nennen, vom Dermatologen bis zum Neurologen.»

Experte arbeitet in Medizineinheit im Weißen Haus

US-Präsident Biden
Joe Biden, Präsident der USA, besucht einen Gottesdienst in der Mt. Airy Church of God in Christ. (zu dpa: «Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort»)
Foto: Manuel Balce Ceneta/DPA

Bidens Arzt O'Connor zufolge sind die Ergebnisse der neurologischen Untersuchung durch Cannard jedes Mal öffentlich gemacht worden. Ende Februar hieß es in dem veröffentlichtem Gesundheitsbericht, dass es bei Biden keine Anzeichen für mögliche Schlaganfälle oder Parkinson gebe und der Präsident «keinen Tremor» aufweise. «Präsident Biden hat keinen Neurologen außerhalb seiner jährlichen Untersuchung gesehen», schrieb O'Connor nun weiter. Cannard sei seit 2012 neurologischer Berater der Medizineinheit im Weißen Haus.

Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort
Das vom Weißen Haus veröffentlichte Memorandum des Arztes Kevin C. O'Connor an die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, fotografiert am Montag, 8. Juli 2024, in Washington. Nach offenen Fragen zu Besuchen eines Spezialisten für Parkinson im Weißen Haus macht O'Connor, der Leibarzt von US-Präsident Joe Biden, Details öffentlich. (zu dpa: «Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort»)
Foto: Jon Elswick/DPA

Diese Abteilung des Weißen Hauses ist für die medizinischen Bedürfnisse des Präsidenten, der Mitarbeiter und Besucher des Weißen Hauses verantwortlich. Cannard halte dort regelmäßige Sprechstunden ab. «Patienten im Weißen Haus zu sehen, ist etwas, was Dr. Cannard seit einem Dutzend Jahren tut.» Um die Privatsphäre der Patientinnen und Patienten zu schützen, würden die Namen der Experten normalerweise nicht veröffentlicht. In diesem Fall mache man nun eine Ausnahme.

Biden seit TV-Debakel im Krisenmodus

Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort
Das vom Weißen Haus veröffentlichte Memorandum des Arztes Kevin C. O'Connor an die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, fotografiert am Montag, 8. Juli 2024, in Washington. Nach offenen Fragen zu Besuchen eines Spezialisten für Parkinson im Weißen Haus macht O'Connor, der Leibarzt von US-Präsident Joe Biden, Details öffentlich. (zu dpa: «Spekulationen um Gesundheit: Bidens Arzt meldet sich zu Wort»)
Foto: Jon Elswick/DPA

Der 81 Jahre alte Biden muss sich seit seinem TV-Debakel gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump zunehmend Fragen zu seiner geistigen Fitness gefallen lassen. Auch in der Demokratischen Partei ist er unter Druck geraten. In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen alters wirklich der richtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die Wahl im November ist. Biden weist jegliche Zweifel zurück. Einen kognitiven Gesundheitstest zu seinen geistigen Fähigkeiten lehnt er ab. Auch seine Sprecherin Jean-Pierre betonte noch einmal, dass man dazu keine Veranlassung sehe.

Der aktuelle Schritt des Weißen Hauses ist ungewöhnlich und zeigt, wie groß der Druck mittlerweile ist. Die Veröffentlichung der Details dürfte das Ziel haben, Spekulationen zu einer möglichen Parkinson-Erkrankung Bidens auszuräumen. «Ist der Präsident wegen Parkinson behandelt worden? Nein. Wird er wegen Parkinson behandelt. Nein, wird er nicht. Nimmt er Medikamente gegen Parkinson. Nein», sagte Jean-Pierre bereits beim Pressebriefing.

Erkrankung des Nervensystems

Parkinson ist eine nervenbedingte Bewegungsstörung, die vor allem ältere Menschen trifft. Ursache für die auch Schüttellähmung genannte Krankheit ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Sie produzieren dann kein Dopamin mehr, mit dessen Hilfe der Körper normalerweise Bewegungen steuert. Zahlreiche Störungen sind die Folge: Zittern, verspannte Muskeln sowie Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Hinzu kommen eine leise und monotone Sprache sowie eine starre Mimik.

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