Barcelona

Neuer Ministerpräsident

Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungschef vereidigt

Von dpa
Amtseinführung Illas als neuer katalanischer Ministerpräsident
Der scheidene Ministerpräsident von Katalonien, Pere Aragones (l), und Salvador Illa, während der Amtseinführung von Illa im Palau de la Generalitat. Illa war am Donnerstag, den 08.08.2024, vom Parlament gewählt worden. Der 58-Jährige lehnt eine Abspaltung der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens ab. (zu dpa: «Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungschef vereidigt») Foto: Lorena Sopêna/DPA

Erstmals steht wieder ein pro-spanischer Politiker an der Spitze der katalanischen Regionalregierung. Der Sozialist Salvador Illa wurde in sein Amt eingeführt. Sein schärfster Gegner schmort im Exil.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Barcelona (dpa). Der sozialistische Politiker Salvador Illa ist bei einer feierlichen Zeremonie im Regierungspalast von Barcelona in sein Amt als katalanischer Ministerpräsident eingeführt worden. «Indem ich heute mein Amt antrete, erbe ich zugleich als Aufgabe die Hoffnungen des katalanischen Volkes», sagte der 61-Jährige, der sich während der Corona-Pandemie als Spaniens Gesundheitsminister einen Namen gemacht hatte. Seine sozialistische Partei war bei der vorgezogenen Wahl im Mai zwar erneut stärkste Kraft geworden, braucht aber die linke moderat-separatistische Partei ERC, die bisher den Regierungschef stellte, sowie das links-ökologische Bündnis Comuns zum Regieren.

Für Illa hatten am Donnerstag 68 der 135 Abgeordneten des Regionalparlaments in Barcelona gestimmt. Spanische Medien werteten seine Wahl als Neuanfang für die Region, die seit mehr als zehn Jahren vom Streit über Forderungen nach Unabhängigkeit erschüttert wird. Allerdings dürfte es auch für den ruhigen und auf Ausgleich bedachten Illa schwierig werden, seine pro-spanische Politik mit dem Streben nach Unabhängigkeit der ERC in Einklang zu bringen.

Amtseinführung Illas als neuer katalanischer Ministerpräsident
Der scheidene Ministerpräsident von Katalonien, Pere Aragones (l), gibt Salvador Illa (M), dem neuen Ministerpräsidenten von Katalonien, die Hand. Illa war am Donnerstag, den 08.08.2024, vom Parlament gewählt worden. Der 58-Jährige lehnt eine Abspaltung der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens ab. (zu dpa: «Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungschef vereidigt»)
Foto: Lorena Sopêna/DPA

Illa äußerte sich zum Auftakt der Zeremonie versöhnlich gegenüber seinen separatistischen Vorgängern. «Ich habe keinen Zweifel, dass alle bisherigen Präsidenten mit den besten Absichten angetreten sind, Katalonien zu einem besseren Land zu machen», betonte er und schloss damit sogar den noch per Haftbefehl gesuchten früheren Regionalregierungschef Carles Puigdemont ein.

Amtseinführung Illas als neuer katalanischer Ministerpräsident
Salvador Illa (l) trifft Hand in Hand mit seiner Frau Marta Estruch zu seiner Amtseinführung als neuer Ministerpräsident Kataloniens auf der Plaça de Sant Jaume ein. Illa war am Donnerstag, den 08.08.2024, vom Parlament gewählt worden. Der 58-Jährige lehnt eine Abspaltung der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens ab. (zu dpa: «Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungschef vereidigt»)
Foto: Alberto Paredes/DPA

Der Separatistenführer war am Donnerstag kurz vor der Wahl Illas im Parlament nach fast sieben Jahren im Exil erstmals wieder in Barcelona aufgetaucht. Er hielt eine kurze Rede vor rund 3.500 Anhängern, wiederholte seine bekannten Argumente für eine notfalls auch gegen den Widerstand des restlichen Spaniens zu erkämpfende Unabhängigkeit Kataloniens und verschwand sofort wieder von der Bildfläche.

Kundgebung zum Empfang Puigdemonts
Der katalanische Unabhängigkeitsführer und ehemalige Präsident winkt seinen Anhängern zu, bevor er am Donnerstag (08.08.2024) in der Nähe des katalanischen Parlaments in Barcelona eine kurze Rede hält. Anschließend verschwand er und meldete sich inzwischen wieder aus Belgien. (zu dpa: «Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungschef vereidigt»)
Foto: David Zorrakino/DPA

Nach einer längeren Sendepause meldete er sich dann Freitagabend auf der Plattform X zurück und schrieb, er sei wieder in Belgien, wo er schon die meiste Zeit seit seiner Flucht 2017 gelebt hat. Ob und wann der Haftbefehl wegen des Vorwurfs der persönlichen Bereicherung in Spanien aufgehoben würde und Puigdemont damit wieder in Freiheit in seine Heimat zurückkehren könnte, war unbekannt. Illa forderte die spanische Justiz auf, das für katalanische Separatisten wie Puigdemont erlassene Amnestiegesetz «schnell, zügig und ohne Ausflüchte» anzuwenden.

© dpa-infocom, dpa:240810-930-199683/1