Londonderry/Derry

Rechtsextreme Ausschreitungen

Krawalle in Nordirland – Tausende demonstrieren gegen Rechts

Von dpa
Nach Bluttat in Southport - Belfast
Menschen nehmen an einer antirassistische Gegendemonstration mit dem Motto "Einheit statt Spaltung" im Stadtzentrum teil. Es handelt sich um eine von zwei Demonstrationen, die am Freitag in der Gegend stattfinden, die andere ist ein separater rechtsextremer Protest, der über die sozialen Medien verbreitet wurde. Die Polizei in Nordirland hat es zuletzt erneut mit Randalierern zu tun bekommen, die Ermittler sprachen von mehreren rassistisch motivierten Taten. (zu dpa: «Krawalle in Nordirland - Tausende demonstrieren gegen Rechts») Foto: Mark Marlow Media Assignments/DPA

In England bleibt es nach rechtsextremer Ausschreitungen weitgehend ruhig. Anders ist das in der Ex-Bürgerkriegsregion Nordirland. Doch auch dort gibt es starken Widerspruch gegen die Gewalt.

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Londonderry/Derry (dpa) – In Nordirland ist es erneut zu Ausschreitungen gekommen. Zehn Polizisten wurden verletzt, als sie in Londonderry (auch Derry genannt) mit Feuerwerkskörpern, Molotow-Cocktails und anderen Wurfgeschossen attackiert wurden. Dabei gab es eine Festnahme.

Superintendent William Calderwood von der Polizei in Nordirland bezeichnete die Szenen in einer Mitteilung als «abscheulich» und fügte hinzu: «Wir können Ihnen versichern, dass robuste Ermittlungen in die Wege geleitet wurden und wir alle Verantwortlichen für diese Gewalt zur Rechenschaft ziehen werden.»

15.000 demonstrieren in Belfast gegen rechte Gewalt

Rechtsextreme Ausschreitungen in Nordirland
Beamte der nordirischen Polizei (PSNI) sperren eine Straße nach einer anti-islamischen Demonstration vor dem Rathaus infolge der Messerattacke von Southport. In sozialen Medien hatte sich nach der Bluttat am 29.07.2024 das Gerücht breitgemacht, bei dem Täter handele es sich um einen muslimischen Asylbewerber. (zu dpa: «Krawalle in Nordirland – Tausende demonstrieren gegen Rechts»)
Foto: David Young/DPA

Während es in England nach den rechtsextremen Ausschreitungen weitgehend ruhig geworden ist, gingen in der ehemaligen Bürgerkriegsregion Nordirland in den vergangenen Tagen die Krawalle weiter.

Ausschreitungen nach Messerangriff auf Kinder in Southport
Abdelkader Mohamad Al Alloush, Besitzer des Sham Supermarktes in der Donegall Road, sitzt vor seinem zerstörten Laden. Das Geschäft wurde bei gewalttätigen Ausschreitungen im Anschluss an eine Anti-Einwanderungsdemonstration verwüstet. Nach einer Messerattacke in Southport am 29.07.2024, bei der drei Kinder umgekommen sind, gibt es zahlreiche nationalistische und antiislamische Proteste in Großbritannien. (zu dpa: «Krawalle in Nordirland – Tausende demonstrieren gegen Rechts»)
Foto: Rebecca Black/DPA

Nahe der Hauptstadt Belfast war in der Nacht zum Samstag eine Moschee zum Ziel eines gescheiterten Brandanschlags geworden. In Belfast selbst wurden mehrere Autos angezündet. Fünf Menschen wurden dort festgenommen.

Gleichzeitig demonstrierten aber auch Tausende gegen rechte Gewalt. Schätzungen zufolge gingen am Samstag 15.000 Menschen in Belfast auf die Straße.

In London zogen laut BBC etwa 5.000 Gegner von Rassismus und rechter Gewalt durch das Regierungsviertel und protestierten vor der Zentrale der rechtspopulistischen Partei Reform UK. Weitere Demos gegen Rechts gab es unter anderem in Newcastle, Birmingham, Liverpool, Cardiff und Glasgow.

Beinahe 800 Menschen wurden festgenommen

Krawalle in englischen Städten hatten das Land zuvor tagelang in Atem gehalten. Es kam zu Angriffen auf Sicherheitskräfte, Unterkünfte für Asylbewerber und auf Moscheen und Läden.

Knapp 800 Menschen, die sich an den Ausschreitungen beteiligten, oder auf der Straße oder im Internet zu Gewalt aufgerufen hatten, wurden bislang festgenommen. Knapp 350 wurden bereits angeklagt und etliche zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die Regierung führt das Abebben der Krawalle auf die schnelle Reaktion der Strafverfolgungsbehörden zurück. Trotzdem verschob Premierminister Keir Starmer der BBC zufolge einen geplanten Familienurlaub. Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds sagte Unternehmern, deren Geschäfte bei den Ausschreitungen beschädigt oder geplündert wurden, rasche Hilfe zu.

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