Yulara

Mythos aus der Traumzeit

Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru

Von dpa
Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Ein Schild weist auf die Schließung der Kletterroute auf den Uluru (früher Ayers Rock) am 26. Oktober 2019 hin. Seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru») Foto: Carola Frentzen/DPA

Für Touristen war ein Besteigen des Uluru lange der Höhepunkt einer Australienreise. Die Aborigines wollten ein Verbot – und bekamen vor fünf Jahren recht. Wie sieht es heute an dem heiligen Berg aus?

Lesezeit: 5 Minuten

Yulara (dpa). Kaum ein anderer Ort in Australien hat für die indigene Bevölkerung eine so tiefe spirituelle Bedeutung wie der Uluru. Majestätisch thront der Berg 350 Meter hoch über der rotbraunen, von Spinifex und anderen Wüstenpflanzen durchzogenen Ebene. Seit der Kolonialzeit unter dem Namen Ayers Rock bekannt, wird mittlerweile zur Freude der Ureinwohner wieder weltweit sein richtiger Name verwendet. Es sollte nicht der einzige Erfolg der Aborigines im Kampf um die Rechte an ihrem Heiligtum bleiben.

Lange Jahre hatte das lokale Anangu-Volk gefordert, touristische Klettertouren auf den Uluru zu unterbinden – vor fünf Jahren trat das Verbot nach langem Ringen in Kraft. Denn hier wohnt die Regenbogenschlange aus der Traumzeit-Mythologie, hier spielt die wichtige Geschichte der Hasenkänguru-Menschen «Mala», die einst harmonisch auf der Sonnenseite des Berges lebten und dann aus dem Paradies vertrieben wurden.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Auf dem Uluru ist noch immer der Pfad zu sehen, über den sich Touristen Jahrzehnte lang an einem Stahlseil auf den Uluru (früher Ayers Rock) hochhangeln konnten. Ebenso wie die 138 stählernen Pfosten, die bis zu 30 Zentimeter tief in den roten Stein gerammt wurden, ist es längst abmontiert. Seit fünf Jahren (26. Oktober 2019) ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Dass abenteuerlustige Touristen immer wieder achtlos auf ihrem Allerheiligsten herumtrampelten, war für die Anangu fast unerträglich. Aber damit nicht genug: Trotz aller Schilder und Broschüren ließen Kletterer haufenweise ihren Abfall liegen. Mangels Toiletten verrichteten manche auf dem Unesco-Welterbe auch ihre Notdurft. «Wenn es dann mal regnet, fließen Urin und Fäkalien den Felsen hinunter in sehr fragile Wasserlöcher, aus denen Tiere trinken», warnte damals Joe Martin-Jard vom Central Land Council.

Sichtbare Narbe auf dem Gestein

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Touristen können immer noch um den Uluru (früher Ayers Rock) herumgehen, aber seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Heute ist der Zugang zur früheren Kletterroute abgesperrt. Auf einem weißen Schild ist zu lesen: «Permanent Closure 26 October 2019». Überwachungskameras sorgen für eine Einhaltung des Verbots, Warnschilder weisen darauf hin, dass jedes Zuwiderhandeln bestraft wird.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Touristen können den Uluru (früher Ayers Rock) unter anderem von einer Plattform aus bestaunen, während Drohnen- und Lasershows angeboten werden, die Geschichten aus der Traumzeit erzählen. Seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Das Stahlseil, an dem man sich früher nach oben hangeln konnte, ist längst abmontiert, ebenso wie die 138 stählernen Pfosten, die bis zu 30 Zentimeter tief in den roten Stein gerammt wurden. Aber die frühere Route hat sich dennoch wie eine Narbe in das Arkose-Gestein eingegraben. Eine Erinnerung auch daran, wie gefährlich der Aufstieg war.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Touristen bestaunen den Uluru (früher Ayers Rock) von einer Plattform, zudem gibt es Gehwege um den Berg herum sowie Segway-Touren. Seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Denn der Fels ist nicht nur steil, sondern auch extrem glatt. «37 Menschen sind seit den 1950er Jahren am Uluru gestorben, der letzte – ein japanischer Tourist – nur ein gutes Jahr vor der Schließung», erzählt Reiseleiter Matt, der Touren rund um den Berg leitet.

Was ist heute am Uluru erlaubt?

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Warnschilder vor dem Uluru (früher Ayers Rock), der mit Kameras überwacht wird. Seit fünf Jahren (26. Oktober 2019) ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Um ihn herumzuspazieren, seine Wasserlöcher und Höhlen zu bestaunen oder die Wege rundherum mit einem Segway zu erkunden, das ist erlaubt – solange der Uluru mit Respekt behandelt wird. Zudem werden Helikopter-Flüge zu dem imposanten Monolithen angeboten.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Der Uluru (früher Ayers Rock), der heilige Berg der indigenen Australier, mitten im Roten Zentrum des Landes. Seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Direkt über ihn hinwegzufliegen ist jedoch nicht erlaubt, wie ein Veranstalter erläutert: «Wir stellen sicher, dass wir alle Protokolle einhalten, um zu gewährleisten, dass wir den ursprünglichen Hütern des Landes sowie dem Land selbst unseren Respekt erweisen», heißt es auf der Website von «Professional Helicopter Services».

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Heute können Touristen immer noch um den Uluru (früher Ayers Rock) herumlaufen, zudem gibt es Segway-Touren und Helikopterflüge. Seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Auch gibt es mittlerweile neue Attraktionen, wie magische Laser- und Drohnenshows, die Geschichten aus der Traumzeit in den Himmel und auf die rote Erde malen und von einer naheliegenden Plattform aus bestaunt werden können. In den Köpfen scheint sich etwas getan zu haben – wer sich bei Touristen umhört, erntet heute fast nur noch Verständnis für das Kletterverbot.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Das Foto zeigt ein Warnschild vor dem Uluru (früher Ayers Rock), der mit Kameras überwacht wird. Seit fünf Jahren (26. Oktober 2019) ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Dabei war dieses lange umstritten. Manche hielten die Besteigung für so etwas wie ein Grundrecht für alle Bewohner des fünften Kontinents. Vor allem ging es ihnen um den grandiosen Ausblick über das scheinbar unendliche Outback.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Eine der begehbaren Höhlen am Uluru (früher Ayers Rock). Touristen können immer noch um den heiligen Berg herumgehen. Aber seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Aber viele andere fanden es auch richtig, endlich den Bitten der Aborigines nachzukommen. Die Zahl der indigenen Australier wird Regierungsangaben zufolge heute auf etwa 980.000 geschätzt, die im Vergleich zu den restlichen 26 Millionen Australiern vielfach benachteiligt werden.

Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru (früher Ayers Rock)
Touristen können unter anderem Segway-Touren um den Uluru (früher Ayers Rock) herum unternehmen, zudem gibt es Gehwege. Seit fünf Jahren ist das Besteigen des Berges im Roten Zentrum von Australien strengstens verboten. (zu dpa: «Australiens heiliger Berg: Fünf Jahre Kletterverbot am Uluru»)
Foto: Carola Frentzen/DPA

Mit dem Kletterverbot ging auch ein dunkles Kapitel Kolonialgeschichte zu Ende. Aufzeichnungen zufolge wurde der Berg erstmals 1873 von einem Weißen bestiegen. Dieser benannte ihn nach Sir Henry Ayers, einem ehemaligen Premierminister von South Australia.

In der Anfangszeit des Uluru-Tourismus, in den 1950er-Jahren, kamen gerade einmal ein paar Hundert Kletterer, am Ende waren es mehr als 300.000 jährlich. An manchen Tagen kämpfte sich eine endlose Schlange von Menschen nach oben, dicht an dicht, wie eine riesige Ameisenstraße.

Über die Schließung berichteten vor fünf Jahren Medien aus aller Welt. «Dies ist ein sehr heiliger Ort, für uns ist er wie unsere Kirche», sagte Rameth Thomas von den Anangu damals der britischen BBC. Von seinem Zuhause aus konnte er den Uluru jeden Tag sehen. Schon als kleiner Junge habe er Touristen aufgefordert, nicht auf den Berg zu klettern.

«Alle unsere Geschichten sind auf diesem Felsen», betonte er. Heute werden sie dort gut beschützt. Und die Regenbogenschlange hat endlich wieder Frieden gefunden.

© dpa-infocom, dpa:241025-930-269957/1