Neues aus dem Sommerloch – Sonst noch was?

Bei Hitze muss man viel trinken, am besten nicht nur alkoholisches. Allerdings ist Wasser manchmal ebenso knapp wie Vernunft.

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SP-X/Köln. Eigentlich ist ja gerade eine Art Sommerloch, auch, was die Meldungen aus dem Bereich der Mobilität angeht. Zeit, einmal kurz innezuhalten und um zu entdecken, dass wir mitunter den Falschen kritisieren.

Nun gut, bei der Bahn trifft es immer den Richtigen, aber wir haben zumindest in einem oder sogar mehreren Fällen mildernde Umstände bemerkt und Fehler, für die die Bahn wirklich nichts kann. So lernten wir dank einer Tageschau-Reportage, dass defekte oder gesperrte Toiletten in Zügen zwar der Bahn anzulasten sind, aber aus anderen Gründen als vermutet. Zunächst sind zu wenig Abstellgleise vorhanden sind, auf denen man Züge zur Reinigung parkt, weil einfach zu viele Schienen in den vergangenen Jahrzehnten demontiert wurden. Dass aber just an einem der größeren Abstellgleisanlagen in Brandenburg der Wasseranschluss defekt ist, liegt eher an der Kommune, die sich schwertat, die Genehmigung für das Buddeln auf städtischem Grund zu erteilen, auf dass das Rohr repariert werde.

Nachdem das Problem mit der Genehmigung kaum zwei Jahre nach Feststellung gelöst ist, könnte es jetzt los gehen, wenn denn jemand arbeiten wollte. Auf die erste Ausschreibung gingen nämlich keine Angebote ein. Es geht übrigens um den Frischwasseranschluss. Abwasser ist ein anderes Thema. Dazu muss erst noch eine Genehmigung her. Derweil reinigt die Bahn mit Tanklastern, oder eben gar nicht, weil auch da manchmal das Personal fehlt.

Das Personal ist bekanntlich auch in der Politik immer wieder ein Thema. Diese Woche brachte das der FDP sich in bester Sommerloch-Manier mit lustigen Ideen zum Autoverkehr in Städten ein. Irgendjemand muss im Geschichtsbuch gefunden haben, dass die Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg zerbombte Städte besonders autofreundlich aufgebaut hat und weil es der FDP so rein prozentemäßig damals besser ging als aktuell, hat dann wohl jemand geschlussfolgert, wir müssen die Städte wieder autofreundlicher machen, damit die Wähler in Scharen kommen. Damals, liebe FDP, gab es im Vergleich zu heute kaum Autos, dafür aber noch jede Menge zu beparkende Fläche.

Das ist heute eher anders, wie die Vertreter der Kommunen sofort anmerkten. Und die müssen es wissen, sind sie doch für ihre Verkehrsflächen verantwortlich und eben auch dafür, den täglichen Stau möglichst klein zu halten. Da hilft der kostenlose, aber besetzte Parkplatz eher wenig. Ganz abgesehen davon, dass viele Kommunen gerade versuchen, mit weniger Autos in den Innenstädten die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern – mitunter sogar erfolgreich.

Aber auch die FDP-Meldung war ein Erfolg, haben wir doch sogar in dieser höchst seriösen Kolumne darauf reagiert und es damit den Titelseiten vielen Tageszeitungen gleichgetan. Nicht auf die Titelseiten geschafft haben es ähnlich depperte Aktionen der vergangenen Tage. Aber es reichte immerhin für die Rubrik „Vermischtes“.

Da war zum Beispiel die Frau im Westerwald, die vorsorglich auf der zuständigen Verwaltung nachfragte, wann sie denn ihren Führerschein wieder abholen könne, der wegen zu vieler Punkte in der Reinigung war. Blöd, dass der auskunftgebende Mitarbeiter der Verwaltung die Dame anschließend in ihr vor der Tür parkendes Auto einsteigen und wegfahren sah. Es dauert jetzt etwas länger, bis der Schein wieder gültig ist.

Ebenfalls ohne Führerschein ist neuerdings ein junger Mann, der nach einer feucht-fröhlichen Feier einen Teil der Partygesellschaft per Kutsche chauffierte, sich dafür aber erst knapp 2 Promille Mut antrinken musste. Derlei kommt anscheinend häufiger vor, denn bei der weiteren Recherche des Themas fanden wir gleich mehrere ähnlich gelagerte Fälle aus den vergangenen Jahren und sogar das Urteil eines Oberlandesgerichts, das die Gleichbehandlung von Auto und Kutsche in Sachen Alkohol am Zügel bestätigte. Immerhin waren die Pferde nüchtern, was in so einem Meldungssommerloch vielleicht auch nicht selbstverständlich ist. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

Günter Weigel/SP-X