Hüpfender Hochsitz – Mitfahrt: Land Rover Defender Octa

Von Mario Hommen, SP-X
Land Rover mutet seinem neuen Octa einiges zu. Bei der Mitfahrt haben wir mehrmals den Kontakt zum Boden verloren
Land Rover mutet seinem neuen Octa einiges zu. Bei der Mitfahrt haben wir mehrmals den Kontakt zum Boden verloren Foto: Land Rover

Am Rande des Goodwood Festival of Speed ließ Land Rover den über 600 PS starken Defender Octa von der Leine. Wir durften auf der Beifahrerseite platznehmen und uns ein wenig wie Colt Seavers fühlen.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

SP-X/Goodwood, Großbritannien. Noch in diesem Jahr will Land Rover sein neues Label Octa einführen, dessen Name sich von oktaederförmigen Diamanten ableitet. Den Anfang macht der Defender, der in der Octa-Version das teuerste, geländegängigste und auch leistungsstärkste Modell der mittlerweile breit gefächerten Geländewagenbaureihe sein wird. Auf einem Offroad-Parcours am Rande des Festival of Speed in Goodwood durften wir auf dem Beifahrersitz eines Prototyps Platz nehmen und uns einen ersten Eindruck von den Nehmerqualitäten des mit „diamantener Härte“ geschmiedeten Briten verschaffen.

Land Rover mutet seinem neuen Octa einiges zu. Bei der Mitfahrt haben wir mehrmals den Kontakt zum Boden verloren
Land Rover mutet seinem neuen Octa einiges zu. Bei der Mitfahrt haben wir mehrmals den Kontakt zum Boden verloren
Foto: Land Rover

Der Name Octa mag harmlos klingen, doch im Falle der kommenden Defender-Variante werden dem von BMW stammenden 4,4-Liter-V8-Biturbo aberwitzig anmutende 635 PS und im Launch-Modus 800 Newtonmeter entlockt. Das reicht, um das hoch bauende Schwergewicht bei Bedarf in vier Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu katapultieren. Über eine Achtgangautomatik wird diese Kraft auf alle vier mit Allwetterreifen bestücken 22-Zoll-Räder verteilt. Auch wenn die Pneus guten Grip auf matschigem Untergrund versprechen, soll der Octa damit bei Bedarf auch 250 km/h auf asphaltierten Straßen erreichen.

Auch grobe Felsenhaufen nimmt der Defender Octa mit Gelassenheit
Auch grobe Felsenhaufen nimmt der Defender Octa mit Gelassenheit
Foto: Land Rover

In diese Tempo-Regionen sind wir nicht ansatzweise vorgedrungen, dennoch wurde der kurze Ritt zum echten Nervenkitzel. Zuerst ging es ganz gemütlich über Steinhaufen, die man eigentlich umfahren würde. Doch der Octa ist für den direkten Weg gemacht. Karosserie, Dach und Boden wurden verstärkt, was bereits für deutlich bessere Nehmerqualitäten als beim „normalen“ Defender sorgt. Außerdem ist das hydraulische Fahrwerk „6D Dynamics“ in Kombination mit einer Luftfederung an Bord. Mit Hilfe dieser hochvariablen Fahrwerkstechnik gewinnt der Octa mehr Bodenfreiheit und bietet mehr Spielraum bei der Achsverschränkung als ein normaler Defender. Jedes Rad kann unabhängig von den anderen seine Position verändern, so dass die Räder grundsätzlich mehr Bodenkontakt haben als beim Defender mit konventionellem Fahrwerk. Zudem sind die zahlreichen Offroad-Regelsysteme des Defender Octa mit der aufwändigen Fahrwerkstechnik vernetzt. Als Besonderheit sind Launch-Control-Funktion und Offroad-ABS an Bord. Diesem Defender, so viel wird uns umgehend klar, wird man einiges zumuten dürfen.

Dank 6D-Dynamics-Fahrwerk hat der Defender Octa auch bei starker Achsverschränkung die Räder meist am Boden
Dank 6D-Dynamics-Fahrwerk hat der Defender Octa auch bei starker Achsverschränkung die Räder meist am Boden
Foto: Land Rover

Richtig wild wird es, als wir eine größere Freifläche mit matschigem Untergrund und kleinen Erdhügeln erreichen. Der Fahrer bleibt kurz stehen, um uns auf einen heißen Ritt einzustimmen und zuvor den Octa-Knopf am Lenkrad zu drücken. Jetzt kommt das dynamische Potenzial des Power-Defender voll zum Tragen. Intuitiv würde man sich auf diesem Terrain vorsichtig vorwärts tasten, doch der Fahrer in unserem Octa drückt einfach gnadenlos aufs Gaspedal. Es folgen heftige Links-Rechts-Manöver mit wilden Drifts, die weite Schlammfontänen erzeugen. Statt vor kleinen Hügeln vom Gas zu gehen, wird weiter beschleunigt. Der Traum vom fliegenden Auto – für kurze Momente wird er wahr. Anders als bei Colt Seavers, wo nach harten Landungen oft die Fetzen flogen, kommen wir erstaunlich sanft und ohne Teileverlust auf dem Boden an. Das hydraulische Fahrwerk sorgt dabei für hohe Stabilität. Die miteinander verbundenen und gleichzeitig voneinander entkoppelten Dämpfer sorgen dafür, dass die Karosserie möglichst im Gleichgewicht bleibt. Gleichzeitig verhilft die Technik dem Defender zu einem spürbar komfortableren Fahrverhalten und nimmt tiefen Schlaglöchern Härte und Schrecken. Dennoch werden wir bei jeder Landung kräftig in den Sitz gedrückt, um gleich darauf von der brutalen Längsbeschleunigung in die Rückenlehne der Sportsitze gepresst zu werden. Wir fühlen uns wie Beifahrer bei einer Offroad-Rallye, bei der auf das Material keine Rücksicht genommen wird. Das Grollen und Donnern des V8 liefert den dazu passenden Soundtrack.

Im performanten Octa-Modus fährt sich der Defender wie ein Rallye-Fahrzeug
Im performanten Octa-Modus fährt sich der Defender wie ein Rallye-Fahrzeug
Foto: Land Rover

500 Exemplare will Land Rover vom Defender Octa bauen. Der Preis liegt bei über 185.000 Euro. Für dieses Geld könnte man auch drei Basis-Defender kaufen. Wohl auch deshalb wird der bullig wirkende Defender Octa eine Ausnahmeerscheinung bleiben, die vor allem zahlungskräftige, performanceorientierte Kunden ansprechen soll, die eine spektakuläre Alternative zum reinen Sportwagen suchen.

Bei wilden Drifts wirft der Octa viel Schlamm durch die Gegend
Bei wilden Drifts wirft der Octa viel Schlamm durch die Gegend
Foto: Land Rover
Mario Hommen/SP-X