Nürburg

Green Day: Ein furioses Finale für Rock am Ring

Green-Day-Sänger Billie Joe Armstrong machte eine große Show.
Green-Day-Sänger Billie Joe Armstrong machte eine große Show. Foto: Kevin Ruehle

Green Day bot zum Abschluss von Rock am Ring alles, was man von einem Headliner erwarten kann – und noch ein bisschen mehr. Eine Show von rund zweieinhalb Stunden, T-Shirt-Kanonen und Fans auf der Bühne, die die größten Hits selbst singen dürfen – mehr geht nicht.

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Dabei war der Start noch verhalten, in der ersten halben Stunde gab es mit „Do you know your enemy“ nur einen Kracher, den durfte dann aber auch ein Fan aus dem Publikum singen. Es dauerte fast eine Stunde, bis Green Day auf die alten Hits zurückgriffen. Bei „Longview“ gab es die nächste Gastsängerin aus dem Publikum, sie erhielt zum Dank sogar eine Gitarre geschenkt. Gegen Mitternacht hatte die Band den Ring so weit, dass dieser aus voller Kehle „Hey Jude“ mitsingt, während die Musiker flach auf dem Boden liegen.

Am Ende hat Green Day das Kunststück vollbracht, den Ring kaputtzurocken. Als nach mehr als zweieinviertel Stunden als erste Zugabe „American Idiot“ erklingt, wird das Tempo in den Circle Pits langsamer, und beim letzten Song „Brutal love“ knien einige Ringrocker nur noch, der Rest liegt sich zu Hunderten in den Armen und schunkelt – auch das hat der Ring noch nicht so oft erlebt.

Geschunkelt wird bei Casper nicht. Der Deutschrapper mit den lyrischen Texten und der rauen Stimme tritt parallel zu Green Day auf der Alternastage an, um dort eine gute Stunde lang Gas zu geben. Ein Meer aus Menschen will den schlaksigen Rapper aus Berlin sehen und zeigt auch nach drei Tagen Rock am Ring wenig Ermüdungserscheinungen in puncto Feierfreudigkeit. Im Publikum ist auch der Kraftklub-Sänger Felix Brummer, der mit seiner Band kurz vorher die Massen ins Schwitzen gebracht hatte. Gleiches will Casper: Die Bässe sind dick, der Sound knackig, womit Lieder wie „XoXo“ gleich noch größer rüberkommen. Die Menge wogt, singt bei Songs wie „Unzerbrechlich“ inbrünstig mit, was Casper die Gelegenheit gibt, ausgelassen das Mikro kreisen zu lassen.

Bei den Finalisten Seeed kreisen vor allem die Hüften, sowohl bei den Sängern Enuff, Ear und Eased als auch im Publikum. Man kann gar nicht anders bei dieser Reggae-Dancehall-Truppe, die mit Beats, Bläsern und Bestlaune das Stimmungslevel in der letzten Ringnacht ganz nach oben treibt. Seien es ältere Songs wie „Wir sind Seeed“ oder wie das neuere „Waste my time“: Die Leute gehen steil, sie tanzen eineinhalb Stunden durch, wissend, dass nach diesem Konzert Rock am Ring 2013 Geschichte ist – eine Geschichte, die in diesem Jahr eine extrem vielseitige war.

Das Programm bot einen bemerkenswert großen Mix an durchaus gegensätzlichen Musikrichtungen: Von Metal bis softem Pop, von Rock bis Elektronisch reichte die Bandbreite, darunter viele Newcomer. Dieses Programm belegt die Stiloffenheit, die Festivalmacher André Lieberberg bereits im vergangenen Jahr als Strategie für das Festival ausgegeben hatte. Sein Konzept ging erneut auf: Rock am Ring bot für jeden Musikgeschmack etwas und ließ zugleich Raum, um neue Bands zu entdecken.

Von unseren Redakteuren Markus Kuhlen und Anke Hoffmann