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Frank Schumann: „Was tun wir hier?“

Der Krieg fühlt sich für Erich Donath nicht so schlimm an. „Komme gerade vom Putzen“, schreibt er 1914 an seine Mutter Minna. Zwischen den Wachen in der Kaserne verdient sich Erich etwas dazu. „Ein Soldat braucht immer Geld, so habe ich es übernommen.“

Zu Hause, in Naundorf bei Wittenberg, berichtet Minna vom Alltag auf dem Bauernhof, den Sorgen zwischen Ernte und Schlachten – und von der Angst, dem Sohn könne etwas zustoßen. Ein Jahr später ist Erich tot, „gefallen“ im Osten, mit 21 Jahren.

Die Briefe gehören zu einer sensationellen Entdeckung, die Verleger und Autor Frank Schumann jetzt als Buch herausgegeben und die er in einem Abrisshaus bei Torgau entdeckt hat. Die Briefwechsel, mehr als 1500 Feldpostbriefe und Heimatpost, ziehen sich über beide Weltkriege hin.

Im Zweiten Weltkrieg kommen die Frontbriefe von Schwiegersohn Willy Otto Gasse hinzu. In ihrer Alltäglichkeit geben sie Einblick in Lebenswege einer Landfamilie zwischen sozialer Ungerechtigkeit und Entmündigung.

Frank Schumann, „Was tun wir hier?“, Neues Leben, 272 Seiten, 16,99 Euro