Koblenz – Mit forschem Angriffsfußball und viel Engagement geht die „neue“ TuS in Liga drei ans Werk. Doch die Mannschaft will mehr als nur Sympathien, sie will Punkte holen. Auch am Sonntag in Rostock.
Es gibt nicht viel, was die gute Stimmung auf dem Oberwerth derzeit trüben kann. Nach drei Spielen im neuen Umfeld kann mit Fug und Recht behauptet werden: Mannschaft und Anhänger haben die Dritte Liga bestens angenommen. Die Wechselwirkung zwischen den handelnden Personen auf dem Rasen und denen auf den Rängen macht einen staunen. Mit viel Emotionen hatten die Fans die Mannschaft nach dem Heimspiel gegen Kaiserslautern aus Liga zwei verabschiedet. Mit derselben Hingabe wird jetzt das neu formierte Team unterstützt.
Okay, einst im Mai war der Zuspruch eine Mischung aus Mitleid und Aufmunterung. Der minutenlange Beifall nach dem 1:1 gegen Rot-Weiß Erfurt indes zeugte von echter Anerkennung für eine junge Mannschaft, die sich zerrissen hatte für den Sieg und der letztendlich nur ein Quäntchen Glück zum ersten Dreier in heimischen Gefilden fehlte.
Nun ist es nicht so, als müsste sich TuS-Trainer Petrik Sander ständig die Augen reiben ob des munteren Treibens seiner Greenhorns. „Wir haben den Kader schließlich mit Bedacht so zusammengestellt und den Spielern die entsprechenden taktischen Vorgaben mit auf den Weg gegeben. Das ist also keine Wundertüte für mich“, resümiert Sander. Doch ein wenig überrascht ist der Ex-Cottbuser dann doch. Zu vorderst darüber, dass sich dieses noch taufrische Gebilde schon zu einer Mannschaft entwickelt hat. Und die Art und Weise, wie diese Koblenzer Mannschaft gegen Erfurt den Erfolg gesucht hat, mit großem Herzen und viel offensiver Frische, lässt Sander hoffen: „Da steckt noch viel mehr drin.“
Neben viel Positivem hat das Spiel gegen die im Angriff biederen Thüringer aber auch gezeigt, wo bei der TuS Ungemach droht. Wenn Leistungsträger wie Dennis Brinkmann oder Marcus Steegmann – wie gegen Erfurt geschehen – kurzzeitig verletzt ausfallen, kann dieses unerfahrene Team den Qualitätsverlust gerade noch kompensieren. Zum Glück sind die Verletzungen nicht schwerwiegender Natur. Brinkmann musste wegen einer Verhärtung im Oberschenkel vorzeitig raus, Steegmann plagt eine leichte Kapselzerrung im Sprunggelenk. Bei beiden steht einem Einsatz am Sonntag in Rostock laut Teamarzt Gerd Blaumeiser nichts im Wege.
Langfristig darf bei dem dünnen Kader indes kein Stammspieler ausfallen. Sander war das Unbehagen bei den Auswechslungen anzumerken. „Da zucke ich unweigerlich zusammen“, gab der Fußball-Lehrer Einblick in sein Seelenleben.
Gegen Rostock aber werden wieder alle an Bord sein. Auf dem Papier eine Begegnung, bei der die TuS nichts zu verlieren hat – sollte man meinen. Doch weit gefehlt. Auch das spricht für die Moral dieser Mannschaft, wenn der gegen Erfurt stark aufspielende Stürmer Massimo Cannizzaro stellvertretend für seine Mitspieler sagt: „Wir haben drei Punkte zu verlieren. Die wollen wir mitnehmen. Wir fahren nach Rostock, um dort zu gewinnen.“
Sander hätte nichts dagegen. Doch er weiß um die Schwere der Aufgabe. Er selbst dürfte am meisten gespannt sein, ob seine Jungs auch an der Ostsee so unbekümmert aufspielen. Rostock wird so etwas wie eine Standortbestimmung für die TuS. Oder wie Sander es ausdrückte: „Das wird die Feuertaufe für diese Mannschaft.“
Klaus Reimann