Wer schon mal im Theater Koblenz war, kennt Jona Mues – oder zumindest seine Stimme. Vor jeder Vorstellung erklingt eine Ansage von Mues', die darauf hinweist, die Handys auszuschalten. Natürlich längst nicht alles, wozu dieser Sprechprofi im Stande ist: Mues ist Schauspieler auf der Bühne und vor der Kamera und spricht Hörbücher und Hörspiele.
Kürzlich wurde „Sansaria – Träume der Finsternis“ auch dank Mues' Stimme mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Im Interview mit der Rhein-Zeitung spricht Mues über seine Arbeit – und die sprachliche Eingewöhnung als Nordlicht im Rheinland.
Das ganze Gespräch hören Sie im Podcast RZInside. Hier ein Auszug.
Herr Mues, welche Rolle spielt die Sprache in Ihrem Leben?
Generell natürlich eine große Rolle. Mein Vater war Schauspieler (Dietmar Mues, Anm. d. Red.) und hat uns jeden Abend vorgelesen: Bücher von Roald Dahl, Michael Ende, Tomi Ungerer. Und dadurch habe ich glaube ich meine Sprache gefunden – weil ich von vielen Menschen höre, dass ich klinge wie mein Papa, wenn er sprach.
Dementsprechend kennt Sie das Koblenzer Theaterpublikum ja auch aus zahlreichen Stücken. Über die Region hinaus sind Sie aber als Hörbuchsprecher bekannt, dieses Jahr gab es den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie „Kinderhörbuch“.
Da hat mich vor allem sehr gefreut, dass in dieser Kategorie eine Kinderjury den Preis vergeben hat. Weil das von denen beurteilt wurde, die das wirklich hören und nicht von jemandem, der damit gar nichts anfangen kann.
Meine Tochter, die hier aufwächst, sagt: „Das ist mir.“ In Hamburg würden wir ja sagen „Das gehört mir“ oder „Das ist meins.“
Schauspieler Jona Mues über die sprachlichen Unterschiede zwischen Koblenz und seiner Heimat Hamburg
Lernt man denn von Kindern, noch mal anders über das Sprechen nachzudenken?
Ja. Meine beiden Töchter geben ganz ehrliche und direkte Kritik, was wichtig ist, finde ich. Mit so Dingen wie „Das war ja ganz schön“ kann man als Schauspieler wenig anfangen, ehrliche Kritik hilft dagegen sehr: „Papa, warum hast du denn da die Stimme genommen?“ oder „Da warst du aber zu schnell!“
Das fällt dem Hamburger in Koblenz auf
In unserer Serie wollen wir ja wissen, wie Koblenz klingt. Sie selbst kommen ursprünglich aus dem Norden, lebten u.a. in Hamburg und Hannover. Wie ist Ihnen denn im Erwachsenenalter die sprachliche Integration ins Rheinland gelungen?
Eine lustige Erfahrung war: Bei meinem ersten Einkauf im Supermarkt bin ich sehr freundlich, aber auch sehr direkt begrüßt, es kam direkt ein Witz. Das war eine offene, vielleicht auch derbe Begrüßung, aber sehr nett.
Ansonsten ist der Dialekt aber gar nicht so offen auf der Straße hörbar, es sind eher so Kleinigkeiten: Wenn meine Tochter, die hier aufwächst, sagt: „Das ist mir.“ In Hamburg würden wir ja sagen „Das gehört mir“ oder „Das ist meins.“
Comedian, Fitnesstrainer, schwerer Hejel: Rainer Kroth, besser bekannt als Rainer Zufall, ist ein Verfechter der Koblenzer Mundart – wir haben mit ihm über den hiesigen Dialekt, die Verbindung von Sprache und Heimat und die schönsten Beleidigungen an Rhein und Mosel gesprochen.Comedian und Dialekt-Kenner im Podcast: Wie klingt Koblenz, Rainer Zufall?
Neben der Arbeit in Koblenz und dem angesprochenen Hörbucherfolg sind Sie auch schon in der Kultreihe „Die drei Fragezeichen“ zu hören gewesen – wie trifft man da den richtigen Ton?
Das sind total spannende Aufnahmen. Ich habe es ja vergleichsweise einfach, da ich nur in einzelnen Folgen Rollen hatte bisher. Aber wie die drei Hauptsprecher das machen, ist schon toll – die sind seit fast vierzig Jahren Teenager quasi.
Viel hängt auch mit dem Umfeld dort zusammen: Bei Heikedine Körting in Hamburg, wo das aufgenommen wird, das ist ein ganz familiäres Verhältnis und alles ganz liebe Menschen.
Das ganze Interview
Wie geht es Jona Mues damit, dass viele Leute zu seinen Hörbüchern einschlafen? Und welche Sprachmarotte stört den Sprechprofi im Alltag? Hören Sie jetzt die aktuelle und alle bisherigen Folgen von RZInside auf Spotify und Co. oder direkt hier Webplayer.