Und schon wieder muss sie einspringen. Die 48-jährige Trierer Bundestagsabgeordnete Katarina Barley hat in den vergangenen Jahren so viele Spitzenposten innegehabt wie kaum jemand sonst in so kurzer Zeit. Erst im November 2015 hatte der damalige Parteichef Sigmar Gabriel sie, die erst 2013 erstmals in den Bundestag eingezogen war, zur neuen Generalsekretärin der Partei gemacht und ihr damit viel Verantwortung für den Wahlkampf 2017 übertragen.
Doch nur wenige Monate vor der Wahl drehte sich bei der SPD das Personalkarussell. Nachdem Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig als neue Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern kandidierte, beerbte Barley Schwesig an der Spitze des Ministeriums. Damals hatten viele den Eindruck, sie sei als Generalsekretärin „weggelobt“ worden, weil ihr zu wenig Erfahrung mit großen Wahlkämpfen nachgesagt wurde. Hubertus Heil wurde neuer Generalsekretär.
Jetzt ist Barley erneut als Ersatzfrau gefragt. Wenn Andrea Nahles an die Fraktionsspitze rückt, kann sie nicht länger Arbeitsministerin sein. Solange keine neue Regierung gebildet ist, soll nun Barley auch das Arbeitsministerium weiter kommissarisch führen. So ein Vorgehen ist durchaus üblich in Übergangszeiten wie diesen. Für Barley selbst sind beide Posten derzeit kaum attraktiv. Gestalten und verändern kann sie an der Spitze des Familienministeriums derzeit nicht viel, obwohl das Amt ihr inhaltlich am Herzen liegt, wie sie sagt. Und im Arbeitsministerium wird in den nächsten Wochen auch kein Gesetz mehr auf den Weg zu bringen sein. Barley könnte als Ministerin mit einer der kürzesten Amtszeiten in die Geschichte eingehen. Für die Zukunft ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie auch zu Beginn einer Legislaturperiode noch mal ein Ministerium führen darf.
Rena Lehmann