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Rheinland-Pfalz

Verbandschef Dr. Peter Heinz im Interview: „Impfen ist eine Bürgerpflicht“

Von Christian Kunst
„Ab sofort darf es keinen Arztbesuch mehr ohne Impfpass geben“, sagt Kassenärztechef Dr. Peter Heinz. Er will das Land schnell durchimpfen.
„Ab sofort darf es keinen Arztbesuch mehr ohne Impfpass geben“, sagt Kassenärztechef Dr. Peter Heinz. Er will das Land schnell durchimpfen. Foto: Alexander Raths - stock.adobe.com

Jetzt ist der Moment gekommen, auf den die Ärzte auch in Rheinland-Pfalz lange gewartet haben: In zwei bis drei Wochen, sagt der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, Dr. Peter Heinz, im Interview mit unserer Zeitung, wird es genug Impfstoff geben. Dann sollen die Arztpraxen im Land das Zepter bei den Impfungen übernehmen. Gefordert sieht der Hausarzt aus Gensingen (Kreis Mainz Bingen) aber nicht nur die Ärzte, sondern vor allem die Bürger: „Der Impfstoff ist extrem gut verträglich. Wenn ich gesund bin und eine Impfung vertrage, sollte ich mich auch impfen lassen. Impfen ist eine Bürgerpflicht.“

Lesezeit: 6 Minuten
3,5 Prozent der Rheinland-Pfälzer sind geimpft, aber fast 60 Prozent der Israelis: Was ist schiefgelaufen? Nichts. Wir hatten nur eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff. Und wie man sich im Markt der Impfstoffe durchsetzt, ist natürlich auch eine Frage der Moral. Ich will damit nicht sagen, dass Staaten wie Israel oder ...
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Weniger Tote – wirkt der Corona-Piks bereits?

Diese Kurve macht Hoffnung: In Deutschland sterben gerade weniger Menschen an und mit dem Coronavirus. Machen sich bereits die Impfungen bemerkbar? Zugegeben, im internationalen Vergleich gehört Deutschland nicht zu den Musterschülern, was das Impfen gegen Corona angeht. Israel, Großbritannien und die USA sind uns weit voraus. Doch auch hierzulande geht es voran, vor allem bei den besonders gefährdeten Senioren. Von den Pflegeheimbewohnern haben bereits rund zwei Drittel die zweite Dosis erhalten. Bezogen auf alle Deutschen sind zwar erst einige Prozent geimpft, die hohen Raten bei den Senioren könnten aber schon Wirkung zeigen – nicht nur bei der Zahl der Todesfälle.

So fällt auf, dass die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete Sieben-Tage-Inzidenz bei den Menschen ab 80 Jahren mittlerweile deutlich niedriger ist als beim Durchschnitt der Bevölkerung. Trotz stagnierender oder sogar steigender Fallzahlen in der Gesamtbevölkerung steckten sich unter den Hochbetagten zuletzt immer weniger nachweislich mit dem Virus an. RKI-Präsident Lothar Wieler wertet diese Entwicklung als wahrscheinliche Folge des Impfens.

Eine weitere prägnante Entwicklung gibt es bei den Toten und Schwerkranken. Auf den Intensivstationen hat sich die Lage entspannt: Hier werden aktuell 2859 Covid-19-Patienten (Stand Montag, 15.30 Uhr) behandelt – Höchststand waren 5700 im Januar 2021. Zudem sterben immer weniger Menschen mit oder an Corona. So meldeten die Behörden in den Bundesländern 34 Todesfälle binnen 24 Stunden, wie aus den RKI-Zahlen von Montag hervorgeht. Das ist der niedrigste Wert seit dem 1. November (29 Fälle), wobei die Montagswerte generell niedriger sind als an anderen Wochentagen.

Mittlerweile sehe man den Effekt der Impfungen, ist Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, überzeugt. Er verweist auf die sinkenden Fallzahlen bei den über 80-Jährigen und die hohen Impfraten in Pflegeheimen.

Auch Uwe Janssens, Präsidiumsmitglied der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), glaubt, dass die Impfungen Wirkung zeigen – allerdings nicht so deutlich, wie die aktuell niedrigen Todeszahlen suggerieren könnten. „Wir sind bei den Impfungen – vorsichtig gesagt – relativ weit hinten“, sagt Janssens. Da Deutschland erst vor etwa zwei Monaten mit dem Impfen begonnen habe und die Zahl der verimpften Dosen erst jüngst deutlich stieg, könne die Auswirkung auf die Todeszahlen noch nicht so stark sein. Tatsächlich sind auch viele Hochbetagte noch gar nicht geimpft. Bei Menschen ab 80 Jahren haben erst etwas mehr als ein Drittel eine erste Impfdosis bekommen.

Der niedrige Wert bei den Corona-Toten ist laut Janssens eher auf den Lockdown und die dadurch über Wochen gesunkenen Infektionszahlen zurückzuführen. Wichtig zu wissen: Die Zahl der Toten hinkt der Entwicklung bei den Fallzahlen stets erheblich hinterher. Das RKI zitiert Forschungsergebnisse, denen zufolge zwischen Symptombeginn und Tod mehr oder weniger zwei Wochen vergehen. Die Zahl der Neuinfektionen hatte Anfang 2021 über mehrere Wochen abgenommen und Mitte Februar die tiefsten Werte erreicht. Es war also zu erwarten, dass auch die Todeszahlen fallen.

Auch wenn die Corona-Todeszahlen derzeit relativ niedrig sind: Die Zahl gemeldeter Neuansteckungen stagnierte zuletzt und scheint nun wieder merklich zu steigen. Watzl geht davon aus, dass die Fallzahlen bis zum Sommer weiter nach oben gehen: „Wir werden uns aus dieser Welle nicht rausimpfen können.“ Wichtig sei aber, nicht nur auf die Inzidenz zu schauen. „Wir machen keinen Lockdown, weil die Inzidenz hoch ist, sondern weil die Leute sterben und das Gesundheitssystem überlastet ist“, erklärt Watzl. Auf Sicht werde das mit dem Impfen unter Kontrolle zu bekommen sein. Marc Fleischmann

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