Rheinland-Pfalz/Saarland

Milchbauern in Rheinland-Pfalz: Sinkende Preise machen Landwirte sauer

Von Wolfgang Jung
Bauern baden in Milch
Bei einer Protestaktion im Vorfeld des heutigen Tages der Milch badeten Milchbauern in Düsseldorf in einem Milchtank. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Milch gilt als gehaltvoll – Ernährungswissenschaftler zählen sie daher zu den Nahrungsmitteln, nicht zu den Getränken. Der Weltmilchtag stellt jährlich auch die Hersteller in den Mittelpunkt – die Branche in Rheinland-Pfalz und dem Saarland hat zum Internationalen Tag der Milch am Donnerstag, dem 1. Juni, eine gemischte Bilanz gezogen.

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„Wir hatten zuletzt eigentlich zwei gute Jahre“, sagte der Vorsitzende der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar (Milag), Michael Horper. Trotz der Probleme durch den Ukraine-Krieg sowie andauernd hoher Kosten sei die Branche mit den auskömmlichen Preisen zufrieden gewesen, sagte der Ökonomierat in Bad Kreuznach. „Man kann von Stabilität und Ruhe sprechen.“ Auch die Futterbasis für die neue Saison sei gut angelaufen. „Das macht uns hoffnungsvoll.“

Eine große wirtschaftliche Herausforderung

Umso mehr verunsicherten aktuell sinkende Milchpreise die Branche. „Wir spüren starke Kaufzurückhaltung und Inflationsängste beim Verbraucher, der sein Geld auch woanders braucht“, sagte Horper. Er kritisierte auch eine „Regulierungswut auf europäischer Ebene“, etwa bei der zwangsweisen Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln und beim Umbau der Landwirtschaft. „Hier ist schon viel gemacht worden. Man sollte aktuell etwas den Fuß vom Gas nehmen“, erklärte Horper, der auch Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau ist.

Das rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerium merkt an: „Nach einer kurzen Phase hoher Milchpreise sind nun wieder deutliche Milchpreissenkungen bei zum Teil gleichbleibend hohen Kosten festzustellen.“ Für die Betriebe sei dies eine große wirtschaftliche Herausforderung. „Das Signal, das der Internationale Tag der Milch senden muss, ist daher eindeutig: Milch ist ein hochwertiges Nahrungsmittel, das tier- und umweltgerecht erzeugt wird“, betont das Ministerium. Die Preise für Milchprodukte müssten angepasst sein, sodass die Betriebe ein angemessenes Einkommen erzielten.

Viele Betriebe sind meist familiengeführt

Für viele gilt Rheinland-Pfalz vor allem als „Bundesland der Reben und Rüben“. Und viele bringen das Saarland wohl eher mit Bergbau in Verbindung. Und doch leben in beiden Ländern in 1038 Ställen mit Milchleistungsprüfung dem Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar zufolge 94.240 Milchkühe. „Das sind durchschnittlich 90 Milchkühe je Milchviehhalter“, hieß es. Die durchschnittliche Milchmenge betrage 8814 Kilo pro Kuh und Jahr. Die Betriebe seien meist familiengeführt. Auch der Landesverband des Hotel- und Gaststättengewerbes (Dehoga) schätzt Milch als regionales Produkt. „Wenn man an Rheinland-Pfalz denkt, ist das vordergründig scheinbar Wein, es ist aber auch Milch“, sagte der Dehoga-Landesvorsitzende Gereon Haumann.

In Gaststätten sei der Einsatz von Milch je nach Betriebstyp unterschiedlich stark ausgeprägt – etwa in Cafés, Eisdielen oder normalen Restaurants. „Wir sind jedenfalls froh, Milch nicht nur verarbeiten zu können, sondern diese gar aus rheinland-pfälzischen Molkereien anbieten zu können“, sagte Haumann. „Milch ist ein erstklassiges regionales Produkt.“

Der Internationale Tag der Milch wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband 1958 ins Leben gerufen. Er wird der Milag zufolge in mehr als 40 Ländern veranstaltet.

Milch hat Zukunft

Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) ging der Pro-Kopf-Verbrauch von sogenannter Konsummilch im vergangenen Jahr in Deutschland auf durchschnittlich 46,1 Kilogramm zurück (minus 900 Gramm). Das ist der niedrigste Milchverbrauch seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik 1991. Als Grund für sinkenden Kuhmilchkonsum gilt die zunehmende Konkurrenz durch pflanzliche Alternativen wie Haferdrinks. Außerdem verträgt nicht jeder Mensch die Milch, etwa bei einer Laktoseintoleranz. Auch der Einsatz für Tierwohl und Klimaschutz lässt Menschen auf Milch verzichten.

Die Milag werbe nicht nur am Weltmilchtag, sondern auch sonst im Jahr für das „hochwertige Nahrungsmittel“, sagte Michael Horper. Als Beispiel nennt er die Milchkönigin, die alle zwei Jahre von einer Expertenjury gewählt wird. Aktuell ist Klara Scholtes aus Deuselbach (Kreis Bernkastel-Wittlich), Studentin der Agrarwirtschaft in Bingen, die wichtigste Botschafterin der Branche. Seit früher Kindheit packt sie auf dem Bio-Milchviehbetrieb ihrer Eltern an und arbeitet darauf hin, den Familienbetrieb in der nächsten Generation weiterzuführen. Milch hat also Zukunft.