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Rheinland-Pfalz

Integration? Mangelhaft: Warum ein engagierter Sprachlehrer für Flüchtlinge seinen Job gekündigt hat

Von Dirk Eberz
Frauen schneiden bei Sprachkursen nach den Erfahrungen unseres anonymen Integrationslehrers oft weitaus besser ab als die Männer.
Frauen schneiden bei Sprachkursen nach den Erfahrungen unseres anonymen Integrationslehrers oft weitaus besser ab als die Männer. Foto: picture alliance / dpa

Anfang 2015 ist Rüdiger Rogowski noch idealistisch. Das ist noch kurz vor der großen Flüchtlingswelle im Sommer. Ehrenamtlich betreut er junge Syrer. Einem verhilft er zu einem Job, kümmert sich erfolgreich um dessen Aufenthaltsgenehmigung. Rogowski lernt sogar ein paar Brocken Arabisch. „So 200 Wörter“, sagt er. „Mehr nicht.“ Aber es reicht, um radebrechend mit den Flüchtlingen zu kommunizieren, um ein wenig mehr Vertrauen zu schaffen. Später lässt sich er sich dann zum Lehrer fortbilden.

Lesezeit: 5 Minuten
„Da steckte viel Herzblut drin“, erinnert er sich. Rogowski hat seither viel Zeit, Energie und Nerven in die wichtige Integrationsarbeit investiert. „Aber es kommt erschreckend wenig zurück“, bedauert er. „Heute bin ich desillusioniert.“ Und mit ihm fast alle seine Kollegen, wie er festgestellt hat. „Die meisten sind total frustriert“, sagt ...
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So viele Integrationsschüler bestehen laut BAMF das Sprachniveau B1

Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben im ersten Quartal 2020 – das sind die aktuellsten Zahlen, die vorliegen –, von den Prüfungsteilnehmern der allgemeinen Integrationskurse 61,1 Prozent das Sprachniveau B1 erreicht. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2019 waren es 63,1 Prozent. Demnach liegt der Anteil derjenigen, die entweder B1 oder das darunter liegende Niveau A2 erreichen, bei mehr als 90 Prozent.

Im Alphabetisierungskurs ist laut BAMF hingegen weiterhin ein Rückgang der B1-Quote zu verzeichnen. Hier liegt das Lernziel allerdings auch bei A2. Demnach wird im Alphabetisierungskurs das Lernziel A2 im ersten Quartal 2020 von mehr als der Hälfte der Teilnehmer erreicht (38,1 Prozent) oder übertroffen (12,4 Prozent). Dabei ist jedoch zu beachten, dass in der BAMF-Statistik Flüchtlinge nicht gesondert aufgeführt werden. So sind in den Zahlen der Integrationskurse etwa auch EU-Ausländer wie Rumänen oder Italiener erfasst, die meist über ein höheres Bildungsniveau verfügen und die Statistik damit positiv beeinflussen. Das BAMF schlüsselt beim erreichten Sprachniveau auch nicht nach Bundesländern auf. Die Abschlussprüfung des Integrationskurses „Deutschtest für Zuwanderer“ (DTZ) besteht aus den drei Teilen Lese- und Hörverstehen, Schreiben und Sprechen. Laut BAMF gilt ein Absolvent als erfolgreich, wenn er das Sprachniveau B1 erreicht. Bei einer erfolgreichen Teilnahme gibt es ein Zertifikat, das den Schülern die Kompetenzstufe B1 oder A2 bescheinigt. Der Sprachprüfung schließt sich der Test „Leben in Deutschland“ an. Besteht ein Kursteilnehmer sowohl die Sprachprüfung DTZ auf der Stufe B1 als auch den Test „Leben in Deutschland“, erhält er mit dem „Zertifikat Integrationskurs“ eine Bescheinigung über den erfolgreichen Abschluss des Integrationskurses. Hat ein Teilnehmer am DTZ teilgenommen, in der Prüfung aber nur ein A2-Zertifikat erhalten, kann er vom Bundesamt zu einer einmaligen Wiederholung des Aufbausprachkurses mit zusätzlichen 300 Unterrichtseinheiten zugelassen werden. Voraussetzung dafür ist laut BAMF allerdings, dass er ordnungsgemäß am Integrationskurs teilgenommen hat. Die Zulassung zur Wiederholung umfasst auch die einmalige kostenfreie Wiederholung der Sprachprüfung. Im ersten Quartal 2020 haben in Rheinland-Pfalz laut BAMF 1958 Frauen und Männer an Integrationskursen teilgenommen. 248 davon sind im Alphabetisierungskurs gestartet, 93 haben den Jugendintegrationskurs besucht.
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