Die Landesregierung pflanzt einen Lavendelstrauch, um sich bei den Mitarbeitern der Universitätsklinik Mainz für ihre Arbeit während der Corona-Pandemie zu bedanken. Viele Pfleger ärgern sich und wüten via Twitter. Sie überziehen dabei deutlich im Ton, doch noch vermessener ist die Kampagne der Staatskanzlei.
Carsten Zillmann zur Landeskampagne #ichpflanzfürdich
Zunächst einmal ist es Unsinn, wenn die Pflegekräfte behaupten, die Landesregierung, die sie als Chiffre für „den Staat“ nutzen, hätte nichts für sie getan, außer einen 20-Euro-Lavendel auszupflanzen. Es stimmt: Das Krankenhaus- und Pflegesystem hat strukturelle Probleme. Die wertvolle Arbeit wird zu gering bezahlt, zu Beginn der Krise (und zu lange danach) fehlte Schutzausrüstung. Trotzdem ist es der Politik gelungen, in einem Kraftakt sämtliche Kapazitäten enorm auszubauen. Auch deshalb drohte nie der Kollaps wie in vielen anderen Ländern der Welt. Zur Wahrheit gehört sogar, dass viele Kapazitäten ungenutzt blieben und gerade die Rettungsdienste weniger als üblich ausgelastet waren.
Trotzdem ist die Kampagne ein Unding. Die Idee: „Wir machen etwas mit Corona-Helden, Pflanzen und Artenvielfalt. Da kann ja niemand was gegen haben.“ Dabei ging es vor allem um eins: möglichst viele Themen zu bündeln, die die Landesregierung gut aussehen lassen. Der Dank an wen auch immer war letztlich nur ein Vehikel für plumpe Eigen-PR. Die Aktion dann auch noch – mit einem Text aus der Kopiervorlage – zu verteidigen, statt die Pleite einzugestehen, krönt das Desaster. So trampelt ein Elefant durchs Lavendelfeld.
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