Muss das wirklich sein mit den Stolpersteinen so viele Jahrzehnte nach der Nazizeit und dem Ende des Zweiten Weltkrieg, lautet immer wieder die Frage, die ich zum Beispiel am Montag beim Besuch eines Kirchberger Supermarktes zu hören bekam. Formuliert wurde sie nicht von einem dumpfen Neonazi, sondern von einem wohl situierten Bürger aus der Mitte der Gesellschaft. Angesichts des unbeschreiblichen Elends und Leids, den der Naziterror über Europa und die Welt brachte und der Millionen Menschen – vom Säugling bis zum Greis – verrecken ließ, ist diese Aufforderung zum Vergessen und Verdrängen mit aller Vehemenz abzulehnen.
Deshalb sind symbolische Aktionen wie das Verlegen der Stolpersteine in Kirchberg unverzichtbar, als Stück gelebter Erinnerungskultur, die uns auf Schritt und Tritt begleiten. Besonders in der aktuellen politischen Situation, in der nationalistisches Gedankengut wieder salonfähig wird, und Politiker, die am rechten Rand auf Stimmenfang gehen, europaweit erfolgreich sind, müssen demokratische und humanistische Ideale gepflegt werden. Sie sind die Basis unserer freiheitlichen Gesellschaft. Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten. Die Stolpersteine sind ein Beitrag dazu.