Sollte die aufgebaute Starrheit in der Gesellschaft nun doch langsam aufweichen? Erwachen Notwendigkeit und Bedürfnis der Menschen nach mehr Miteinander und Positivität unter der Einsicht, dass wir gesellschaftlich in die Sackgasse geraten? In diesem Jahr ging die dem Vortrag folgende Diskussion respektvoll, sachlich und in angemessener Lautstärke vonstatten.
Anders als im vergangenen Jahr, als sich unter den Zuhörern eine wütende Hilflosigkeit Bahn brach, von denen sich einige ohne vorangegangene Schuldzuweisung für ihre möglichen rechten Tendenzen zu rechtfertigen begannen und mit erhitzten Gemütern unbefriedigt aus der Demokratiekonferenz heimgingen. Diesmal konnte jeder ausreden. Könnte das möglicherweise im kleinen Kannenbäckerland ein guter Anfang sein? Oder vielleicht steht es sogar exemplarisch für schon viele andere Orte und dafür, dass diese Form von Offenheit und Kommunikation als zielführender erkannt wurde als die vielen aufgegriffenen Vorwürfe und Schlagwörter aus dem einen oder anderen öffentlichen Auftritt.
Ein Umdenken scheint ohnehin bereits hier und da einzusetzen. Gerade die Boomer-Generation kann hier noch einmal loslegen, denn nun holt sie ihre Eigenschaften, die sie in den vergangenen Jahrzehnten in so vielfältiger Weise für die Gesellschaft eingesetzt hat, wieder hervor, nachdem sie etwas konsterniert innegehalten hatte angesichts der Vorwürfe jüngerer Generationen, Schuld an der derzeitigen Misere mitzutragen.
Doch Schuldzuweisungen helfen ja bekanntlich nicht weiter, und statt verärgert reagieren viele aus der Generation versöhnlich und reichen die Hand zu gemeinsamen Lösungen. Das mag nicht einfach werden: Es gehört zu jedem Generationenkonflikt, sich zunächst voneinander zu entfernen, denn darin steckt ja auch die Entwicklung. Und vielleicht kann man ja beides haben.
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