Westerwaldkreis

Solidarität mit bedrohtem Feriendorf: Netzwerk setzt sich für Fortbestand der Einrichtung in Hübingen ein

photo_ffd-kinderzirkus_192259
Im Kinderzirkus des Familienferiendorfes in Hübingen kann der Nachwuchs sich als Artist, Jongleur oder Clown ausprobieren – und nach einer Woche zeigen die jungen Künstler öffentlich, was sie gelernt haben. Foto: Uli Schmidt

Was würde der Region und weit darüber hinaus verloren gehen, wenn das Familienferiendorf (FFD) in Hübingen seine Arbeit einstellen müsste? Dieser sozial- und familienpolitisch brisanten Frage ist das Forum Soziale Gerechtigkeit bei einem Besuch der traditionsreichen Einrichtung im Buchfinkenland nachgegangen. Das Fazit: Für Familien und Alleinerziehende, die mangels fehlender finanzieller Mittel auf Ferien und Erholung im FFD angewiesen sind, wäre es eine Katastrophe.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

„Und die muss verhindert werden“, sind sich die Aktiven des Netzwerkes laut ihrer Pressemitteilung einig.

Die Einrichtung stand bereits 2004 nach dem Rückzug des Bistums aus der Trägerschaft vor dem Aus, aber mit einem engagierten Trägerverein und motivierten Mitarbeitenden ging es bis heute auf gutem Niveau weiter. Auch während der Pandemiejahre war die Einrichtung für viele Menschen ein Rettungsanker in schwierigen Situationen. Ein Beispiel dafür sei das hilfreiche Projekt „Corona-Auszeit für Familien“, das vom Bund großzügig gefördert wurde und für viele Familien und Alleinerziehende nach den langen Kontaktbeschränkungen eine gesellige Ferienzeit ermöglichte.

„Unseren Gästen aus nah und fern fehlt oft das Geld für einen Familienurlaub, die brauchen uns, um mit geringen Mitteln Erholung zu finden“, sagte Hanno Heil als Vorsitzender des Trägervereins zur Begrüßung im gemütlichen Kaminzimmer des FFD. Er beschrieb das pädagogische Programm, die reizvollen Angebote in der Keramik- und Bildhauerwerkstatt sowie die vielfältigen Erkundungen der Natur ringsum. Besonders attraktiv ist der Mitmachkinderzirkus Basalto, in dessen Zirkuszelt inzwischen auch das neue Format „Varieté im Buchfinkenland“ stattfindet. Hausleiter Michael Nagel wies auf mehr als 21.000 Übernachtungen in diesem Jahr hin, die 2024 auf bis zu 24.000 gesteigert werden sollen. „Wo sollen die Leute denn hin, wenn nicht zu uns?“, fragte Nagel in die Runde.

Bei einem Rundgang wurde dargestellt, dass die Anlage mit 40 Ferienhäusern für bis zu 230 Personen, einem Zentralgebäude mit großem Speisesaal, zwölf Seminar- und Aufenthaltsräumen und einer Kapelle auch einen erheblichen Instandhaltungs- und Sanierungsaufwand erzeugt. „Wenn wir die kommenden Jahre in den Blick nehmen und insbesondere die notwendige energetische Sanierung, werden schnell 5 Millionen Euro zusammenkommen“, meinte Heil, der hinzufügte: „Ohne die dafür über Jahrzehnte gewährte Drittelförderung des Bundes wird das schwer bis unmöglich.“ Bundestagsabgeordnete Tanja Machalet sagte zu, sich in Berlin dafür einzusetzen, dass die entsprechenden Mittel nicht aus dem Bundeshaushalt gestrichen werden.

Für das Forum Soziale Gerechtigkeit sagte Georg Poell mit Zustimmung von Hübingens Ortsbürgermeister Thomas Sanner-Brohl, dass es hier um eine Institution gehe, die dringend die Solidarität aller brauche. Er lobte die inklusiven Arbeitsplätze und forderte die Schulen in der Region auf, das FFD noch stärker zu nutzen. Für den VdK bot dessen Kreisvorsitzender Eckhard Kurz an, die 12.000 Mitglieder in geeigneter Form über das FFD zu informieren. Auch Uli Schmidt kündigte für den Senioren- und Behindertenrat (SBR) Westerwald an, für den Fortbestand der sozialpolitisch unverzichtbaren Einrichtung zu streiten.

Im Erfahrungsaustausch der anwesenden Netzwerker wurden sozialpolitisch relevante Themen in der Region wie der Pflegestrukturplan und die Umsetzung der Seniorenpolitischen Konzeption im Westerwaldkreis angesprochen. Zu Letzterer wird vom SBR unter anderem eine kreisweite dreiteilige Gesprächsreihe vorbereitet. red