Montabaur

Schadet größeres Outlet Montabaur der Umwelt? Naturschutzinitiative lehnt Erweiterung ab

Blick von der Nelkenstraße beim Beulköpfchen nahe Eschelbach: Rechts Schloss Montabaur und das FOC mit seinen überdimensionierten Werbetafeln, links das Wohngebiet Kesselwiese mit dem davor liegenden Grünzug und dem zu erhaltenden Biotopkomplex.
Blick von der Nelkenstraße beim Beulköpfchen nahe Eschelbach: Rechts Schloss Montabaur und das FOC mit seinen überdimensionierten Werbetafeln, links das Wohngebiet Kesselwiese mit dem davor liegenden Grünzug und dem zu erhaltenden Biotopkomplex. Foto: Harry Neumann

Nach der Zustimmung der SGD Nord zur Erweiterung des Outlet Montabaur (Fashion Outlet Center/FOC) befürchtet die Naturschutzinitiative eine weitere Verschlechterung für das Landschaftsbild und die Biotopvernetzung im Umfeld der Kreisstadt. Das teilt der Verein in einer Presseinfo mit.

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„Fuhr man früher die Autobahn entlang, erfreute das Stadtbild von Montabaur mit dem Burgberg und der historischen Stadtkulisse, die nach Norden hin zum Talrand des Gelbachtals abgehoben ist. Doch das Bild änderte sich. Zuerst mit der neuen ICE-Trasse und dem ICE-Bahnhof, danach mit der Errichtung der zahlreichen Verwaltungsgebäude, schließlich mit den Gebäuden des FOC“, schildert die Naturschutzinitiative (NI). Anstelle des Schlosses prägten überdimensionierte Werbeschilder nach Norden die Stadtkulisse. Deutlich werde das besonders von der Anhöhe nördlich der Autobahn zwischen dem Gewerbegebiet Alter Galgen und Eschelbach beziehungsweise dem Beulköpfchen.

Flächenversiegelung schreitet fort

„Die ehemals liebliche Stadtkulisse ist nun zerstört, die Flächenversiegelung schreitet fort, mit einer Neubeanspruchung von Boden gehen unwiederbringlich Funktionen des Naturhaushaltes und des Bodens verloren“, erklärten Harry Neumann, Vorsitzender, und Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI laut der Mitteilung des Vereins.

Verbindung von Biotopen freilassen

Ein Großteil der Erweiterung soll auf der Fläche des heutigen Großparkplatzes stattfinden, wo die Parksituation dann durch den Bau eines Parkhauses geregelt werden soll. Es solle aber auch ein östlich angrenzender bisher frei gelassener Grünzug, der ins Gelbbachtal führt, in Anspruch genommen werden, kritisiert die NI: „Diesem kommt eine wertvolle biotopverbindende Funktion in Richtung Ahrbachtal zu, die auch weiterhin freigelassen werden muss“, so Vollmer.

Schon durch Wohnbebauung eingeengt

Aufgrund seiner reich strukturierten Biotopausstattung und zur Sicherung des verbliebenen Talabschnittes sei der noch nicht bebaute Grünzug in der Landesbiotopkartierung 2006 als „Gehölz-Grünland-Komplex mit Aubach-Abschnitt in Montabaur“ ausgewiesen worden. Ein Bereich, der seitdem schon durch Wohnbebauung weiter eingeengt wurde und nun am nördlichen Ende durch die geplante Großbebauung ganz abgeriegelt würde. Dies werde die NI nicht hinnehmen und biete der Stadt Montabaur im Bebauungsplanverfahren ihre naturschutzfachliche Expertise an, erklärte der Natur- und Umweltschutzverband in einer Pressemitteilung.

Auch für eine Umnutzung der bisherigen großen Parkplatzfläche fordern wir ein besseres städtebauliches Konzept.

Harry Neumann und Immo Vollmer, Naturschutzinitiative

Dass dieser bereits von der Autobahn zerschnittene Grünzug noch Bedeutung für Wanderbeziehungen von Tieren und Pflanzen habe, sei vor wenigen Jahren deutlich geworden, als eine Europäische Wildkatze im Bereich der Autobahnauffahrt überfahren wurde. Für zukünftige Bebauungsplanungen fordert die NI deshalb, diesen Korridor freizuhalten, auch wegen seiner ausgleichenden Funktion für das Stadtklima und die Wohngebiete. „Auch für eine Umnutzung der bisherigen großen Parkplatzfläche fordern wir ein besseres städtebauliches Konzept, sodass sich die aktuelle Blockbebauung hier nicht einfach nahtlos fortsetzt“.

Planung ökologisch ausrichten

Solche versiegelten Großparkplätze könnten effektiver durch Mehrstöckigkeit und die Installierung von Solarmodulen genutzt werden, wobei dann ein erheblicher Teil entsiegelt werden könnte. „Montabaur sollte endlich den Flächenverbrauch deutlich reduzieren“, fordert die NI. Denn das damit zusammenhängende Artensterben und der zunehmende Verlust an Biodiversität seien die größten Herausforderungen für das Überleben der Menschheit. Zukunftsorientierte Planungen müssten daher ökologisch ausgerichtet sein, anderenfalls dürften sie erst gar nicht begonnen werden“, betonten Neumann und Vollmer in ihrem Statement.