Westerwaldkreis

Alarmruf im Westerwald: Gibt es bald keine Beratung mehr für von Gewalt bedrohte Frauen?

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Der Runde Tisch gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen ist ein Netzwerk mit Mitgliedern aus Polizei, Justiz, Behörden, Beratungsstellen, Frauenunterstützungs- und Opferschutzeinrichtungen. Jetzt schlägt er Alarm.  Westerwaldkreis Foto: Carolin Faller/Kreisverwaltung Westerwaldkreis/Carolin Faller/Kreisverwaltung

Mit einem Brief an die Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region machen die Mitglieder des Runden Tischs gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen Rhein-Westerwald (RRT) auf die prekäre Situation in diesem Bereich aufmerksam und rufen dazu auf, Abhilfe zu schaffen. Ausschlaggebend war die Ankündigung des Frauennotrufs Koblenz, Frauen aus dem Kreis Neuwied künftig nicht mehr zu beraten.

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Außerdem hat sich der ehrenamtlich organisierte Trotzdem-Lichtblick-Verein gegen sexuellen Missbrauch/Frauennotruf aufgelöst. Somit sieht es so aus, als würden von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen und Mädchen ab Januar 2025 keine Beratungs- und Unterstützungsangebote mehr im Kreis Neuwied finden.

Frauenhaus Westerwald hat zu wenig Plätze

Die bestehenden Angebote reichen schon lange nicht mehr aus. Das für die drei Kreise zuständige Frauenhaus Westerwald verfügt gerade einmal über fünf Plätze (sieben nach Neubau) für Frauen mit ihren Kindern. Diese sind jedoch nahezu dauerhaft belegt, denn es fehlen nicht nur mindestens 46 Familienplätze, sondern auch bezahlbarer Wohnraum für die Zeit nach dem Frauenhaus. Zwar gibt es eine Reihe von Beratungs- und Präventionsangeboten, doch vielfach wird die Arbeit entweder ehrenamtlich geleistet oder die Fortsetzung ist aufgrund auslaufender Fördermittel beziehungsweise Finanzierung ungewiss.

Angebote reichen nicht

In den drei Landkreisen Neuwied, Altenkirchen und Westerwaldkreis leben 265.966 Frauen und Mädchen (Stand: 30. Juni 2023). Geht man davon aus, dass jede vierte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens mindestens einmal körperliche und/oder sexuelle Übergriffe durch einen Beziehungspartner erlebt, ergebe sich von selbst, dass die vorhandenen Angebote bei Weitem nicht ausreichten, meinen die Mitglieder des Runden Tischs.

Ihnen zufolge fehlen barrierefreie Frauenhausplätze, Beratungsstellen, Fahrdienste, Übersetzungshilfen, bezahlbarer Wohnraum, Präventionsangebote und vieles mehr. Außer der gesicherten Finanzierung gehöre auch ein fest eingestellter, qualifizierter Personalstamm dazu, der nicht an befristete Projektmittel gebunden sei.