Westerwaldkreis

30 Jahre in Nordhofen gepredigt: Bewegender Abschied für Pfarrer Michael Rother

Letzte Predigt: Pfarrer Michael Rother in seinem Abschiedsgottesdienst von der Evangelischen Kirchengemeinde Nordhofen. Nach drei Jahrzehnten wechselt Rother ins Dekanat Nassauer Land.  Foto: Peter Bongard
Letzte Predigt: Pfarrer Michael Rother in seinem Abschiedsgottesdienst von der Evangelischen Kirchengemeinde Nordhofen. Nach drei Jahrzehnten wechselt Rother ins Dekanat Nassauer Land. Foto: Peter Bongard

Pfarrer Michael Rother legt eine Handvoll frischer Äpfel auf den Altar der Nordhofener Kirche. Das Obst stammt vom „Lutherbäumchen“, das die Gemeinde 2017 zum Reformationsjubiläum gepflanzt hatte. Ein schönes Symbol zum Abschied. Denn die Äpfel seien nicht die einzigen Früchte, die die Arbeit des Pfarrers hervorgebracht habe, wie das Evangelische Dekanat Westerwald in seiner Mitteilung schreibt.

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30 Jahre lang war Michael Rother Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Nordhofen. Nun möchte er noch einmal neu anfangen: im Evangelischen Nachbarschaftsraum Esterau-Diez, einer Region, die er „sehr mag“. Vorher sagt er seiner Gemeinde Adieu: In einem bewegenden Gottesdienst blicken er und seine Wegbegleiter zurück auf drei ereignisreiche Jahrzehnte.

In der voll- und prominent besetzten Kirche (zu den Gästen gehört auch Ihre Durchlaucht Sophie Charlotte Fürstin zu Wied) bringen die Gäste Michael Rother viel Wertschätzung entgegen – und Respekt für den Neuanfang im Dekanat Nassauer Land. „Eine lange Zeit segensreichen Wirkens geht zu Ende“, sagt der Dekan des Evangelischen Dekanats Westerwald, Axel Wengenroth. Er bezeichnet Rother als zugewandten Seelsorger, hebt seine liebevollen Gottesdienste, sein Engagement für junge Menschen, für Schule, Kita und das Land Tansania hervor und lobt dessen Arbeit fürs Dekanat und die Synode der Landeskirche. „Es ist nicht einfach, das alles loszulassen. Aber ich bitte auch Sie als Gemeinde: Lassen Sie ihren Pfarrer los.“

„Diesen Dienst wirst Du weiterhin ausfüllen, wenn auch an einem anderen Ort.“

Axel Wengenroth, Dekan des Evangelischen Dekanats Westerwald

Denn Michael Rother wird nun in einer neuen Kirchengemeinde gebraucht – als Bote Gottes und dessen Liebe. „Diesen Dienst wirst Du weiterhin ausfüllen, wenn auch an einem anderen Ort“, sagt der Dekan. Der Stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Dominik Neuer, wünscht dem scheidenden Pfarrer ebenfalls Glück und Segen für die Zukunft: „Manche Menschen sagten zu mir: ,Schade, ich dachte, der Pastor beerdigt mich noch!‘. Das ist ein Kompliment. Denn Du warst für Sterbende und deren Angehörige da. Ein Tröster, der nicht von einem theologischen Elfenbeinturm herab spricht, sondern die Höhen und Tiefen des Lebens kennt.“

„Auf Deinem neuen Weg hast Du Gott und Deine Frau Christine als treue Begleiter an Deiner Seite.“ Und sicher auch den einen oder anderen Engel. Denn die Himmelsboten waren und sind in Pfarrer Rothers Leben wichtige Gestalten.

Der Weg zum frischen Wasser

In seiner Abschiedspredigt spricht er über die biblische Geschichte von Hagar, die mit ihrem Sohn Ismael in die Wüste vertrieben wird und dort eine rettende Engelsbegegnung hat. „Der Engel zeigt Hagar den Weg zum frischen Wasser. Gott hilft und handelt an ihr durch einen Himmelsboten. Genau darum geht es: um Beziehungen. Beziehung ist alles.“ In den vergangenen drei Jahrzehnten hat Rother viele dieser „engelhaften“ Beziehungen erlebt: bei Beerdigungen, in denen er Angehörige neuen Mut hat fassen sehen, bei den vielen Menschen, die ihn in seinem Dienst unterstützt hätten oder bei den Kollegen, die mit ihm vor fast 30 Jahren auf der Straße waren, um gegen die Abschaffung des Buß- und Bettags zu demonstrieren.

Wie Hagar in der Wüste

„Was ist das für ein wunderbarer Beruf, in dem wir mit Engeln arbeiten dürfen?“, fasst er zusammen. „Ich habe hier fast 4000-mal gepredigt und habe es irrsinnig gerne und voller Freude gemacht. Für uns stand im Kirchspiel Nordhofen eine Himmelsleiter.“

Doch am Ende fühlt er sich ein wenig wie Hagar in der Wüste. „Die Kraft war weg. Aber auch in diesen Momenten habe ich Engel in Form von guten Beratern und Freunden erlebt. Sie haben mir eine neue Richtung aufgezeigt, die mich nun nach Diez führt.“ Die Engel bleiben indes in Nordhofen, ist sich Michael Rother sicher. „Ihr habt hier die guten Mächte Gottes: Leute, die mittragen und mithelfen. Vertraut einander. Es gibt viele, die es gut mit Euch meinen“, gibt er seiner Gemeinde mit auf den Weg. Den Gottesdienstbesuchern sei dieser Abschied zu Herzen gegangen, wie das Dekanat ferner schreibt. Das habe man während der Fürbitten, die Dominik Neuer, Ellen Jurecz, Marita John und Guido Thabe vortrugen, und der Musik des Dekanatskantors Jens Schawaller und der Gesangsbeiträge von Annabelle Müller-Götsch sowie in vielen guten Wünschen für Rother gespürt.