Wie wird der Weinjahrgang 2022, dessen Wachstum und Reife durch einen sehr heißen Sommer mit sehr wenig Regen bestimmt war?
„Ein Jahrgang mit großem Angebot bei den einfachen Trinkweinen“, so schätzt Heinz-Uwe Fetz aus Dörscheid, Präsident des Weinbauverbandes Mittelrhein, den Wein des Jahres 2022 ein, der, nachdem die Lese bei nahezu allen Weingütern im Oberen Mittelrheintal jetzt abgeschlossen ist, bereits in den Fässer reift. „Vielfach, so schätzt Fetz, werden die Spitzenweise fehlen, denn dafür hat es zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt geregnet. Aufgrund der vielen Sonnenscheinstunden müssten wir eigentlich deutlich höhere Mostgewichte erreicht haben. Diese wurden aber durch den Regen deutlich verdünnt.“
Gleiches gelte für die Säurewerte: „Diese sind aber für unsere Rieslingweine mit sehr angenehmen Werten geerntet worden. Insgesamt ein Jahrgang, der gut in das Portfolio unserer Betriebe passt.“ Insgesamt höre er breite Zufriedenheit bei den Kolleginnen und Kollegen der Winzerbetriebe am Mittelrhein.
Das gilt auch für seinen Kollegen und Vizepräsidenten Felix Pieper, der sein Weingut in Königswinter führt. „Sowohl die Qualität wie auch die Mengen waren in einem meist erfreulichen Bereich. Natürlich schwankte dies je nach Rebsorte und Lage, aber im Gesamtschnitt dürften wir bei beiden Faktoren über den Werten des langjährigen Schnitts liegen.“ Wie der neue Jahrgang tatsächlich wird, sei eine in den meisten Fällen „undankbar“ zu beantwortende Frage.
„Die Weichen sind mit der bereits angesprochenen Qualität sehr gut gestellt, bis wir dann aber beim fertigen Wein und seiner sensorischen Beurteilung sind, müssen wir uns alle noch etwas in Geduld üben. Ich denke aber, dass wir uns aufgrund der Werte und des hervorragenden Gesundheitszustandes des Leseguts auf einen sehr ausgewogenen Jahrgang freuen dürfen.“
Der heiße Sommer habe die Winzerschaft wie auch die eigentlichen Hauptakteure – die Reben – schon vor gewaltige Aufgaben gestellt. Konnten ältere und tief wurzelnde Weinberge trotz der massiven Trockenheit und Hitze noch gut an Wasser kommen und blieben so bis in den Herbst hin vital, brauchten die jungen Anlagen mit ihren noch nicht so weit in den Boden ragenden Wurzeln regelmäßig Wasser. Insofern seien die Winzer schon mit Manpower, Wasser, Kraftstoff und Zeit enorm gefordert gewesen.
Positiv zu erwähnen sei, „dass wir es in diesem Jahr wenig bis gar nicht mit Pilzkrankheiten zu tun hatten“. Dennoch: Der Klimawandel und seine Herausforderungen auch für die Winzer sind da. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig“, so Heinz-Uwe Fetz, „und stellen derzeit die größte Herausforderung für unsere Betriebe dar.“ kr