Rhein-Lahn

Paracelsus-Aus: Diskussionsrunde in Bad Ems beleuchtete viele Aspekte

Rückenwind für den Erhalt des Krankenhauses auf der Bismarckhöhe wünschten sich auch die Teilnehmer der Diskussionsrunde „CDU im Dialog“ in Bad Ems. Foto: Michaela Cetto
Rückenwind für den Erhalt des Krankenhauses auf der Bismarckhöhe wünschten sich auch die Teilnehmer der Diskussionsrunde „CDU im Dialog“ in Bad Ems. Foto: Michaela Cetto

Die Schließung der Paracelsus-Klinik in Bad Ems war das aktuelle Thema der „CDU im Dialog“-Veranstaltung vor wenigen Tagen in Bad Ems – ein starkes Thema, das zahlreiche Gäste interessierte. An diesem Abend wurden viele Aspekte rund um die Entwicklungen um das Krankenhaus auf der Bismarckhöhe noch einmal beleuchtet.

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Einladende: der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion des Rhein-Lahn-Kreises Jens Güllering und seine Stellvertreter Günter Groß und Udo Rau. In einer Pressemitteilung der CDU wird berichtet, was an dem Abend besprochen wurde.

Was das Klinik-Aus für die Stadt bedeutet

Dicht dran an den Entwicklungen rund um die Paracelus-Klinik ist der Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel, der aus Sicht der Stadt erläuterte, warum das Krankenhaus für Bad Ems so wichtig ist. Neben der Geschichte der Stadt als Gesundheitsstandort spreche der Welterbetitel sowie der Status von Bad Ems als Mittelzentrum klar für ein Akutkrankenhaus, das neben den knapp 10 000 Einwohnern der Stadt auch die Orte im Umkreis versorge.

Einer, der die Lage gut einschätzen kann, ist Internist und Allgemeinmediziner Dr. Martin Schencking. Dieser macht sich seit Jahren für die Einrichtung eines stationären Hospizes im Rhein-Lahn-Kreis stark und sprach nun über die Auswirkungen, die die Schließung der Paracelsus-Klinik auf die Gesundheits- und Notfallversorgung des Rhein-Lahn-Kreises hat. Als Arzt, der zahlreiche Stationen durchlaufen und viele Krankenhäuser kennengelernt habe, stelle er fest, dass sich die Paracelsus-Klinik als hervorragendes Haus etabliert habe.

Dr Schencking: Paracelsus-Klinik ist unwirtschaftlich

Der Mediziner erläuterte anhand praktischer Beispiele auch, dass die Klinik unwirtschaftlich sei, heißt es weiter in der Pressemitteilung der CDU. Jedoch sei dies ein Problem vieler Krankenhäuser: So gebe es für einen Herzinfarkt eine Pauschale von 1000 Euro bei einer Behandlungszeit von zwei Tagen. Nur, wenn diese Zeit unterschritten würde, könne man von wirtschaftlicher Tragfähigkeit sprechen.

„Allerdings“ so Schencking, „ist derjenige schief gewickelt, der glaubt, dass uns die Großkrankenhäuser retten.“ Die Schließung der Klinik habe auch Konsequenzen für Akutversorgung auf dem Land und die Notfallversorgung im Kreis. Dabei sehe er vor allem die zeitnahe Versorgung von Infarktpatienten kritisch, da die Paracelsus-Klinik bisher rund um die Uhr Herzkatheter und Fachpersonal zur Verfügung gestellt habe. „Da es bei diesen Patienten auf jede Minute ankommt, stellt sich die Frage, wohin wir sie zeitnah bringen sollen!“ Laut des Arztes haben andere Krankenhäuser bereits ein großes Einzugsgebiet, sodass er den Rettungsdienst im Rhein-Lahn-Kreis durch die Schließung „erheblich gefährdet“ sehe.

Wie es in der Pressemitteilung der CDU weiter heißt, sei auch der größte Arbeitgeber des Kreises – die Stiftung Scheuern – von den Schließungsplänen überrascht worden und noch immer geschockt. Denn gerade für ihre Bewohner sei eine wohnortnahe Versorgung wichtig.

Wir sind als Kommune fremdbestimmt.

Ebenfalls mit von der Partie bei „CDU im Dialog“ war die Erste Kreisbeigeordnete Gisela Bertram, die schon an vielen Gesprächsrunden teilgenommen hat. „Wir sind als Kommune fremdbestimmt“, betonte sie und wies ebenfalls auf den Schaden einer fehlenden Akut-Klinik für die Region hin. Sie berichtete von aktuellen Gesprächen, um einen Träger für das Krankenhaus zu finden – die elementare Voraussetzung für den Weiterbetrieb. Auch Verhandlungen mit dem Eigentümer des Gebäudes (Porterhouse Group), der das Haus veräußern will, liefen derzeit, wie Stadtbürgermeister Krügel ergänzte.

Idee: Bürgernahes Krankenhaus

Die anwesenden Diskussionsteilnehmer erörterten außerdem die neueste Idee einiger Bad Emser Mediziner, eine gemeinnützige GmbH für ein „bürgernahes Krankenhaus“ zu gründen. Als Vorsitzender des Betriebsrats sprach Mario Kauth über die Gefühlslage der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mittlerweile die Hoffnung verloren hätten. Der Bad Emser Stadtchef konstatierte in diesem Zusammenhang, dass der Beschluss zur Schließung unumstößlich sei – die drei Monate Aufschub seien nicht als Erfolg zu verbuchen.

Nach einer regen Diskussion und zahlreichen Fragen appellierte Günter Groß schließlich an alle Anwesenden, sich mit Leserbriefen und Eingaben beim zuständigen Ministerium in Mainz für den Erhalt der Paracelsus-Klinik einzusetzen. „Solange das System des Gesundheitswesens nicht grundlegend geändert wird, wird sich an dem Zustand auch nichts ändern und wirtschaftliche Erwägungen zu weiteren Schließungen führen“, so Groß abschließend. red