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Rhein-Lahn

Gefahr auch im Rhein-Lahn-Kreis: In älteren Häusern könnten Asbestfallen lauern

Asbest kann zur tödlichen Gefahr werden
Nicht nur in alten PVC-Fliesen kann Asbest stecken, auch der Kleber kann belastet sein. Im Rhein-Lahn-Kreis stehen rund 18.000 Wohnhäuser unter Verdacht, dass hier asbesthaltige Baustoffe verwendet worden sein könnten. Handwerker, aber auch Heimwerker sind gefährdet. Foto: Markus Scholz/dpa

Einst galt Asbest als eines der besten Baumittel schlechthin. Mehr als 3500 verschiedene Produkte wurden in Deutschland aus Asbest hergestellt, denn der Stoff ist feuerfest, beständig und war günstig. Asbest fand daher gerade im Haus- und Wohnungsbau vielfachen Einsatz. Heute sind viele dieser Häuser in die Jahre gekommen und werden – gerade auch im Rahmen der Energiewende – saniert.

Lesezeit: 3 Minuten
Deshalb ist das Thema Asbest erneut aktuell – denn im Rahmen der Sanierungen kann die alte „Wunderfaser“ wieder ans Licht kommen. Die Mineralfaser, aus der Asbest besteht, ist als krebserregend eingestuft. Wenn Asbestfasern eingeatmet werden, etwa beim Schneiden oder Fräsen, können diese langfristig schwere oder sogar tödliche Krankheiten erzeugen. Oft ...
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Wer zahlt die Zeche bei Sanierungen?

Die Gefahrstoffverordnung regelt den Umgang mit asbesthaltigen Baustoffen und wie Handwerker davor geschützt sind. Die bisherige Fassung will des Bundesarbeitsministerium jedoch aktualisieren, ein entsprechender Referentenentwurf liegt seit geraumer Zeit vor und wird seitdem heftig diskutiert. Denn darin geht es nicht nur um verbesserte Schutzmaßnahmen für Arbeiter, eine der wichtigsten Änderungen der Novelle sieht außerdem künftig Informations- und Mitwirkungspflichten des „Veranlassers“ von Bautätigkeiten vor. Dies bedeutet, dass der Bauherr oder der Auftraggeber ermitteln muss, ob in dem jeweiligen Gebäude Asbest oder andere Gefahrstoffe vorhanden sind. Das geschieht in der Regel durch eine Beprobung, die vor Beginn einer Baumaßnahme durchgeführt werden müsste. Mit diesen soll geprüft werden, ob in früheren Jahren asbesthaltige Materialen verwendet wurden.

Laut Referentenentwurf würde dies für alle Häuser gelten, die vor dem 31. Oktober 1993 errichtet wurden – also 9,5 Millionen bundesweit, rund 611.000 in Rheinland-Pfalz und etwa knapp die Hälfte aller Wohnhäuser im Rhein-Lahn-Kreis. Sie alle wären dann Verdachtsfälle. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt das Bundesarbeitsministerium zum aktuellen Stand: „Die Novellierung der Gefahrstoffverordnung befindet sich derzeit in der regierungsinternen Ressortabstimmung, die abzuwarten bleibt.“

Kritiker warnen, dass mit dem Vorhaben der Regierung auf Eigentümer eine massive Kostenwelle zukomme, Sanierungen, auch die nach dem neuen Heiz-Gesetz, würden erheblich erschwert und verteuert. Auf einer Bauministerkonferenz haben die Länder bereits massive Kritik an dem Vorhaben geäußert.

Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbandes Haus & Grund, sagt, dass es aus Sicht des Verbandes richtig sei, die Arbeiter, die nunmehr durch die Baustoffe gefährdet seien, zu schützen. Aber: „Wir halten es für falsch, dass Immobilieneigentümer, die die eigentlichen Geschädigten der Verwendung dieser Baumaterialien sind, nun diejenigen sein sollen, die die Kosten für Untersuchungen übernehmen müssen.“ Die Materialien seien ohne Wissen der Immobilieneigentümer verbaut worden, kein Eigentümer hätte solchen Baustoffen zugestimmt. Der Verband fordert daher einen Entschädigungsfonds der Baustoffhersteller, die diese Baustoffe in Umlauf gebracht haben. Andere Kritiker wie NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) warnen, dass letztlich auch die Mieter an den entstehenden Kosten beteiligt werden würden. ms

Verdachtsfälle auf Asbesterkrankungen steigen

Weltweit sterben schätzungsweise etwa 100.000 Menschen pro

Jahr an den Folgen einer Asbestexposition. Den den Zahlen des Nationalen Asbest-Profils Deutschland zufolge sind in unserem Land zwischen 1990 und 2017 insgesamt mehr als 34.000 Menschen verstorben, weil sie asbesthaltigen Stäuben ausgesetzt waren. 2017 starben 1600 Berufserkrankte, 2022 und 2023 sollen es jeweils noch 320 Baubeschäftigte gewesen sein.

Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) warnte im vergangenen Jahr allerdings, dass die bereits jetzt steigenden Erkrankungszahlen aufgrund von Asbest in den kommenden Jahren noch zum großen Problem werden könnten. Der BG Bau seien im Jahr 2022 nach eigenen Angaben insgesamt 2414 neue Verdachtsfälle asbestbedingter Berufserkrankungen gemeldet worden, was einen Anstieg der Zahlen bedeuten würde. ms

Rhein-Lahn-Zeitung
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