Für den früheren Stadtbürgermeister von St. Goarshausen, Nico Busch, ist das Thema „Tränen der Loreley“ eine Rechtsfrage, die geklärt werden muss. Zu einem Kauf der Markenrechte und der Restbestände des Likörs sei es tatsächlich nie gekommen, erklärt Busch auf Anfrage unserer Zeitung.
Zunächst habe sich das Angebot, die „Tränen“ zu übernehmen, gut angehört. „Für meine Partnerin und mich war wichtig, dass das Produkt, mit dem man für die Stadt St. Goarshausen werben kann, überhaupt weiter existiert. Aber in dem Moment, wo Herr Delicat sagte, dass wir eigene Geräte kaufen und eine neue Produktionsstätte suchen müssten, dass er überdies eine Provision erwarte, war dies ein Angebot, das wir so nicht übernehmen konnten.“ Ein Kaufvertrag habe faktisch nie existiert. Busch weiter: „Es hat keine Übertragung der Marke an mich gegeben und es ist auch kein Preis ausgehandelt worden.“
Sein Schreiben vom 4. April 2022, in dem er die Übernahme der „Tränen der Loreley“ verkündete (O-Ton:„In der Nachfolge von Klaus Delicat hat Familie Nico Busch seit dem 01.03.2022 die Marke und das Produkt ,Tränen der Loreley‘ übernommen.“), sei im Vertrauen darauf, dass die Angelegenheit positiv über die Bühne geht, in der ersten Euphorie sicherlich etwas verfrüht rausgegangen. Adressat sei jedoch die Stadtverwaltung St. Goarshausen gewesen und nicht der Kundenstamm.
„Mehrere Termine hat es gegeben“
Tatsächlich verkauft habe er die „Tränen“ zu dieser Zeit nicht. Kurz darauf habe sich das Thema für ihn und seine Partnerin sowieso erledigt. Am Telefon sagt Buschs Partnerin gegenüber unserer Zeitung, sie habe mehrere Termine zusammen mit Klaus Delicat gehabt, zum Beispiel im Labor. „Wir haben uns sehr wohl gekümmert, es ist partout nicht so, dass wir uns nicht gemeldet haben.“ Allerdings habe das Ganze keinen Zweck mehr gehabt, als Delicat sich geweigert habe, ihr die Herstellung näher zu erläutern. „Sein Argument war, dass dies für mich zu schwer sei.“
Warum er dann nicht schon im Laufe des Jahres 2022 das auf ihn angemeldete Zolllager wieder auflöst habe, fragten wir Nico Busch. „Ich hätte das sicherlich schon in dem Jahr erledigen können“, räumt Nico Busch ein. Im Jahr darauf aber habe er dem Zoll dann erklärt, dass er mit dem Zolllager nichts mehr zu tun habe, daraufhin sei dieses auch aufgelöst worden. Außerdem habe Klaus Delicat das Türschloss schon zuvor ausgetauscht. „Die Sache war damit ja im Grunde erledigt“, so Busch.
Probleme mit der Postzustellung
Die Kommunikation in der Angelegenheit sei insgesamt nicht gut gelaufen, räumt Nico Busch gegenüber unserer Zeitung auf Anfrage ein. Es habe überdies Probleme mit der Postzustellung gegeben, dies sei in der Loreleystadt St. Goarshausen auch bekannt. Erst über das Versäumnisurteil habe er überhaupt von dem Rechtsstreit erfahren. Michael Stoll